Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
Sie nicht jetzt sofort …«, begann Tako.
Marklin schüttelte erneut den Kopf und stand auf. »Nein, Keil Karides, ich bedauere sehr. Ich muss behutsam vorgehen, um die Tal-Telassi nicht zu verärgern und dadurch Schande über den Stamm Yrek zu bringen.«
Tako begleitete den Mittler zur Tür und spürte dabei, wie er immer unruhiger wurde. Er hatte bereits einen ganzen Tag verloren, und alles in ihm drängte danach, sofort mit der Suche nach Dominik zu beginnen.
Die Tür öffnete sich, und Tako musste feststellen, dass der Eistunnel nicht leer war. Zwei in voll ausgestattete Kampfanzüge gekleidete Angehörige der Ehernen Garde von Millennia standen dort, die Gesichter halb hinter Datenvisieren verborgen. Hinter ihnen stand Norene 19, scheinbar jung, wieder oder noch immer in ihren amethystblauen Bionenanzug gekleidet.
Einer der beiden Gardisten trat vor, ergriff Tako an den Armen und legte ihm eine Energiefessel an.
»Sie sind hiermit verhaftet, Keil Karides«, sagte Norene.
Tako starrte die beiden Gardisten verblüfft an und wandte sich dann an die Tal-Telassi. » Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, im Gegensatz zu Ihnen.«
»Sie sind ein Mörder, Keil Karides«, sagte Norene ohne Regung. »Sie haben Myra 27 umgebracht.«
Tako stand in einem fahlen energetischen Käfig auf einer Levitatorplattform. Die Ausmaße des Raums, in dem er sich befand, blieben ihm ebenso verborgen wie seine Einzelheiten – Dunkelheit verhüllte alles. Er wusste nicht, wie er hierher gelangt war. Sein Atem kondensierte in der Kälte, und er stellte dankbar fest, dass er noch die dicke Jacke trug, mit der er die Akonda verlassen hatte. Wann? Vor mindestens einem Tag.
Ein Lichtstrahl kam von oben, strich wie ein heller Finger durch die Dunkelheit, fand Takos Plattform und verharrte kurz, bevor er seinen Weg lautlos fortsetzte.
»Keil Karides, Sie sind des Mordes angeklagt.« Es war eine mächtige Stimme, laut und gewichtig, aber Tako wusste nicht genau, ob er sie mit den Ohren oder nur mental hörte. Er drehte sich langsam und beobachtete, wie der umherwandernde Lichtstrahl einem Teil der Finsternis Substanz gab: Etwa zwanzig Meter entfernt fiel er auf eine schwarze Wand, in der sonderbare Symbole Gruppen bildeten, neben Öffnungen, in denen Frauen standen. Manche von ihnen trugen Bionenanzüge, weit oder knapp, andere lange Gewänder in schillernden Farben, mit tronischen Komponenten besetzt, die wie Schmuck wirkten. Ob jung oder alt: Tako wusste, dass das äußere Erscheinungsbild in jedem Fall täuschte. Diese Tal-Telassi waren verjüngte Ausgaben der einstigen Originale, Klone mit dem Wissen und den Erfahrungen von Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden.
»Dies ist ein Tribunal, und es wird über eine gerechte Strafe entscheiden.«
»Ich bin unschuldig«, sagte Tako und drehte sich noch immer um die eigene Achse, während der aus dem Nichts kommende Lichtstrahl über die Wände strich, Nischen mit weiteren Tal-Telassi zeigte. Fast alle Frauen waren sehr blass, Hinweis darauf, dass sie ihre Welt unter den Gletschern von Millennia nur selten verließen.
»An Ihrer Schuld besteht kein Zweifel. Ich habe sie in Ihnen gesehen.«
Tako erkannte die Stimme und blickte in die Richtung, aus der sie kam.
»Sie sind Norene 19, nicht wahr?« Er konnte sie nicht sehen, denn der Finger aus Licht kroch über einen anderen Teil der Wand. »Sie haben mir den Jungen genommen und mich gegen meinen Willen einer telepathischen Sondierung unterzogen. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Maximen. Nicht ich habe Schuld auf mich geladen, sondern Sie.«
Flüsternde Stimmen zogen durch den dunklen Raum, schienen Takos Gedanken zu berühren und vorsichtig an ihnen zu zupfen.
»Wenn Großmeisterin Norene die Maximen missachtet hat …«, ertönte es woanders, und das Flüstern veränderte sich. Es wogte, wie Nebelschwaden im Wind, verdichtete sich hier und zerfranst dort.
» Sie und Ihre Anhänger sind es doch, die nach neuen Regeln suchen, Katyma«, erwiderte Norene kalt, und Tako glaubte, sie jetzt zu erkennen: eine vage Gestalt in einer der vielen Nischen, ein Schatten in der Dunkelheit. Er stellte sich ihre Augen vor, den seltsamen Glanz in ihnen, der zu einem Brennen werden konnte. »Ich bin die Verteidigerin der Maximen und wiederhole: An der Schuld dieses Mannes besteht kein Zweifel. Er hat die Großmeisterin Myra 27 getötet. Ich habe es in ihm gesehen.«
»Es fand also eine telepathische Sondierung statt.« Die Stimme
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