Kaperfahrt
paar Monaten in Bagdad angerichtet habe. Für Sie jedoch … ach, ich habe keine Ahnung, aber sie haben mich mit dieser schrottreifen Ausrüstung hierher geschickt, daher können Sie es sich denken.«
Nach Gregs ernüchternder Enthüllung fuhr das Team schweigend weiter, die Stimmung im Lastwagen war gedrückt. Alana schwankte innerlich. Einerseits dachte sie über das nach, was Greg gesagt hatte, und auf der anderen Seite fragte sie sich, was sie wohl antreffen würden, sollten sie Ministerin Katamoras Flugzeug finden. Beide Optionen waren wenig einladend. Sie hatte Fiona Katamora nie persönlich kennen gelernt, aber sie bewunderte sie zutiefst. Diese Frau war genau die Art von Vorbild, das Amerika brauchte. Sich vorzustellen, dass sie bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen sein konnte, war einfach zu schrecklich.
Aber Gregs Worte für bare Münze zu nehmen war ebenso schmerzlich. Daher entschied sie, dass er sich ganz einfach irren musste. Wer wusste schon, welche Last er mit sich herumschleppte, dass er so abgestumpft war. Christie Valero und Julian St. Perlmutter hatten überzeugende Argumente vorgelegt. Die Begründungen, die radikale Islamisten benutzten, um ihre mörderischen Aktionen zu rechtfertigen, als hohles Gerede entlarven zu können wäre der bislang vielleicht entscheidendste Schlag im Krieg gegen den Terror. Mehr denn je war sie überzeugt, dass diese Mission, die zugegebenermaßen ausschließlich auf Spekulationen beruhte, für die bevorstehenden Friedensgespräche von Bedeutung war. Und ihr war gleichgültig, wie sich Greg dazu äußerte.
Mike steuerte sie in eine Schlucht zwischen zwei hohen Bergen, wo es mehr Schatten gab und kühler war als in der offenen Wüste. Sie schlängelte sich eine halbe Meile lang durch die Hügellandschaft, ehe sie auf der anderen Seite endete. Es gab noch immer keinen sicheren Hinweis darauf, dass das Flugzeug der Ministerin abgestürzt war, keine Rauchsäule, die sich Unheil verkündend in den Himmel schraubte. Wenn man bedachte, wie niedrig die Maschine sie überflogen hatte, müsste sie sich mittlerweile längst auf dem Boden befinden, daher gönnte sich Alana die Hoffnung, dass sie sicher gelandet war.
Sie setzten ihre Fahrt noch eine weitere Stunde lang fort, wohl wissend, dass sie die nicht näher gekennzeichnete Grenze Libyens längst überschritten hatten und sich nun gesetzeswidrig auf libyschem Territorium aufhielten. Dabei war ihr einziger Trost, dass Greg fließend Arabisch sprach. Falls sie mit einer Patrouille zusammentreffen sollten, wäre es seine Aufgabe, die Verhandlungen zu führen.
Die Wüste erschien als eine unendliche Folge wogender Dünen aus Sand und Geröll, über denen die Hitze flimmerte. Dadurch sah der ferne Horizont so aus, als sei er flüssig. Der Truck erklomm einen weiteren namenlosen Hügel, und Mike wollte gleich weiter und auf der anderen Seite wieder hinunterfahren. Doch plötzlich bremste er. Dann ging er in den Rückwärtsgang und drehte sich in seinem Sitz, um über die Schulter zurückzublicken.
»Was ist los?«, rief Alana, während das Fahrzeug den Hügel hinunterrollte, den sie kurz vorher erklommen hatten.
Sie erhielt ihre Antwort jedoch nicht von Mike, sondern von Greg. »Eine Patrouille!«
Alana blickte nach vorn und sah ein Armeefahrzeug über den Hügel kommen. Ein Soldat stand in einer Öffnung im Dach des Lastwagens. Vor sich hatte er ein gefährlich aussehendes Maschinengewehr. Mit seinen Ballonreifen, der hohen Federung und dem kastenförmigen Führerhaus bot der Truck die idealen Voraussetzungen für einen Einsatz in der Wüste.
»Vergessen Sie’s, Mike«, übertönte Greg den Motorenlärm. »Vor denen zu flüchten würde alles nur noch schlimmer machen.«
Mike Duncan wirkte für einen kurzen Augenblick noch unentschlossen, dann aber nickte er. Er wusste, dass Chaffee recht hatte. Also nahm er den Fuß vom Gaspedal und bremste. Als der Wagen zum Stehen kam, schaltete er den Motor aus und ließ die Hände auf dem Lenkrad liegen.
Das libysche Patrouillenfahrzeug stoppte in gut fünf Metern Entfernung, so dass der Dachschütze die drei Zivilisten ständig im Visier hatte. Die Hecktüren wurden aufgestoßen, und vier Soldaten in Wüstentarnkleidung sprangen heraus. Jeder hielt eine Kalaschnikow schussbereit in den Händen.
Alana hatte in ihrem ganzen Leben noch niemals so viel Angst gehabt. Alles geschah so plötzlich. Gerade waren sie noch völlig allein gewesen, und nur eine Sekunde später
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