Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
daran zu hindern, werde ich die Polizei rufen.«
»Sie können mir nicht einfach so mein Kind wegnehmen!«
Belinda Titus beachtete sie nicht weiter, sie sprach in ihr Telefon und gab die Adresse der Wohnung durch. Dann ließ sie das schicke kleine Handy in ihre Tasche gleiten und richtete einen verächtlichen Blick auf Carmen. »Ich muss tun, was für das Kind das Beste ist.«
Die Sozialarbeiterin begann, ein Formular auszufüllen, das sie aus ihrem Aktenkoffer genommen hatte.
Carmen nahm Platz. Ihr war kotzelend. Wenn Sheldon fort war, dann war auch die Unterstützung für ihn weg. Und damit das Geld, das sie für ihr Tik brauchte.
Der Mischling drehte sich auf dem Kopf wie ein Kreisel, dann sprang er in eine Art Handstand, wobei die Muskeln an seinem nackten Torso deutlich hervorstanden. Er landete in einem Spagat und schien sich selbst mit der Hand, die seine Eier umklammerte, hochzuziehen, bis er wieder stand. Er stieß einem Teenager seine Hüften vor und zurück ins Gesicht; das Mädchen lachte wie eine läufige Hündin. Es war eine ganze Gruppe, die wie Affen tanzte.
Nur vom Zusehen wurde Rudi Barnard schon müde. Er hatte Kopfschmerzen, und die Drecksmusik, die aus dem Ghettoblaster dröhnte, schlug auf ihn ein wie ein Presslufthammer. Er parkte in einer der schmalen Seitenstraßen von Paradise Park. Die Sonne verwandelte seinen Wagen in einen Backofen, obwohl sämtliche Fenster offen waren. Der Schweiß lief Barnard in Strömen herunter, brannte ihm in den Augen und verursachte Ausschlag zwischen seinen Beinen.
Seit er den Tik-Dealer abgeknallt hatte, fühlte er sich gereizter als normal. Er hatte seine Waffe im Präsidium Bellwood South abliefern, hatte das übliche Gedöns über sich ergehen lassen, Formulare ausfüllen und Aussagen machen müssen. Sinnloser Mist, bei dem nichts herauskommen würde. Dennoch lenkte das eine gewisse Aufmerksamkeit auf seine Person, und das gefiel ihm gar nicht.
Der scheiß Lärm machte ihn wahnsinnig. Er wollte gerade aussteigen, auf den Hof gehen und den rumzappelnden Promenadenmischungen mit dem Ghettoblaster eine reinhauen, als ein brandneuer Pajero an ihm vorbeirollte. Das Premiummodell mit glänzenden Chromfelgen und dunkler als zulässig getönten Scheiben. Es hielt vor einem Haus, das in deutlichem Kontrast zu den gedrungenen Nachbarhäusern stand. Ein neues, zweigeschossiges Gebäude, umgeben von einer hohen Mauer, auf der Stacheldraht gespannt war. Das Tor ging auf, und der Pajero rollte auf den Hof. Barnard ließ den Toyota an und folgte. Hinter ihm schloss sich das Tor.
Drei Männer stiegen aus dem Pajero. Zwei von ihnen waren Muskelmänner von den Cape Flats, reichlich Haargel und Tattoos. Der dritte war älter, vielleicht Mitte dreißig, weder groß noch besonders kräftig, aber mit der Ausstrahlung eines Mannes, der nicht sonderlich zimperlich war. Manson. Chef der Paradise Park Americans.
Barnard, verschwitzt und keuchend, hievte sich aus dem Wagen. »Du bist scheiß spät dran.«
Manson zuckte nur mit den Achseln. »Geschäfte. Was hast du?«
Barnard ging zum Heck seines Wagens, öffnete den Kofferraum und deutete auf einen Seesack. Einer von Mansons Jungs öffnete den Sack, brachte einen Schwung Handfeuerwaffen zum Vorschein.
»Wie viele?«, fragte Manson.
»Siebenundzwanzig.« Barnard steckte sich eine Zigarette an, schützte das Streichholz mit der hohlen Hand gegen den Wind. Er schaute zu, während Manson die Ware begutachtete. Von uniformierten Polizisten auf den Flats beschlagnahmte Waffen. Sie brachten sie zu Barnard, und er zahlte ihnen dafür eine lächerliche Summe oder war einverstanden, bei ihren außerdienstlichen Aktivitäten ein Auge zuzudrücken. Solange sie seine eigenen nicht gefährdeten.
Manson spannte eine 9 mm, kniff ein Auge zusammen, schaute den Lauf entlang, zielte in den Himmel. »Wie viel?«
»Gib mir drei Riesen.«
»Du bist verrückt, Mann.« Manson drückte den Abzug der nicht geladenen Waffe, und der fallende Hammer machte klick . Jeder andere, der so mit Barnard geredet hätte, hätte sofort eine reinbekommen, doch ihm ließ er eine gewisse Freiheit. Der American verfügte über ein Netzwerk, das Barnard nützte, und er zahlte stets pünktlich.
»Okay, sagen wir zwei fünfzig.«
»Zwei.«
Barnard hustete und spuckte. »Scheiße, Mann, es ist viel zu heiß, um zu streiten. Zwei zwei. Das ist mein letztes Wort.«
Manson nickte und gab seinem Mann zu verstehen, die Tasche aus dem Kofferraum zu holen. Manson
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