Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
bin ich tot.« Leroy streckte eine Hand aus und packte ihr Bein oberhalb des Knies.
Sie wischte seine Hand fort. »Hey, hör auf damit.« Sie stand auf. »Keine Angst, so schnell wird er schon nicht zurückkommen.«
Nur weil sie genau wusste, dass Rikki knuspriger gebraten war als ein McNugget, konnte sie Leroy hier haben. Leroy war ein Mongrel, ein 28 er, der natürliche Feind von Rikki und den Americans. Aber, hey, er dealte echt gutes Tik. Und er war bereit, mehr zu liefern. Sie wusste, das lag nur daran, weil er sie vögeln wollte, aber na und? Sollte er doch weiterträumen.
Carmen ging zum Fenster, ihr Kopf drehte sich immer noch nach dem Rush. Sie schaute in die Nacht hinaus. Ihr fiel ein, dass sie noch nie weiter von hier fort gewesen war als einmal in der Innenstadt von Kapstadt, als kleines Mädchen, um die Weihnachtsbeleuchtung zu sehen. Sie hatte ihr ganzes Leben in einem Umkreis von ein paar Blocks von hier gelebt, und wahrscheinlich würde sie auch hier sterben.
Sie gab sich Mühe, diese Gedanken abzuschütteln und sich wieder auf Leroy zu konzentrieren. Er war auf dem Weg ins Bad, und bevor sie ihn daran hindern konnte, öffnete er die Tür. Es fiel genug Licht aus dem Schlafzimmer hinein, um den amerikanischen Jungen auf dem Badezimmerboden schlafen zu sehen.
Der Junge war den ganzen Tag lang die absolute Nervensäge gewesen. Jammernd und rotznäsig hatte er immer wieder nach Mami gebrüllt. Als der Abend kam, hatte Carmen die Schnauze voll gehabt. Sie hatte ihm einen halben Downer in einem Glas warmer Milch aufgelöst, und er war praktisch auf der Stelle eingeschlafen.
Leroy starrte die blonden Haare an. »Wem zum Teufel gehört denn das Kind?«
Carmen schob seine Hand von der Tür fort und schloss sie wieder. »Ich babysitte.«
»Ich muss mal pissen.«
»Dann piss in der Küche in die Spüle.«
Er starrte sie an. »Das ist ein weißes Kind, hey?«
Sie schüttelte den Kopf. »Never. Der gehört meiner Freundin.«
»Affenscheiße.«
»Echt. Der Vater ist von irgendeinem Schiff gewesen.«
»Sieht für mich aber weiß aus.«
»Ja, und wenn schon, bist du auf einmal ein scheiß Experte, oder was?« Sie verpasste ihm einen Schubs Richtung Wohnungstür. Dieser Unsinn reichte ihr jetzt. »Wird Zeit, dass du gehst.«
»Vorher will ich aber noch was.«
Er schob eine Hand unter ihren Rock und packte ihr zwischen die Beine. Vorspiel à la Cape Flats. Carmen gab ihm keinen Klaps, sie schlug richtig zu. Für eine Frau hatte sie einen ziemlich harten Schlag, legte ihr ganzes Gewicht hinein, daher spürte er es deutlich, als sie ihn zwischen die Rippen traf. Und todsicher spürte er auch ihr Knie in seinen Eiern. Er riss die Hände zwischen die Beine, schnappte nach Luft. Die Scheiße hatte sie sich von Rikki gefallen lassen, weil er der Vater ihres Kindes war, aber kein anderer Mann würde sie so anpacken.
»Komm schon. Zisch ab.« Sie schob ihn Richtung Wohnzimmer.
Leroy dachte nicht daran, hier, mitten im Gebiet der Americans, eine große Szene zu machen. Er schlich zur Tür wie ein geprügelter Hund, vorbei an dem auf dem Sofa schnarchenden und furzenden Onkel Fatty. Sie öffnete die Tür, und Leroy ging hinaus.
»Ich würde meinen Schwanz sowieso nicht in deine dreckige Fotze stecken.«
»Ja, steck ihn lieber deiner Mutter rein.«
Nachdem die Nettigkeiten nun ausgetauscht waren, knallte sie die Tür zu. Was passiert war, machte sie sauer. Damit meinte sie nicht seinen primitiven Versuch, sie flachzulegen, sondern die Tatsache, dass sie ihn sich vom Hals geschafft hatte, bevor sie einen weiteren Globe bei ihm kaufen konnte.
Scheiß drauf. Bis morgen würd’s schon gehen.
Leroy hing in seinem aufgemotzten Honda und starrte auf den dunklen Ghettoblock hinaus. Alte Schlampe. Er hatte nicht übel Lust, zurückzugehen und ihr eine Lektion zu erteilen. Was zum Henker ging hier überhaupt ab? Was machte der weiße Balg da?
Während er über all diese verwirrenden Dinge sinnierte, waren seine Finger damit beschäftigt, einen weiteren Globe vorzubereiten. Die Scheinwerfer eines Autos bestrichen die Vorderseite des Blocks und beleuchteten das in weißer Farbe hingeschmierte Wort Gangsterleben . Leroy zog den Kopf noch weiter ein, als er den Ford anhalten sah. Er wusste, dass Rikki einen roten BMW fuhr, aber trotzdem. Er befand sich in Feindesland.
Er sah einen großen, schweren Kerl aus dem Wagen steigen. Der trug eine Jacke, hatte sich eine Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen und einen
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