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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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silbrig schimmernden Augen verriet ihn.
    Dominik sah ihn an und sagte ruhig: »Das stimmt nicht.«
    »Es tut mir Leid.« Der Haitari wirkte sehr verlegen. »Sie wohnen bei uns, bei den Bediensteten.«
    Tako nickte langsam. »Ich kann mir denken, auf wen die Quartierzuweisung zurückgeht. Auf die Ehrenwerte Norene 19, nicht wahr?«
    Marklin vollführte eine zustimmende Geste.
    Jenseits der Fenster wurde es dunkel, und die Transportkapsel sank schneller in die Tiefe, durch den dicken Eispanzer des Planeten. Ein leises Pfeifen erklang, wies auf verdrängte Luft hin. Mehrere Minuten lang waren sie unterwegs, und dann wurde aus dem Pfeifen wieder ein Summen, als die Transportkapsel abbremste und anhielt. Marklin trat zur Tür, die sich vor ihm öffnete. »Ich bedauere dies sehr …«
    »Es ist nicht Ihre Schuld.« Tako deutete in den halbdunklen Gang. »Bitte führen Sie uns zu unserer Unterkunft.«
    Wände und Decke des Tunnels bestanden aus Eis, das vor Jahrtausenden als Schnee gefallen war. Eine weiche Schicht aus Synthomasse bedeckte den Boden. An einigen Stellen glühten Leuchtkörper, doch die Abstände zwischen ihnen waren so groß, dass für Schatten genug Platz blieb. Die durchsichtigen Eiswände gestatteten einen Blick auf andere, ähnlich beschaffene Tunnel, in denen schemenhafte Gestalten unterwegs waren – manche von ihnen arbeiteten an Erweiterungen des Tunnelsystems, bohrten neue Gänge ins Eis. Der Affront, begriff Tako, war noch viel größer als zunächst angenommen. Norene ließ sie nicht nur im Bedienstetenbereich unterbringen, sondern auch noch an dessen Peripherie, garantierte damit ein hohes Maß an Unbequemlichkeit. Tako wusste, dass diese Maßnahme in erster Linie ihn betraf, denn wenn Dominiks Ausbildung begann, würde er einen großen Teil seiner Zeit in den Schulungszentren der Tal-Telassi verbringen. Norene brachte nicht nur zum Ausdruck, wie wenig sie von Keil Karides hielt – vermutlich hoffte sie, ihn früher oder später zu zermürben, damit er aufgab und Millennia verließ.
    Weiter vorn wurde der Tunnel breiter, und mehr Licht setzte den Schatten eine Grenze. Nach einigen Metern erreichten sie einen gewaltigen Schacht, der mehr als einen Kilometer in die Tiefe reichte, bis zum Felsrücken des unter dem Eis begrabenen Kontinents. Der Gang gabelte sich an dieser Stelle, führte rechts und links an den Schachtwänden entlang, nur durch ein halbhohes Gitter aus Synthomasse von der Tiefe getrennt. Summende, brummende Geräusche und ein gelegentliches Stampfen kamen von unten, und als Tako ans Gitter herantrat, sah er Dutzende von Konstruktionsgruppen, die etwa fünfhundert Meter weiter unten am Bau eines weißen Turms arbeiteten. Servi und Drohnen surrten wie metallene Insekten umher, überwacht von Haitari und Menschen.
    »Es wird der siebzigste Turm von Empirion sein«, sagte Marklin stolz. »Die Yrek sind maßgeblich an seinem Bau beteiligt. Hier entlang.«
    Er deutete nach links, und Tako und Dominik folgten ihm an der Schachtwand entlang. Nach etwa dreißig Metern wandte sich der Mittler erneut nach links, trat in die Öffnung eines Tunnels. Sie ließen das helle Licht des Konstruktionsschachtes hinter sich zurück, wanderten wieder durch eine Welt aus Schatten und Eis, das hier dunkle Einschlüsse enthielt: einfache Container-Quartiere. Vor dem Zugang einer solchen Unterkunft, nicht mehr als hundert Meter vom Schacht entfernt, blieb Marklin stehen und reichte Tako einen zapfenförmigen Kodestift. »Das ist Ihr Identer, solange Sie auf Millennia sind. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich dies sehr bedauere. Es ist gewiss nicht meine Entscheidung.«
    Damit eilte er fort, überraschend flink für sein Alter, und verschwand im Halbdunkel des Tunnels.
    Tako hielt den Kodestift ans Auge der Tür, die daraufhin beiseite glitt. Sie traten ein. Hinter ihnen schloss sich die Tür wieder, und ihr Verriegelungssystem klickte.
    Das Quartier bestand aus Synthomasse und einfach strukturierter Stahlkeramik, war funktionell eingerichtet und mit dem Notwendigsten ausgestattet: mit einem kleinen Hygieneraum, einem Ruhebereich samt drei Liegen, die nicht einmal über eine einfache Massagefunktion verfügten, einem Speiseraum mit einer Syntho-Maschine und einer Ecke mit Kommunikationsanschluss, Projektoren für QR-Felder und einer bescheidenen Andersweltenbibliothek. Es gab keine Fenster, und das Licht in allen Zimmern war ein steriles Weiß, ohne Farbe und Wärme. Tako gewann sofort den Eindruck von

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