Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
regelmäßig in die Kirche gehender Ausbund an Tugend des neuen Südafrikas, hatte sich vor einigen Jahren mit einer erheblich jüngeren Frau eingelassen. Ihr Mann war ein Schrotthändler, der nebenbei mit gestohlenen Autos handelte. Barnard wusste mit Bestimmtheit, dass Peterson gestohlene Autoteile auf den Schrottplatz gebracht und seinen Einfluss geltend gemacht hatte, damit der Mann für einige Jahre hinter Gittern verschwand. Der glücklose Dreckskerl war im Gefängnis gestorben, als Opfer einer Bandenfehde.
Peterson wusste, dass Barnard es wusste. So einfach war das.
Also tat Barnard so ziemlich, was er wollte, machte sich nur selten die Mühe, ins Präsidium zu kommen. Aber heute war er zu einem bestimmten Zweck hier. Er beugte sich dicht zu Peterson vor.
»Ich will diesen Neger vom Arsch haben.«
Peterson schüttelte den Kopf. »Da habe ich leider nichts mitzureden, Inspector. Ist nicht meine Zuständigkeit.«
»Sie verstehen nicht richtig, Peterson. Sorgen Sie dafür, dass dieser Wichser verschwindet.«
Peterson spielte an einem teuren Federhalter herum. »Sie müssen mir glauben, dass wir hier alle völlig aus dieser Sache rausgehalten werden. Die Untersuchung untersteht unmittelbar dem Ministerium.«
»Dann wollen Sie mir damit also sagen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn er mich an den Eiern aufhängt?«
Peterson zuckte die Achseln. »Tut mir leid. Mir sind die Hände gebunden.«
Barnard nickte. Er versuchte sogar, sich ein Lächeln abzuringen – ein Anblick, bei dem man Angst kriegen konnte. »Wie geht’s Ihrer Freundin?«
Der Geruch von Angst strömte über den Schreibtisch. »Rudi, bitte. Das alles habe ich längst hinter mir gelassen. Sie müssen verstehen, dass ich in dieser Angelegenheit nicht Ihr Feind bin. Es gibt wirklich absolut nichts, was ich tun könnte, um etwas an der Sache mit diesem Mann aus Jo’burg zu ändern. Ich bin machtlos.«
Barnard war aufgestanden und ragte nun über Peterson auf wie eine Wand aus kaltem Fett. »Vergessen Sie eines nicht: Wenn ich draufgehe, nehme ich Leute mit.«
Barnard, die Augen auf das Haus des Amerikaners gerichtet, steckte sich eine weitere Zigarette an. In der zunehmenden Dunkelheit brannten Lichter.
Barnard würde in diese Sache mit Zondi Geld investieren müssen. Eine Menge Geld. Und wenn er sich nicht mit Geld aus dieser Situation manövrieren konnte, würde er das tun müssen, was er am besten tat. Zondi war nicht irgendeine Crack-Hure auf den Flats, er war ein Schwarzer mit einer schicken Dienstmarke, aber das machte ihn nicht kugelsicher.
Er würde sterben wie all die anderen.
Barnard merkte, dass er bei diesem Gedanken breit grinste. Das Grinsen verging ihm, als er Scheinwerfer in seinem Rückspiegel aufleuchten sah. Ein Auto näherte sich langsam, das Fahrzeug eines bewaffneten Sicherheitsdienstes.
Barnard konnte diese Mietbullen nicht ausstehen, die von der Paranoia der Reichen lebten. Sie sahen auf die echten Bullen herab, waren selbstgefällig, wenn sie in diesen privilegierten Vierteln Streife fuhren. Normalerweise hätte es ihm großen Spaß gemacht, mit dem Cowboy hinter dem Steuer dieses Wagens unter vier Augen zu reden, einfach nur so, wobei er wusste, dass seine Dienstmarke den Ausweis eines Mietbullen immer übertrumpfte.
Aber nicht heute Abend.
Er wollte nicht in der Nähe dieses Hauses gesehen werden. Barnard ließ den Motor an und fuhr los, bevor der Mietbulle auf gleicher Höhe war.
Burn ging ins Haus und sah, dass Susan auf dem Sofa lag, schlief oder zumindest so tat. Matt hockte vor dem Fernseher. Normalerweise hätte Burn die Kiste ausgemacht, hätte sich dem Wunsch des Kindes widersetzt, sich in diesen betäubenden Banalitäten zu verlieren.
Doch im Moment war es fast schon eine Erleichterung zu sehen, dass Matt beschäftigt und abgelenkt genug war, um von den Problemen seiner Eltern nichts mitzukriegen.
Als Burn nach Hause gekommen war, hatte Susan neben dem Pool gesessen und ein Modemagazin gelesen, hatte die Füße im Wasser baumeln lassen, um die Hitze besser auszuhalten. Matt hatte Schwimmflossen getragen und im Pool geplanscht. Mrs. Dollie war da gewesen und hatte den Staubsauger geschwungen wie eine Waffe. Das schrille Heulen machte sie taub allem gegenüber, was Burn sagte.
Burn erzählte Susan, dass er eine Wohnung gefunden hatte. Direkt am Meer oberhalb von Clifton Beach und, wichtiger noch, sie war unbewohnt. Die Makler baten sich einen Tag aus, um eine Reinigungsfirma durchzuschicken, dann
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