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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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brummte Tako. »Bring uns hinunter, Elisa. Bring uns nach Empirion.«
     
     
    Wind pfiff kalt über den Landungssteg hoch über den Gletschern. Wolkenfetzen glitten über den Himmel, verschleierten gelegentlich die ferne Sonne und trübten ihr Licht. Tako und Dominik trugen dicke Kapuzenjacken, als sie durch die Hauptluke der Akonda auf den Steg traten, der das mehrere hundert Meter über dem Eis schwebende Schiff mit einem der vielen weißen Nadeltürme verband. Andere, kleinere Raumschiffe ruhten in fest verankerten Levitationsfeldern unter und über ihr, auch an den anderen Türmen, die den an der Oberfläche von Millennia sichtbaren Teil der Hauptstadt Empirion bildeten. Unter dem dicken Eis, so wusste Tako, erstreckten sich kilometerweit Verwaltungskomplexe, Produktionsanlagen, Brutzentren und Thermen. An diesem Ort lebten mehr als zwei Millionen Personen, und die Tal-Telassi bildeten eine kleine Minderheit unter ihnen. Dennoch bestimmten letztendlich sie das Geschehen in der Hauptstadt und auf ganz Millennia; dies war ihre Welt.
    Auf halbem Weg über den Steg blieb Dominik stehen. Der Wind spielte mit seinem braunschwarzen zotteligen Haar, das dringend geschnitten werden musste, als er vom Geländer aus den Blick über die vielen weißen Türme und die dort verankerten Raumschiffe schweifen ließ. Hier und dort flogen Levitransporter mit Fracht oder Passagieren an Bord, und ihr Summen gesellte sich der Stimme des Windes hinzu.
    »Es wirkt alles so … friedlich«, sagte Dominik.
    »Unter dem Eis geht es reger zu«, erwiderte Tako. »Aber du hast Recht: Millennia ist eine Welt des Friedens.« Ein Gedanke wand sich wie eine Schlange durch sein Bewusstsein. Es sei denn, Dargo hat Recht mit seinem Hinweis auf einen jahrhundertealten Konflikt hinter den Kulissen. Er sah eine Gestalt im Eingang des Turms. »Komm, man erwartet uns.«
    Wenn der Junge bemerkt hatte, was ihm durch den Kopf gegangen war, so wies er nicht darauf hin. Stumm ging er an Takos Seite über den Steg zwischen der Akonda und dem elfenbeinfarbenen Turm, der aus dem Eis gen Himmel wuchs und weit oben an den Wolkenfetzen zu kratzen schien. Die schmächtige Gestalt im ovalen Eingang des Turms erwies sich als ein zierlicher, alter Haitari. Abgesehen von seinem kleinen Wuchs, den übergroßen Augen und der Haarlosigkeit hätte man dieses Geschöpf für einen Menschen halten können.
    »Ich heiße Marklin und bin Ihr Mittler, solange Sie auf Millennia sind«, stellte sich der Haitari vor und deutete eine Verbeugung an. Tako erwiderte den Gruß, und Dominik nahm sich ein Beispiel an ihm. Marklins Bionenanzug wies nicht nur viele tronische Komponenten auf, sondern zeigte auch Stammessymbole, an die sich Tako von seinem letzten Aufenthalt erinnerte.
    »Wie ich sehe, gehören Sie zu den Yrek«, sagte er. »Dieser Stamm hat viele Verdienste bei der Arbeit für die Tal-Telassi erworben. Es ist mir eine Ehre.«
    Die großen Augen im braunen, runzligen Gesicht des alten Haitari veränderten ihre Farbe, deutlicher Hinweis darauf, dass er sich geschmeichelt fühlte. »Nicht viele Besucher kennen die Bedeutung der Stammessymbole.« Mit sehr dünnen Fingern strich er über die verschnörkelten Zeichen an seinem Bionenanzug.
    »Ich bin schon des Öfteren auf Millennia gewesen und habe jede Gelegenheit genutzt, Dinge zu lernen.«
    »Hier gibt es viel zu lernen. Dies ist die Welt des Wissens.«
    »Genau deshalb sind wir hier. Damit dieser Junge lernt.«
    Daraufhin wandte sich Marklin an Dominik, griff behutsam nach seinen Händen, sah die violetten Fingerkuppen und verbeugte sich erneut, diesmal etwas tiefer. »Es ist mir eine Ehre«, sagte er und deutete ins Innere des Turms. »Bitte begleiten Sie mich. Ich bringe Sie zu Ihrem Quartier.«
    Die kalte Stimme des Winds blieb hinter ihnen zurück, als sie im Innern des Turms zu einem Terminal mit mehreren Transportkapseln schritten. Eine von ihnen war geöffnet, lockte mit Licht und Wärme. Nach einer einladenden Geste traten Tako und Dominik ein und nahmen auf einer einfachen Sitzbank Platz. Der kleine Mittler folgte ihnen, schloss die Tür und setzte sich ebenfalls. Die Transportkapsel bewegte sich, ohne dass er irgendwelche Kontrollen betätigte, und durch die kleinen Fenster beobachtete Tako, wie sie in die Tiefe glitten.
    »Sind wir nicht im oberen Residentialbereich des Turms untergebracht?«, fragte er.
    »Leider sind dort alle Quartiere belegt«, erwiderte Marklin, doch ein kurzes blaues Funkeln in den großen,

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