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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Stalaktiten handelte, die sich durch das mineralreiche Wasser geformt hatten, das fortwährend in die Höhle sickerte, doch dann erkannte er, dass eins dieser Gebilde eine lange Hose trug.
    Ihn überkam das nackte Grauen. »O mein Gott!«
    Alana folgte seinem Blick und stieß einen entsetzten Seufzer aus.
    An der Decke hingen Dutzende Paare mumifizierter Beine. Von einigen waren nur die Füße unterhalb des Knöchels zu sehen, andere ragten ab dem oberen Abschnitt der Oberschenkel herab, als wüchsen sie aus dem Gestein heraus. Ein Leichnam war zur Seite geneigt und steckte halb im Deckengestein, während die andere Hälfte grotesk herabbaumelte. Der Hals war derart abgewinkelt, dass vom Hinterkopf nichts zu erkennen war, und der Totenschädel grinste mit leeren Augenhöhlen auf sie herab.
    Auch die Überreste von Tieren befanden sich dort, lange Kamelbeine, die in skelettierten Füßen endeten, und Pferdebeine mit ihren typischen Hufen am Ende. Die trockene Luft hatte die Fäulnis verhindert, daher hing noch Haut an den Knochen, so spröde wie Pergament, während das, was von der Kleidung übrig war, kaum gelitten hatte.
    Mark betrachtete den unebenen Fußboden, bückte sich und hob eine Ledersandale auf, die in seiner Hand augenblicklich zu Staub zerfiel.
    Ratlos schüttelte Linda den Kopf. »Was ist mit diesen Leuten geschehen? Wie kommt es, dass sie mit dem Fels verschmolzen sind?«
    Nachdem er seinen ersten Schock überwunden hatte, studierte Eric die Decke etwas eingehender. Im Gegensatz zum restlichen Höhlensystem war die Decke hier schwarz und glasig, wie stellenweise durch die Staubschicht zu erkennen war.
    »Haltet euch mal die Ohren zu«, sagte er und legte sein Sturmgewehr an die Schulter. Der Schussknall war in diesem engen Raum besonders laut.
    Die Kugel hatte einen Splitter aus der Decke gesprengt. Er hob ihn auf, warf einen kurzen Blick darauf und reichte ihn Mark Murphy.
    »Vollkommen durchgehärtet«, bemerkte er. »Als die Höhle unter dem Schacht einstürzte, sind sie hängen geblieben.«
    »Natürlich«, sagte Alana, während sie ebenfalls den Splitter untersuchte.
    »Vielleicht könnt ihr dem Laien ein wenig auf die Sprünge helfen.« Linda machte sich gar nicht erst die Mühe, die Gesteinsprobe zu betrachten. Sie hatte seinerzeit auf dem College nur an einem Einführungskurs in Geologie teilgenommen.
    »Über uns befindet sich eine Asphaltgrube«, erläuterte Eric, »wie wir sie von La Brea in L. A. kennen, nur kleiner und offensichtlich inaktiv.«
    »Eigentlich ist es nur asphalthaltiger Sand«, korrigierte ihn Alana.
    »Während der Sommermonate hat er sich ausreichend erwärmt, um aufzuweichen, so dass die Tiere darin versanken. Ich vermute, dass die Menschen zur Strafe hineingeworfen wurden. Während der vergangenen zweihundert Jahre ist dann irgendwann der Grund der Grube durchgebrochen – daher dürfte das Geröll auf dem Boden stammen – und hat die Opfer am tiefsten Punkt der Grube freigelegt.«
    »Da war noch etwas, das mir St. Julian Perlmutter ein paar Tage nach unserer ersten Begegnung erzählt hat«, erinnerte sich Alana. »Er war auf irgendeine zusätzliche Information gestoßen. Und zwar stammte sie aus den Legenden, die sich um Al-Jamas Grab ranken. Es heißt, er sei unter dem Schwarzen, das brennt, bestattet worden. Deshalb haben sie uns in einer stillgelegten Steinkohlemine graben lassen. Die Terroristen glaubten, das Schwarze aus der Legende sei Steinkohle. Dabei ist es dies hier.«
    Eric nahm ihr den Splitter gehärteten Asphalts aus der Hand und hielt die Flamme eines Wegwerffeuerzeugs daran. Nach wenigen Sekunden fing die Gesteinsprobe Feuer, er ließ sie auf den Boden fallen. Schweigend betrachteten die vier die ruhig brennende Flamme.
    Linda trat sie schließlich mit dem Fuß aus. »Ich würde sagen, dass wir unserem Ziel ganz nahe sind.«
    Doch auch eine weitere Stunde angestrengten Suchens erbrachte keinen Hinweis auf das versteckte Grab.
    Eric und Mark hatten sich an einer weiteren Abzweigung von den Frauen getrennt. Sie näherten sich dem toten Ende eines auffällig geraden und leicht begehbaren Tunnelabschnitts tief unter dem ursprünglichen Flussbett. Eric hielt einen Augenblick inne, um einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche zu trinken, ehe sie wieder zu ihrem Rendezvouspunkt zurückkehrten. Das Ende des Tunnels stieg in Gestalt einer absolut ebenen Rampe an, die mit der Decke zusammenstieß. Irgendetwas daran weckte sein Interesse, und er kletterte die

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