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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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unterwegs, und als Dominiques vierzehnter Tag auf Heres begann, kehrte der Zug an die Oberfläche zurück, und Tarweder meinte, dass sie umsteigen mussten.
     
     
    »Du hast mich gefragt, was eine ›tote Stadt‹ ist«, sagte Tarweder. Er breitete die Arme aus. »Hier hast du die Antwort.«
    Sie standen auf der untersten Terrasse der runden Stadt, deren Aussehen sich kaum von dem anderer Städte im Zweiten Dominium unterschied: Fast hundert Meter breite Stufen beziehungsweise Terrassen, bestehend aus Gebäuden und Straßen, reichten in einer weiten Spirale um den urbanen Kern, einen ockerfarbenen Kegel mit einer mehrere Kilometer durchmessenden Basis. In den anderen Städten, die Dominique bisher gesehen hatte, gab es Verkehr und Bewohner, wenn auch nicht viel, weder vom einen noch vom anderen. Doch hier gewann sie den Eindruck von Leere, obgleich sich die manchmal improvisiert wirkenden, pastellfarbenen Gebäude aneinanderdrängten und nur wenig Platz zwischen ihnen ließen. Die meisten von ihnen bestanden aus Glas und mit Synthomasse vergleichbaren Polymerverbindungen. Wind wehte über die schweigende, stille Stadt.
    »Was ist hier geschehen?«, fragte Dominique.
    »Einst hat es hier ebenso viele Residente gegeben wie in Urhanna und den anderen Städten«, antwortete Tarweder. »Aber jetzt sind nur noch wenige übrig. Die meisten von ihnen sind tot.«
    »Eine Krankheit?«
    »O nein, junge Dame. Sie sind eines natürlichen Todes gestorben. Sofern man den Tod als ›natürlich‹ bezeichnen kann – aber das ist ein anderes Thema. Die hiesigen Residenten haben gelebt, sind alt geworden und gestorben. Ohne Nachkommen. Schon vor meiner Zeit gab es Fälle von Sterilität bei den Residenten des Zweiten Dominiums, aber in den vergangen Jahrzehnten hat sich dieses Phänomen immer mehr ausgebreitet. Ich fürchte, irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wird es Urhanna und den anderen Städten ebenso ergeben wie Guranta.« Tarweder deutete über die Terrassen nach oben.
    Dominiques Blick folgte der Geste, und sie glaubte, weit oben eine Bewegung zu sehen. Aber vielleicht war es nur der Schatten einer Wolke.
    Die Stadt erinnerte sie an etwas, und seltsamerweise musste sie einige Sekunden konzentriert nachdenken, bis es ihr einfiel: der mentale Kontakt mit Myra 27, die Erinnerungen der sterbenden Großmeisterin. Tako Karides hatte Myra über die breite, hohe Treppe einer Terrassenstadt getragen, die dieser Metropole ähnelte. Aber hier gab es nicht den dunklen Berg eines Kantaki-Schiffes über der Stadt, sondern die weit aufragende Spitze des urbanen Kegels. Trotz der Unterschiede … Existierte ein Zusammenhang?
    »Vermutlich liegt es am Odem«, sagte Tarweder und hielt den Blick auf Dominique gerichtet. »Vielleicht gehört die Sterilität der Residenten zu den Malen in den Dominien.«
    »Hier scheint alles gut erhalten zu sein«, sagte Dominique und blickte noch immer nach oben. Die Schatten von Wolken strichen langsam über die hohen Terrassen, und es sah anders aus als die Bewegung, die sie zuvor gesehen hatte.
    »Die Anlagen im urbanen Kern und die Gebäude sind intakt«, erwiderte Tarweder.
    »Warum lassen sich keine Bewohner anderer Dominien in den toten Städten nieder?«
    »Oh, einige kommen. Aber viele fürchten die Sterilität, und wenn sie zu Residenten werden, können sie nicht zurück.«
    Dominique richtete einen fragenden Blick auf den alten Mann.
    »Wer zu einem echten Residenten des Zweiten Dominiums wird und hier Wurzeln schlägt, wie es heißt, kann sich in den anderen Dominien nur noch für kurze Zeit aufhalten, nicht mehr als einige Wochen. Dann muss er zurück, wenn er nicht innerlich verdorren will.«
    Dominique wartete, aber Tarweder sah sie nur an und gab keine weiteren Erklärungen.
    Sie seufzte. »Du legst es wirklich drauf an, nicht wahr? Immer wieder stellst du meine Geduld auf die Probe und lässt dir alles einzeln aus der Nase ziehen.«
    Tarweder lächelte kurz und wurde dann wieder ernst. »Die hiesigen Wissenschaftler vermuten, dass es mit dem Korit zu tun hat. Mit dem Korit und seinen Wechselwirkungen mit dem Odem. Vielleicht ist das letztendlich auch der Grund für die Sterilität«, fügte Tarweder nachdenklich hinzu. »Seit die Ressourcenmacher mehr Korit herstellen, für alle Dominien, werden weniger Kinder geboren. Korit liefert Energie, nicht nur für Motoren und Generatoren, sondern teilweise auch für die anderen Macher. Hier im Zweiten Dominium durchdringt diese Energie alles. Wer

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