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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Sie wusste nur, dass sie zu den Leichen musste.
    Cassiem ging durch dichtes Gebüsch auf eine kleine Lichtung. Er deutete auf einen Dornenstrauch auf der anderen Seite.
    »Es ist da drüben.«
    »Geh weiter«, befahl sie.
    Der Junge zögerte. Berenice gab ihm einen Schubs, und er ging langsam weiter.
    Berenice roch den unverwechselbaren Gestank von verbranntem Fleisch. Dann sah sie einen Hügel aus etwas Schwarzem, Verbranntem, Unförmigem.
    Ronnie blieb stehen. Berenice nahm ihren letzten Mut zusammen und trat vor. Bitte, lieber Gott, flehte sie leise.
    Sie näherte sich den Leichen. Sie brauchte einen Moment, um schlau aus dem zu werden, was sie da sah. Zwei Männer, sie nahm an, es waren Männer, lagen nebeneinander, schwarz verkohlt. Dann machte sie eine kleinere Gestalt aus, die irgendwie quer über den beiden anderen lag.
    Gesichtszüge waren nicht zu erkennen. Geschwärztes Fleisch, von einem Schädel weggebrannt. Stofffetzen in die Haut eingebrannt. Dann sah sie etwas, das sie nach Luft schnappen ließ.
    Berenice unterdrückte ein schmerzerfülltes Wimmern und sank im Schmutz auf die Knie, um näher an die Leichen heranzukommen, um zu sehen – bitte, lieber Gott –, dass es nicht das war, was sie bereits wusste. Am Arm des kleinsten Körpers befand sich eine Uhr. Eine lächerlich große Uhr, viel zu groß für dieses dünne Handgelenk. Das Glas war zersplittert, das Zifferblatt geschwärzt und verbogen, doch es war noch genug übrig geblieben, dass sie Batman erkannte.
    Berenice hob das Gesicht zur sengenden Sonne, ließ den Klageschrei aus ihrer Brust und schrie um Gottes Erbarmen.

KAPITEL 12
     
    Sonderermittler Disaster Zondi saß im Vernehmungszimmer des Polizeihauptquartiers von Bellwood South und wartete auf Rudi Barnard, der bereits zwanzig Minuten zu spät war. Zondi zeigte keine Spur von Ungeduld oder Verärgerung. Er verbrachte die Zeit damit, nochmals die Akte über Barnard zu studieren. Sie war so fett wie der Bulle, dessen Foto draufgeheftet war.
    Disaster Zondi weigerte sich kategorisch, seinen Namen ändern zu lassen, trotz des Gespötts, das er provozierte. Er trug den Namen, der ihm von seinen Zulu-Eltern, die weder lesen noch schreiben konnten, gegeben worden war, voller Stolz. Jedes Mal, wenn er verhöhnt worden war, hatte es ihn nur stärker gemacht. Es erinnerte ihn daran, dass er sich mühsam aus einem Leben der ländlichen Armut und Entbehrungen hochgearbeitet hatte. Er hatte ein Stipendium bekommen und einen Abschluss in Kriminologie gemacht und unterstand jetzt nur noch dem Minister für Innere Sicherheit. Nur sehr wenige Menschen lachten ihm noch ins Gesicht, seit ihn die Aura der Macht umgab.
    Rudi Barnard und Disaster Zondi waren vollkommene Gegensätze. Barnard war fettleibig, Zondi athletisch. Barnard glaubte an die Macht Gottes, Zondi glaubte an die Macht der Gerechtigkeit. Barnard war ein Fresssack, ein Junkfood-Junkie, Zondi war diszipliniert und anspruchsvoll in Bezug auf das, was er aß. Barnard interessierte sich kaum für Sex. Zondi hatte aufwühlende Leidenschaften, die ihn immer wieder aus dem Gleichgewicht zu werfen drohten, aber er unterdrückte und kontrollierte sie durch schiere Willenskraft.
    Religiös war Zondi bestenfalls insofern, als er sich als Inquisitor sah, der über die Schlachtfelder der Korruption ritt. Zondi war nicht käuflich. Definitiv. Er hatte schon mit Männern zu tun gehabt, die in ganz anderen Ligen spielten als Barnard. Politiker und Manager. Ihm waren Millionen angeboten worden, die er ohne Zögern abgelehnt hatte. Ihm waren Macht und Positionen angeboten worden. Nichts davon reizte ihn.
    Ihm waren Frauen angeboten worden: Ehefrauen, Töchter, Geliebte, die Körper von Verbrecherinnen selbst. Diesen Angeboten zu widerstehen war schon schwieriger gewesen. Er war gezwungen gewesen, sich seine Entschlossenheit in Erinnerung zu rufen. Aber er hatte nicht nachgegeben. Er war standhaft geblieben.
    Disaster Zondi war überzeugt, dass die Polizei das Bollwerk darstellte, den schmalen Grat zwischen Gesellschaft und Anarchie. Seine Lebensaufgabe bestand darin, die miesen Cops auszumerzen, die sich auf Kosten des südafrikanischen Fortschritts bereicherten.
    Zondi war sich sehr wohl bewusst, dass Rudi Barnard ein Dinosaurier war, dem es irgendwie gelungen war, das Ende der Apartheid zu überdauern. Er hatte sich in Kapstadt ein Leben aufgebaut, mordete und erpresste draußen auf den gesetzlosen Cape Flats. Es war schon sehr ungewöhnlich, dass er so

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