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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Nacht, ließ den Van und den sterbenden Jungen zurück.
    Er hatte für die Nummer falsche Papiere bekommen, und damit mietete er sich jetzt ein Auto und fuhr nach Chicago. Er rief Susan an und sagte ihr, sie und Matt sollten mit der nächsten Maschine nach Miami fliegen und sich ein Hotel nehmen. Er werde sich dort mit ihnen treffen. Es erstaunte ihn immer noch, dass sie zugehört hatte, selbst als er sich weigerte zu erzählen, was zum Teufel überhaupt los war.
    In Chicago besuchte er Tommy Ryan, der über gute Verbindungen verfügte. Es schien irgendwie passend, mit Tommy zu beenden, was auch mit ihm begonnen hatte. Es kostete Burn eine Menge, aber er schaffte es, fast zwei Millionen Dollar gewaschen zu bekommen und den größten Teil des Geldes auf ein Schweizer Bankkonto zu transferieren. Als Nächstes waren die neuen Identitäten dran.
    Er fuhr zu Susan nach Miami. Beide hatten Neuigkeiten. Er erzählte ihr, was er in Wirklichkeit gemacht hatte. Sie erzählte ihm, dass sie schwanger war.
    Sie weinte, schimpfte und tobte. Sie wollte nach Hause. Sie wollte ihr Leben zurück.
    Dann hörte sie auf zu weinen und willigte ein, mit ihm zu gehen, und die drei bestiegen eine Maschine nach Kapstadt.
    Der Junge im Van war nicht gestorben. Er hatte ein langes und lautes Liedchen bei der Staatsanwaltschaft gesungen, um einen Deal für sich herauszuholen, und so war Jack Burn auf die Liste der meistgesuchten Männer der USA gekommen.
    Die Hunde fanden die Leichen als Erstes. Der Geruch lockte ein Rudel über die Flats streunender Köter an. Mit Zähnen und Krallen rissen sie die Plastikmüllsäcke auf, schreckten dann aber bei dem intensiven Gestank verwesender Menschen zurück. Sie rannten fort, um in den Mülltonnen nahe gelegener Häuser zu wühlen.
    Ronnie September und Cassiem Davids stießen als Nächstes auf sie, irgendwann gegen acht Uhr morgens. Beide waren elf Jahre alt und trugen Schuluniformen, hatten aber nicht vor, in die Schule zu gehen.
    Sie marschierten rauchend über das offene Veld und versuchten, so weit wie möglich wegzukommen von ihren Elternhäusern in Paradise Park. Sie wollten mit dem Taxi nach Belville fahren, um sich an Spielautomaten die Zeit zu vertreiben.
    Da erspähte Ronnie die weißen Nikes, die aus dem Gras lugten. Er blieb stehen und zeigte auf die Stelle. »Mann, guck dir das an!«
    Cassiem starrte. »Das sind Nikes.«
    »Weiß ich. Glaubst du, ich bin dumm?«
    Die beiden Jungs schoben sich vorsichtig an die Leiche eines kleinen, mageren Mannes heran, der nur teilweise mit schwarzen Plastikmüllsäcken bedeckt war. Für Jungs ihres Alters, die auf den Cape Flats aufwuchsen, waren Leichen nichts Ungewöhnliches, aber der Gestank war heftig.
    »Da ist noch einer.« Ronnie zeigte auf die Stelle, wo der Körper eines großen Mannes aus zerrissenen Müllsäcken hervorragte. Er ließ seinen kritischen Blick über die Klamotten der schlaksigen Leiche wandern. »Seine Klamotten sind geil, Mann.«
    »Gott, aber es stinkt.« Cassiem hatte sich eine Hand über die Nase gelegt.
    Ronnie zog an seiner Zigarette und trat einen Schritt näher an die kleine Leiche. Der Tote lag auf dem Rücken, der schartige Schnitt an seinem Hals weit geöffnet. »Der hat ’n Messer abgekriegt, Mann.«
    Cassiem schaute über Ronnies Schultern. »Nette Hose. Von Diesel.«
    »Die ist doch voll Blut, Mann.« Ronnie beugte sich leicht vor. »Vielleicht hat er ’n Telefon.«
    »Ich steck da jedenfalls nicht meine Hand rein.«
    Ronnie beäugte die Schuhe. »Die Nikes da sind voll neu.«
    »Ich hab sie aber als Erster gesehen!«
    Ronnie verpasste seinem Freund einen Schubs. »Ach, willste sie ihm ausziehen? Dann mach’s doch!«
    Cassiem sagte nichts, trat einen Schritt zurück.
    Ronnie schüttelte angewidert den Kopf. »Meine kleine Schwester hat mehr Eier als du, Mann!«
    »Ja, toll, dann mach du doch. Lass sehen.«
    Ronnie starrte seinen Freund an. Er hatte immer einen deutlichen Sicherheitsabstand zu den Leichen gehalten, die er schon gesehen hatte, hatte zugesehen, wie die Bullen oder Sanitäter sie in Säcken verstauten und anschließend wegkarrten. Aber das hier war anders. Das hier war scheiß ekelhaft.
    Aber er senkte den Blick auf seine zerrissenen und gammeligen Laufschuhe, die er von seinem Bruder geerbt hatte. Nikes wie die da würde er sich niemals leisten können.
    Also holte Ronnie tief Luft, kniete sich hin und zog an einem der Schnürsenkel. Fast hätte er gekotzt bei dem Gestank. Er band auch den zweiten

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