Kaperfahrt
Küchentür zu wuchten. Als die beiden erkannten, dass die Männer, die eben in den Raum eingedrungen waren, nicht zu ihren eigenen Leuten gehörten, ließen sie ihre Last fallen und griffen nach den Waffen, die sie auf die Gasbrenner gelegt hatten.
Juan feuerte schnell aus der Hüfte und traf trotzdem mit erstaunlicher Präzision. Die Oberkörper beider Männer wurden von einem Kugelhagel zerfetzt.
Eine nahtlos in eine Wand eingefügte Geheimtür öffnete sich mit einem leisen Klicken. Linda hatte sie durch die versteckte Kamera beobachtet und dafür gesorgt, dass Helfer bereitstanden. Zwei Männer stürmten in den Raum, und zehn Sekunden später war Mohammad Didi mit Plastikhandschellen gefesselt. Sie zerrten ihn durch die Tür und schlossen sie hinter sich. Eddie stöhnte und versuchte, auf die Füße zu kommen. Juan stützte ihn vorsichtig und half ihm durch die Tür. Sobald sie in Sicherheit waren, ließ sich Juan rücklings gegen die Wand sinken. Schweiß tropfte auf den Teppichboden. Er brauchte einige Sekunden, um zu Atem zu kommen.
»Das hätte durchaus besser laufen können«, keuchte er.
»Das kannst du laut sagen«, stimmte ihm Eddie zu.
»Bist du okay?«
»Die Kugel hat eine Platte meiner Schutzweste gestreift. Es tut höllisch weh, aber ich bin so weit fit. Lass mir nur einen Moment Zeit.«
Giuseppe Farina erschien mit Dr. Huxley. Hux trug ihren unerlässlichen Arztkittel über ihrer Chirurgenkombination und hatte einen ledernen Arztkoffer in der rechten Hand. Sie war Anfang vierzig, hatte das dunkle Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengerafft und einen zu allem entschlossenen Ausdruck in den Augen.
»Wir waren doch wohl nicht zu rücksichtslos, oder?« Juan grinste den italienischen Beobachter an.
Farina streifte Didi mit einem mörderischen Blick und erwiderte: »Ich hätte mir fast eine noch etwas härtere Gangart gewünscht.«
»Wer sind Sie?«, fragte Didi auf Englisch. »Sie dürfen mich nicht mitnehmen. Ich bin ein Somali. Ich habe Rechte.«
»Jetzt nicht mehr, da Sie das Schiff betreten haben, ehe es vom Zoll abgefertigt wurde«, informierte ihn Juan. »Sie befinden sich zurzeit auf meinem Territorium.« Er konnte nur mit Mühe an sich halten, Didi die grässliche Halskette nicht herunterzureißen und sie ihm ins Maul zu stopfen.
Julia stellte den Arztkoffer aufs Deck, kramte darin herum, holte eine Injektionsnadel und eine chirurgische Schere hervor und richtete sich wieder auf. Während Linc den Piratenhäuptling fest im Griff hielt, schnitt sie ihm ein Stück von seinem Ärmel ab und tupfte eine Hautfläche mit Alkohol ab.
»Was haben Sie vor?« Didis Augen hatten sich geweitet. Er versuchte sich verzweifelt aus Lincs Armen herauszuwinden, die seinen Körper wie stählerne Bänder umschlossen. »Das ist Folter.«
Juan stand blitzschnell vor dem Warlord. Er zog Didi aus Lincs Umarmung und packte mit einer Hand seinen Hals. Er schob den Somali an der Gangwand hoch, bis dessen Füße in der Luft baumelten und seine Augen sich mit Juans auf gleicher Höhe befanden. Didi würgte und schnappte nach Luft, aber niemand machte Anstalten, ihm zu helfen. Sogar ihr europäischer Beobachter war von der rasenden Wut gebannt, die Cabrillos Gesicht verzerrte und rot anlaufen ließ.
»Du redest von Folter? Ich werde dir zeigen, was Folter ist, du mieses Stück Dreck.« Mit dem Daumen und Zeigefinger der anderen Hand kniff er in einen Nerv in Didis Schulter. Didi musste das Gefühl haben, mit einem glühenden Brandeisen traktiert zu werden, denn er stieß einen schrillen Schrei aus, der durch den Korridor hallte. Juan verstärkte den Druck noch und veränderte die Lautstärke und Tonhöhe von Didis Schrei, als spielte er auf einem Musikinstrument.
»Das reicht, Juan«, sagte Dr. Huxley.
Cabrillo löste den Griff und ließ Didi einfach zu Boden fallen, wo er zusammensank und sich den Hals und die Schulter hielt. Er weinte haltlos, ein Silberfaden Speichel sickerte aus seinem Mundwinkel.
»Ich hab’s mir schon gedacht«, sagte Juan, als hätte sein Wutausbruch gar nicht stattgefunden, »in jedem Tyrannen steckt ein Feigling. Ich wünschte, Ihre Männer könnten Sie jetzt sehen.«
Hux beugte sich über den liegenden Killer und stach mit der Injektionsnadel zu. Sekunden später zitterten Didis Augen und verdrehten sich, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Hux beugte sich noch einmal über ihn und schloss mit dem Daumen seine Lider.
»Gratuliere, Juan«, sagte Giuseppe und reichte ihm die
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