Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
zu haben.«
Um ein Zeichen zu setzen? , überlegte Tubond und blickte noch immer gen Himmel. Kalaho zählte zu den ersten von Menschen besiedelten Welten und war ein Verwaltungs- und Industriezentrum der Kernbereichs der Allianzen.
»Es sind alle da«, sagte Gunter, als Tubond still blieb und keine Anstalten machte, das Dach zu verlassen. »Sie warten seit einer Stunde.«
»Sind die notwendigen Vorbereitungen getroffen?«
Der Lobotome trat etwas näher. »Ja. Aber ich bitte Sie, sich noch einmal alles gründlich durch den Kopf gehen zu lassen.«
»Das habe ich bereits«, sagte Tubond. Er sah über das üppige Grün des Urwalds hinweg, eins der geschützten Großbiotope von Dura-Tora. Jenseits davon, nur vage im fernen Dunst zu erkennen, erstreckte sich die Hauptstadt, die größte von achtzehn Metropolen. »Meine Entscheidung steht fest.«
»Sie könnte ernste Konsequenzen nach sich ziehen«, gab Gunter zu bedenken.
Tubond drehte kurz den Kopf und musterte den leichenhaft blassen, wie zerbrechlich wirkenden Mann. Gunter stammte von einer Welt mit niedriger Schwerkraft und trug einen die Gravitation regulierenden Mikrokrümmer. In seinem schlaffen Gesicht, typisch für Lobotome, fielen die großen, wachen Augen auf. Manchmal glaubte er, fast so etwas wie Missbilligung in ihnen zu erkennen.
»Ohne angemessene Maßnahmen könnten die Konsequenzen noch viel ernster sein. Gehen Sie voraus. Ich komme gleich nach.« Der Hegemon winkte Gunter und die anderen Sekretäre fort. Die Soldaten und Drohnen der Sicherheitseskorte blieben und umgaben ihn mit einem Kordon, die Waffen schussbereit.
Tubond hatte diesmal auf kontrollierte Wahrnehmungsspaltung verzichtet und war ganz er selbst, ohne primäre und sekundäre Teile an anderen Orten. Die veränderte Lage verlangte maximale Konzentration; er durfte sich von nichts ablenken lassen. Doch er gönnte sich diese wenigen Minuten der Ruhe, trat mit langsamen Schritten zum Rand des Daches und blickte über die weite Dschungellandschaft, die den Terrassenpalast wie ein grünes Meer umgab – aus dem das Gebäude wie die Spitze eines Eisbergs aufragte. Nur ein kleiner Teil davon war zu sehen; die meisten der fast tausend Etagen erstreckten sich tief im Boden, vollgestopft mit biotronischen Systemen, die hauptsächlich Sicherheit und Kommunikation betrafen. Hinzu kamen ausgedehnte Produktionsanlagen, Laboratorien mit Zyotenfarmen und Analysezentren für die Verarbeitung der gewaltigen Informationsströme von allen Welten der Allianzen. Mehrere leistungsstarke Krümmer lieferten die notwendige Energie und machten den Terrassenpalast energetisch autark. Annihilatoren und Antimaterieraketen warteten auf den Einsatz, falls es jemand wagen sollte, den Palast anzugreifen.
Tubond genoss es, von Geschichte umgeben zu sein. Vielleicht fühlte sich die Rückkehr nach Dura-Tora deshalb immer wie eine Heimkehr an – nach all den Jahren glaubte er sich hier zu Hause. Irgendein Despot hatte den Terrassenpalast vor Jahrtausenden bauen lassen, während der Ersten Großen Lücke. Sein Name war dem allgemeinen Vergessen anheim gefallen, doch mit diesem Bauwerk hatte er sich ein Denkmal gesetzt. Darin sah Tubond ein Symbol. Auch er wollte Dinge hinterlassen, die dauerhafter waren als die eigene Existenz, Dinge, die an ihn erinnern würden, selbst wenn man irgendwann seinen Namen vergaß.
Hegemon Tubond atmete noch einmal tief durch, drehte sich dann abrupt um und ging zur Öffnung des Daches, wo ein Levitatorkissen auf ihn wartete. Er vertraute sich dem Flirren in der leeren Luft sofort an und ließ sich davon durch den Zugangsschacht in die Tiefe tragen, gefolgt von den Soldaten der Eskorte. Als er an den einzelnen Etagen vorbeischwebte, verband er seinen Bionenanzug und die Enzelore mit den Kom-Systemen des Terrassenpalastes, und seine mehrere Minuten lange Isolation ging abrupt zu Ende. Er befand sich wieder im Zentrum der AFW.
Tubond schwamm in einem gewaltigen Datenozean, geschaffen von den kontinuierlichen Informationsströmen hunderter Welten, ohne auch nur für einen Sekundenbruchteil die Orientierung zu verlieren. Die Enzelore und biotronischen Systeme des Bionenanzugs, die ihm bei Analyse und Auswertung halfen, waren längst Teil von ihm geworden und fühlten sich so natürlich an wie Arme und Beine. Auf dem kurzen Weg zum Konferenzzentrum des umgebauten, erweiterten und modernisierten Terrassenpalastes verschaffte sich der Hegemon des Oberkommandos einen detaillierten
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