Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Gesicht. »Drei Tage, Jack. Drei Tage, und dann werde ich mich mit dem Konsulat in Verbindung setzen. Sind wir uns da einig?«
»Ja.« Er ließ den Motor an und fuhr zurück auf die Straße.
Seine Frau war zum Feind geworden.
Berenice September trug Einkaufstüten in ihr kleines Haus. Sie arbeitete als Kassiererin bei Shoprite, und sie hatte zum Mitarbeiterpreis Vorräte für sich und ihre drei Kinder eingekauft. Wie viele Frauen auf den Flats war sie alleinerziehende Mutter. Ihr nichtsnutziger Bastard von einem Ehemann hatte sie wegen einer jungen Schlampe verlassen und war dann unter die Räder eines Zuges geraten.
Nicht schade um ihn.
Donovan, ihr ältester Junge, machte sich prächtig. Er hatte einen Job und brachte Geld nach Hause, und ihre Tochter Juanita war noch zu klein, um Scherereien zu machen. Ihr mittlerer aber, Ronnie, der erinnerte sie an ihren verstorbenen Ex. Er hatte die gleiche Leck-mich-Einstellung. Sie würde ihn gut im Auge behalten müssen.
Ronnie kam hereingeschlurft, als sie gerade das Abendbrot zubereitete, und marschierte schnurstracks in das Zimmer, das er sich mit seinem Bruder teilte. Sie brüllte ihm nach. »Hey, komm her!«
Er lungerte in der Küchentür. »Was?«
»Wie spät ist es?«
Er konnte nie widerstehen, einen Blick auf die riesige Batman-Uhr an seinem dünnen Handgelenk zu werfen. Es war ein billiges Imitat aus Hongkong, aber sein kostbarster Besitz. »Es ist zehn nach fünf.«
»Scheiße, ich weiß, wie spät es ist, Ronnie. Ich meine, warum kommst du so spät?«
»Ich hatte Sport.«
»Hast du Hausaufgaben auf?«
»Ja, mach ich sofort.«
Da sah sie seine Schuhe. Er bemerkte ihren Blick und trat schnell aus der Tür zurück. Berenice war eine große, füllige Frau, aber sie konnte sich ausgesprochen schnell bewegen, wenn sie es denn wollte. Sie packte ihren Sohn am Arm und zog ihn in die Küche.
»Woher hast du diese Schuhe?«
Er versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien. »Hab ich gekauft.«
»Wovon denn? Du kleiner Lügner! Hast du sie gestohlen?«
Er schüttelte den Kopf. Sie packte ihn am Hals und zog ihn zu sich. »Sag mir die Wahrheit, bevor ich es aus dir herausprügle!«
Ronnie wusste, dass seine Mutter niemals leere Drohungen machte. »Darf ich sie behalten, wenn ich’s dir sage?«
»Erzähl’s mir einfach, und danach entscheide ich mich.«
»Ich hab sie einem Toten ausgezogen.«
Sie ließ ihn entsetzt los. Berenice September lebte in abergläubischer Angst vor denen, die verstorben waren.
Sie sah ihren Sohn kopfschüttelnd an. Was für ein Monster hatte sie nur zur Welt gebracht? Warum konnte er nicht wie jeder gottverdammt normale Mensch jemanden bestehlen, der noch lebte?
Benny Mongrel kam bewusst früh zur Schicht. Streifenwagen rasten herein und hinaus, Männer der bewaffneten Teams stolzierten in ihren Kevlar-Westen herum, mit ihren Ray-Bans und Pistolen an den Hüften. Das waren die Stars der Sicherheitsdienst-Branche.
Benny Mongrel stand in der Hackordnung ganz unten. Niemand registrierte ihn.
Er wusste, dass Ishmael Isaacs nicht da war. Er hatte einen Riesenwirbel darum veranstaltet, jedem zu erzählen, dass er den Tag über zu einem Fortbildungskurs in der Zentrale in Parow war. Deutete an, dass er wahrscheinlich befördert würde.
Benny Mongrel blieb einen Moment stehen, begriff, dass er sich bei Isaacs nicht gerade beliebt machte mit dem, was er vorhatte, aber, dachte er, scheiß drauf. Er wollte die Baustelle nicht mehr bewachen. Nicht mehr nach der Sache mit diesen Gangstern. Und ganz besonders nicht mehr, seit dieser fette Bulle Bessie getreten hatte. Er wollte mit seinem Hund so weit wie nur möglich von diesem Ort weg.
Also ging er zu dem jungen Mädchen hinter der Theke. Sie hatte die Nase in einer Klatschillustrierten vergraben und kaute Kaugummi. Sie ignorierte ihn. Benny Mongrel musste sich in Geduld üben. In seiner alten Welt hätte er ihr was in die geschminkte Fresse gegeben.
»Missy.«
Aufreizend langsam löste sie ihren Blick von der Illustrierten und starrte ihn an. »Was?«
»Ich will mit dem Chef sprechen.«
»Warum?«
»Bitte. Ich muss mit ihm reden.«
Er sah, dass es ihr Probleme bereitete, sein vernarbtes Gesicht anzustarren. Sie hob den Hörer ab, murmelte ein paar Worte hinein und deutete auf eine Tür. »Sie haben fünf Minuten.«
Benny Mongrel klopfte an und ging hinein. Er hatte noch nie mit dem weißen Mann hinter dem Schreibtisch gesprochen, ihn immer nur in seinem Mercedes-Benz kommen und
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