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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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wegfahren sehen. Er trug eine dunkle Krawatte und ein so weißes Hemd, dass es einem in den Augen weh tat. Durch die Klimaanlage war es in seinem Büro kalt wie in einem Kühlschrank.
    Der Mann hob den Blick von einem Laptop. Er stand nicht auf und er bot Benny Mongrel auch keinen Platz an. »Wie heißt du?«
    »Äh, Niemand. Benny Niemand.«
    »Okay. Gibt es irgendein Problem?«
    »Nein, Sir. Ich hab mich nur so gefragt, ob ich vielleicht ein anderes Gelände bewachen könnte oder so.«
    »Warum klärst du das nicht mit Isaacs?«
    »Er ist zur Fortbildung, Sir.«
    Der Mann warf ihm einen genervten Blick zu. »Wo bist du denn im Moment eingeteilt?«
    »Dieses neue Haus. Oberhalb von Sea Point.«
    »Okay. Und wo liegt das Problem, auf diesem Gelände zu arbeiten?«
    »Es gibt keins. Nein, ich dachte nur, vielleicht könnte ich was … keine Ahnung, etwas mit ein bisschen mehr Verantwortung bekommen. Oder so.«
    Der weiße Mann lachte. »Hey, dann bist du also ehrgeizig, was? Okay, das ist gut. Pass auf, du bist jetzt wie lange, seit zwei Monaten bei uns?« Benny Mongrel nickte. »Warum lassen wir uns nicht noch einen Monat Zeit, hm? Bis dahin ist das Haus ohnehin fertig und du bekommst einen neuen Job. Okay?«
    Benny Mongrel nickte wieder. Der weiße Mann widmete sich bereits wieder seinem Laptop. Dann sah er, dass Benny Mongrel sich nicht rührte. Gereizt schaute der Mann wieder auf.
    »Ist sonst noch was?«
    »Mein Hund.«
    »Was jetzt? Willst du jetzt auch noch einen neuen Hund?«
    »Nein, nein, nein, Sir. Sie ist ein sehr guter Hund. Ich hab mich nur gerade so gefragt, Sie wissen schon, eines Tages, ob ich sie da vielleicht kaufen kann oder so.«
    Der Mann sah ihn überrascht an. »Mein Gott, Niemand, was ist dein Problem? Wir verkaufen diese Hunde nicht, wir sind doch keine verdammte Tierhandlung. Und jetzt, bitte, zisch ab. Ich hab zu tun.«
    Der weiße Mann tippte bereits wieder auf seinem Computer.
    Constable Gershwynne Galant war sich sicher, dass sein Blut kochte, wirklich. Es war absolut unmöglich, dass er in diesem fensterlosen Metallcontainer sitzen könnte, in dem sich der Polizeiposten befand. Er nahm sich einen Hocker und stellte ihn in das winzige Stück Schatten draußen. Seine Stiefel ragten immer noch in die brennende Sonne, aber wenigstens befanden sich sein Gesicht und seine Brust im Schatten.
    Dieser Polizeiposten war das Resultat der Initiative irgendeines Politikers, der sein Leben in vollklimatisierten Büros verbrachte, für mehr sichtbare Polizeipräsenz. Da sich die nächstgelegene Polizeistation in Bellwood South befand, hatten die Einwohner von Paradise Park die üblichen Statistiken über Vergewaltigungen und Morde den örtlichen Politikern um die Ohren gehauen. Schließlich war ein Wohnwagen auf ein offenes Stück Veld transportiert worden, und der Posten hatte seine Tür geöffnet.
    Geplant war, von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends einen Polizeibeamten im Dienst zu haben. Was völlig unnütz war, denn die meisten Verbrechen passierten nachts, aber was will man machen? In der ersten Nacht, nachdem der diensthabende Bulle nach Hause gegangen war, hatten Gangster aus der Gegend den Wohnwagen an einen Truck gehängt und abgeschleppt. Die Politiker hatten daraufhin den Wohnwagen durch einen schweren Container ersetzt, wie sie auch auf Frachtschiffen verwendet werden.
    Die Besetzung des Postens galt als Strafdienst. Gershwynne Galant hatte den Fehler begangen, sich mit den Einnahmen eines Dealers erwischen zu lassen, den er kurz zuvor verhaftet hatte. Also brutzelte er jetzt wie ein Ei, allein, tagein, tagaus, eine ganze scheiß Woche lang. Himmel.
    Galant blätterte gelangweilt in einer Illustrierten, die er vor dem Container gefunden hatte, als die Frau und ihr Sohn ankamen. Galant warf einen Blick auf die Uhr. Sechs. Er würde sich ihre Geschichte anhören müssen.
    Der Junge hielt ein Paar Nikes in der Hand. Er ging barfuß, irgendwie hüpfend, seine nackten Füße brannten wohl auf dem heißen Sand. Seine Mutter sah aus wie ein verdammter Drachen.
    Galant hörte sich an, was der Junge zu sagen hatte, über Leichen auf dem Veld, und beschloss, das nicht gleich nach Bellwood South durchzugeben. Stattdessen wählte er die Nummer von Rudi Barnards Mobiltelefon. Gatsby liebte Informationen dieser Art, und es schadete nie, dem fetten Mann einen Gefallen zu tun.
    Galant beendete den Anruf und sagte Mutter und Sohn, sie sollten warten. Es komme jemand.
    Der Drachen starrte ihn finster

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