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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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etwas Traumartiges. »Wirre Emotionen bestimmten sein Verhalten. Der Tod ist eine zu harte Strafe.«
    »Lasst uns beraten, Schwestern.«
    Das Wispern wich aus Tako, und sein Bewusstsein gehörte wieder ganz allein ihm. Aber es blieb das Gefühl, in einem Traum – einem Albtraum – gefangen zu sein. Der Lichtstrahl aus dem Nichts weiter oben tauchte ihn noch immer in gleißende Helligkeit und hinderte ihn daran, die schwarzen Wände zu sehen.
    Verbannung , raunte es nach einigen langen Minuten.
    »Ja, Verbannung«, sagte Norene laut. »Das soll seine Strafe sein, und es ist eine milde Strafe. Keil Karides, Mörder von Myra 27, Sie werden nie wieder einen Fuß auf Millennia setzen. Wenn Sie gegen diese Anweisung verstoßen, wenn Sie noch einmal auf dieser Welt angetroffen werden, so besteht die Strafe in ihrer Auflösung . Dann sterben Sie in der Desintegrationskammer, die alles von Ihnen auslöscht, weder Selbstfragmente für Mneme noch genetisches Material für einen Klon zurücklässt.«
     
     
    Schnee fiel aus grauen Wolken, als Tako in Begleitung von zwei Angehörigen der Ehernen Garde auf den Landungssteg trat, der den weißen Turm mit der Akonda verband. Die beiden Männer drehten sich wortlos um und kehrten ins Innere des Turms zurück, während Tako über den Steg schritt, allein, nur begleitet von der Stimme des Windes, der die weißen Flocken tanzen ließ. Weiter vorn schwebte der schlanke Trichter des Raumschiffs in seinem fest verankerten Levitationsfeld, unbeeindruckt von Wind und Kälte. Mit jedem Schritt, der ihn dem Schiff näher brachte, dehnte sich die Erkenntnis in ihm aus, dass er den Jungen verloren hatte und ihn nie wiedersehen würde. Verzweiflung erfasste ihn, fast ebenso wild und schmerzhaft wie damals auf Meraklon. Diesmal ging der Verlust nicht auf den Tod eines Menschen zurück, aber er schien ebenso endgültig zu sein. Norene hatte gewonnen.
    An Bord der Akonda legte er die dicke Jacke ab und begann mit einer unruhigen Wanderung durch das ganze Schiff. Der Kontrollraum bot ihm nicht annähernd genug Platz. Er brauchte mehr Bewegungsfreiheit, um tief in Gedanken versunken einen Fuß vor den anderen zu setzen, um Erinnerungsbilder zu ordnen und sich zu fragen, ob sie von tatsächlich erlebten Ereignissen stammten oder auf die Manipulationen der Großmeisterin Norene zurückgingen. Wie konnte er jetzt noch sicher sein, dass die Dinge, an die er sich zu erinnern glaubte, tatsächlich geschehen waren? Ließ sich Wahres irgendwie von Falschem trennen? Was hatte Norene mit ihm angestellt?
    Und dann, heimtückisch und verschlagen, kroch ein neuer Gedanke ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit: Vielleicht habe ich Myra tatsächlich umgebracht … Er erinnerte sich an das Entsetzen in ihrem Gesicht, an das Gefühl der unter seiner Faust brechenden Nase. Er sah das Blut und beobachtete, wie die Augen der greisen Tal-Telassi im Tod trüb wurden.
    »Brauchst du Hilfe, Tako?«
    Er blinzelte mehrmals und fand sich im Eingang des Hibernationsraums wieder, in dem er während des Flugs nach Millennia zehn Tage geruht hatte, zusammen mit Dominik.
    Dominik …
    »Wie lange habe ich hier gestanden?«
    »Du stehst dort seit fast einer halben Stunde, Tako«, sagte Elisa. »Ich habe Anzeichen von starkem Stress bei dir festgestellt und zunächst vermutet, dass du ungestört nachdenken wolltest. Aber inzwischen bin ich besorgt, denn deine Anspannung lässt nicht nach. Was ist geschehen, Tako? Kann ich dir helfen?«
    »Bin ich ein Mörder, Elisa?« Er starrte noch immer auf die Ruheliegen und dachte an den Jungen, der in einer von ihnen gelegen hatte.
    Für einige Sekunden hörte Tako nur das leise Bereitschaftssummen der Bordsysteme.
    »Du hast getötet«, antwortete der Megatron schließlich. »Kronn, Chtai und Geeta. Im Kampf. Aber das macht dich nicht zu einem Mörder.«
    »Habe ich auf Kabäa Myra 27 umgebracht?«
    »Ich kenne den Einsatzbericht, den du Airon und der strategischen Gruppe des Oberkommandos übermittelt hast, Tako. Daraus geht nicht hervor, dass du die Ehrenwerte getötet hast. Sie starb bei dem Versuch, einen fatalen Traum in die Grakenpräsenz zu transferieren. Sie wollte ihm die ganze Kraft ihres Lebens geben.«
    Tako lauschte den Worten, saugte sie regelrecht in sich auf und horchte nach der Reaktion in seinem Innern. Sie schienen etwas zu berühren, das sich wahr anfühlte .
    Mit einem Ruck drehte er sich um und ging in Richtung Kontrollraum. »Norene hat meine Erinnerungen manipuliert, um

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