Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Kurs ab, schraubten sich ins Wasser oder in die Mangroven, wo sie detonierten, ohne Schaden anzurichten. Selbst in ihrer Position mit dem Bug zum Land bot die Oregon ein ausreichend großes Ziel, das kaum verfehlt werden konnte. RPGs trafen den Rumpf, sprengten die vordere Reling weg und rissen den Flügel eines ihrer Anker ab. Andere überflogen den Bug und wurden durch den Decksaufbau gestoppt, wo sie dicht unter den mit Stahlplatten gesicherten Fenstern explodierten.
    Jedes andere Schiff wäre von dieser geballten Attacke in einen Schrotthaufen verwandelt worden. Doch die Panzerung der Oregon hielt dem Angriff stand. Einige Krater wurden in den Stahl gegraben, und Farbe wurde vom Decksaufbau gebrannt, aber keine der Raketengranaten war durchgedrungen. Trotzdem gab es noch einige verwundbare Bereiche. Schließlich war das Schiff vor einem Raketenangriff nicht vollständig sicher. Nur der Schornstein schützte die hochempfindliche Radarschüssel, ein Glückstreffer konnte sie leicht zerstören.
    »Granatfeuer«, hörte Juan die Warnung über seinen Ohrhörer, ehe die erste RPG sein Schiff traf.
    Die Explosionen am Bug brachten ihn und sein Team dazu, die Hände auf die Ohren zu pressen und die Münder aufzureißen, um einen Druckanstieg in ihren Nebenhöhlen zu vermeiden, der ihre Trommelfelle zerreißen würde.
    Der Decksaufbau dröhnte wie eine riesige Glocke. Jede Explosion schleuderte die Männer zurück, auch wenn sie sich nicht einmal in der Nähe der attackierten Abschnitte aufhielten. In diesen Abteilungen hatten die schweren Treffer eine tödliche Wirkung. Einem Piraten, der an einer Wand gelehnt hatte, die von einer Rakete getroffen wurde, wurden durch den Explosionsdruck die Eingeweide zerfetzt, während zwei andere Männer danach für immer taub blieben.
    »Eric soll uns schnellstens von hier wegbringen«, brüllte Juan in sein Mikrofon. Kaum konnte er seine eigene Stimme hören, und auch Lindas Antwort war nicht mehr als ein unverständliches Zwitschern.
    Sobald Eric den Kollisionsalarm ausgelöst hatte, trennte er das GPS ab und wechselte das Bild auf dem Bildschirm, so dass die eine Hälfte einen Blick über das Heck der Oregon lieferte, während die andere Hälfte das Piratenlager zeigte. Weder Zeit noch Platz reichten aus, um das knapp hundertsiebzig Meter lange Schiff zu wenden.
    Er ging noch einmal auf Rückwärtsfahrt.
    Der Kanal wirkte derart schmal, dass er sich vorkam, als versuche er, mit dicken Grillhandschuhen an den Händen einen Faden durch ein Nadelöhr zu schlängeln. Wenigstens verlief die erste Meile des Kanals halbwegs gerade, daher steigerte er die Energiezufuhr und lenkte den großen Frachter so vorsichtig wie möglich rückwärts. Dass Wind aufgekommen war und der Decksaufbau und der Rumpf wie ein Segel wirkten, war auch keine Hilfe.
    Zwei RPGs wurden vom Kai abgefeuert. Diesmal hatte Mark die sechsläufige Gatling-Kanone, die knapp tausend Umdrehungen pro Minute schaffte, einsatzbereit.
    Die Vulcan kreischte auf – die aus russischer Produktion stammenden Raketengranaten trafen auf den dichten Schutzschild aus 20-mm-Geschossen, die sie ausspuckte. Beide Gefechtsköpfe explodierten über dem Wasser, während die Uferbefestigungen dahinter von den weiterfliegenden Projektilen zertrümmert wurden. Mark beobachtete, dass die Piraten Anstalten machten, die Oregon mit ihren Fischerbooten zu verfolgen. Sobald sie das offene Meer erreicht hätten, würden die Boote zwar keine Rolle mehr spielen, aber solange Eric sie noch durch die Mangroven manövrierte, blieben die Fischerboote deutlich im Vorteil.
    Mark zielte am Rumpf entlang auf das erste Boot und schickte ihm einen Feuerstoß von einer Sekunde Dauer entgegen. Die Geschosse peitschten das Wasser neben dem Boot sofort auf, überschütteten die Piraten und, was noch wichtiger war: sie warnten sie. Die Leute sprangen aus dem Boot und waren schon auf halbem Weg zum Kai, als Murph abermals die Kanonen auslöste.
    Der kleine Trawler löste sich in eine Wolke aus zerfetztem Holz, Glassplittern und verbogenem Metall auf. Als der Treibstofftank explodierte, warf der Luftdruck die Piraten brutal zu Boden, während fettiger Qualm aufstieg.
    Die Männer im zweiten Boot hatten sich gerade ein Stück vom Kai entfernt, ehe sie begriffen, dass nun sie an die Reihe kämen. Mark musste beinahe darüber lachen, wie spaßig es war, sie aufgeregt über Bord springen zu sehen, wobei sie offensichtlich keinen Gedanken an ihre Kameraden verschwendeten.

Weitere Kostenlose Bücher