Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
September, ist das der Constable, zu dem Sie Ihren Sohn gebracht haben?«
Berenice sah Galant an, der ihren starren Blick erwiderte, dann wegschaute. »Ja. Das ist er.«
Peterson sagte dem Sergeant, er solle die Frau zu seinem Wagen zurückbringen, rutschte dann neben Galant in den Fond. Zondi beugte sich durch die Scheibe auf der Beifahrerseite hinein, hörte zu.
»Was ist passiert, nachdem diese Frau Ihnen ihren Sohn übergeben hat, Constable?«
»Er ist weggelaufen. Genau, wie ich es ihr gesagt habe.«
Peterson schüttelte den Kopf. »Wir wissen doch beide ganz genau, dass es so nicht gewesen ist.« Er unterbrach sich einen Moment. »Die Frau sagt, Sie hätten jemanden angerufen. Von Ihrem Mobiltelefon aus. Jetzt sagen Sie uns entweder, wen Sie angerufen haben, oder aber wir kontaktieren Ihren Netzbetreiber. Und glauben Sie mir, wenn Sie zur Zusammenarbeit bereit sind, bin ich deutlich eher bereit, Nachsicht walten zu lassen. Haben Sie mich verstanden?«
Galant nickte.
»Okay. Dann frage ich Sie also noch mal. Wen haben Sie angerufen?«
Galant wischte sich mit dem Handrücken über die Nase, schniefte. »Es war Inspector Barnard.«
Zondi schaute zu Peterson hinüber. War das Angst, was er da auf dem Gesicht des Mannes bemerkte?
»Und was ist dann passiert?« Es schien Peterson beinahe zu widerstreben, diese Frage zu stellen.
»Der Inspector kam und hat den Jungen mitgenommen. In seinem Wagen.«
Peterson rutschte aus dem Streifenwagen und wandte sich an den Sergeant. »Sperren Sie ihn ein. Einzelzelle, okay?«
Der Cop nickte, setzte sich hinters Lenkrad, ließ den Motor an und fuhr los. Zondi und Peterson standen im heulenden Wind, versuchten, ihre Augen gegen den Flugsand zu schützen.
»Ich werde einen Haftbefehl gegen Barnard ausstellen lassen«, sagte Peterson blinzelnd.
»Das halte ich für eine gute Idee. Ich möchte über jeden einzelnen Schritt informiert werden, Superintendent.«
»Natürlich. Absolut.«
Berenice September kam zu ihnen zurück. Sie hatte das Ende der Unterhaltung mitbekommen. »Hat Gatsby das getan?«
Zondi schaute Peterson fragend an.
Peterson zuckte die Achseln. »Gatsby. Einer von Barnards Straßennamen.« Er wandte sich an Berenice. »Das ist noch zu früh, um es mit Sicherheit sagen zu können.«
Zondi nahm den Arm der Frau und begleitete sie zum Wagen. Peterson machte den Eindruck, als wolle er folgen, blieb dann jedoch zurück.
»Kennen Sie diesen Mann, diesen Barnard?« Zondi half ihr beim Einsteigen.
»Ja. Den kennen wir alle. Er macht seine eigenen Gesetze.«
»Ich glaube, das ist bald vorbei.«
Berenice sagte nichts, war zu beschäftigt mit dem Albtraum in ihrem Kopf.
Zondi ging zu seinem BMW , der Wind zerrte an seinem Anzug, die Augen brannten ihm vom Staub. In der Ferne loderte der Tafelberg, Flammenzungen sprangen vor dem Nachthimmel auf.
Rudi Barnard hasste den Wind. Während all der Jahre, die er nun bereits in Kapstadt lebte, hatte er sich nie daran gewöhnen können. Der Wind machte ihn einsam. Barnard war stolz auf seine Unabhängigkeit, er traute allein sich selbst und seinem Gott. Mit Zwischenmenschlichem konnte er normalerweise nichts anfangen, aber an diesem Abend musste er mit jemandem sprechen. Er brauchte Rückendeckung.
Barnard fuhr durch die Nebenstraßen von Goodwood, bis er die Bahnlinie erreichte. Er blieb im Auto sitzen, schaute zu dem zerfallenden Gebäude hinauf, zwei Etagen über einem traditionellen afrikanischen Heiler. Die Praxis war geschlossen, aber das Licht einer Straßenlaterne fiel durch die krude bemalten Fenster, auf denen Heilmittel für alles, von Impotenz bis Aids, angeboten wurden. Kommen Sie jetzt herein, bevor es zu spät ist , drängte ein Plakat.
Als Barnard das letzte Mal hier gewesen war, war es noch eine Tierhandlung gewesen. Dinge ändern sich.
In einer der Wohnungen brannte Licht. Barnard zögerte. Der letzte Besuch war Monate her, er war ziemlich nervös. Schließlich stieg er aus und fluchte, als er eine Ladung Flugsand voll ins Gesicht bekam.
Scheiß Wind.
Er lief schnell zum Eingang, trat über einen Mann und eine Frau hinweg, die unter Kartons und Plastikplanen schliefen, betäubt von billigem Stoff. Barnard trottete eine Etage hinauf, keuchte wie nach einem Marathonlauf und hämmerte gegen die Wohnungstür. Drinnen Geraschel und Poltern, dann schlurfende Schritte.
»Ich bin’s, Pastor. Rudi Barnard.«
Viele Schlösser wurden geöffnet, Riegel zurückgeschoben, und dann ging die Tür einen
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