Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
aufgeschmissen. Ich hätte mir Matt schnappen und so schnell wie möglich verschwinden sollen. Mit meinem Baby.«
Er starrte sie an. Er hatte sie auch früher schon wütend erlebt, aber noch nie so überzeugt. So entschlossen.
»Ich bedaure, das nicht getan zu haben. Ich bedaure, dir zugehört, dir die Versprechungen vom besseren Leben abgekauft zu haben. Ich will raus, Jack.«
Sie sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte, als würde er mit einem Mal noch unsicherer werden. »Was meinst du damit?«
»Ich will nach Hause. Ich will, dass meine Kinder normal aufwachsen und ein normales Leben führen.«
»Du weißt, was das bedeutet?«
Sie nickte, sie hielt seinem Blick stand. »Es kann bedeuten, dass ich einige Zeit im Gefängnis verbringen werde. Ich bin bereit. Einer von uns beiden muss endlich aufhören, egoistisch zu sein, und stattdessen an unsere Kinder denken, Jack. Und ganz offensichtlich wirst du es nicht sein.«
»Du weißt, dass eine Rückkehr für mich keine Lösung darstellt, ja?«
»Ja, das weiß ich. Für dich steht erheblich mehr auf dem Spiel.«
»Mein Gott, Susan, ich würde lebenslänglich hinter Gitter wandern.«
»Das ist mir klar.« Fast hätte sie die Hand ausgestreckt und seine Hand ergriffen. Aber sie zwang sich, das nicht zu tun. »Aber verstehst du, dass du uns eingesperrt hast? Was gestern Nacht passiert ist, zeigt nur, wie weit du schon gegangen bist. Der Mann mit dem Messer in der Hand, Jack, das war nicht der Mann, den ich geheiratet habe.«
Sie sah, wie er die Schultern hängen ließ, als wäre alle Kraft aus seinem Körper gewichen. »Und was genau willst du mir damit sagen?«
»Wenn ich hier rauskomme, werde ich mich mit dem amerikanischen Konsulat in Verbindung setzen. Ich werde alles tun, was nötig ist, damit Matt und ich und mein Baby zurück in die Staaten können. Falls ich ins Gefängnis muss, wird sich meine Schwester um die Kinder kümmern.«
Er starrte sie an. »Du hast mit ihr gesprochen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Ich muss nicht mit ihr sprechen.«
»Und was soll ich jetzt machen?«
»Ich weiß es nicht, Jack, das musst du selbst entscheiden.«
KAPITEL 6
Als der Truck von Sniper Security vor der Baustelle hielt, brachen die Bauarbeiter gerade auf, sie unterhielten sich laut auf Xhosa und lachten, während sie die Straße hinunter zu den Taxis gingen. Benny Mongrel sprang von der Ladefläche und half Bessie zu Boden. Der Truck fuhr wieder an, und Bessie hockte sich an einen Haufen Bausand. Ihre Hinterläufe zitterten beim Pinkeln. Benny Mongrel wandte den Blick ab, ließ ihr Zeit, damit sie in Ruhe ihr Geschäft machen konnte.
Er war etwa eine Stunde vor seinem gewohnten Arbeitsbeginn um fünf Uhr nachmittags bei Sniper Security eingetroffen. Er hatte sich nach Ishmael Isaacs umgesehen, dem Vorarbeiter der Schicht, bereit zur Inspektion. Bevor er mit dem Taxi in die Stadt gefahren war, hatte Benny Mongrel sich in die Blechwanne in seiner Hütte gestellt und mit Sunlight-Seife abgeschrubbt. Dann musste er das fette Miststück von nebenan bitten, ob er ihr Bügeleisen benutzen dürfe. Obwohl sie sich fast einschiss, als sie sein Gesicht sah, war sie immer noch gierig genug, Geld dafür zu verlangen. Früher hätte er ihr was auf die Ohren gegeben und wäre mit dem Bügeleisen gegangen. Aber er zahlte, bügelte seine Uniform und brachte ihr das Eisen anschließend zurück. Sie riss es ihm aus der Hand und knallte ihm dann ohne ein Wort die Tür vor der Nase zu.
Und nun stand er da, duftete nach Seife, hatte Bügelfalten scharf wie Messerklingen in der Uniform.
Doch ein anderer Sicherheitsmann hatte Benny Mongrel gesagt, dass Isaacs bereits Feierabend gemacht habe. Er würde heute nicht mehr wiederkommen. Scheiß Arschloch.
Während Bessie pinkelte, ließ Benny Mongrel von hoch oben am Hang seinen Blick wandern. Nichts rührte sich. Honigfarbenes Sonnenlicht umspülte Tafelberg, Lion’s Head und Signal Hill. Weit unten auf dem ruhigen Meer fuhren Yachten in der Brise.
Er sah, dass der rote BMW immer noch über dem gelben Randstreifen parkte. Ein rosa Strafzettel steckte im Fenster der Fahrerseite und flatterte im Wind.
Bessie tauchte an Mongrels Seite auf und leckte ihm die Hand. Er packte ihre Kette, und dann gingen sie zusammen in das unfertige Haus.
Burn fühlte sich, als hätte ihm jemand einen heftigen Schlag verpasst. Er war erleichtert, dass Matt, völlig erschöpft nach der Zeit am Strand, im Auto einschlief, als
Weitere Kostenlose Bücher