Kaperfahrt
aus, dass Sie einige Ihrer Spionagesatelliten umgeleitet haben werden, so dass diese nun unser Land überfliegen. Sollten Sie das Flugzeug entdecken, so wären wir uns über die Quelle dieser Information, falls Sie uns diese zukommen lassen, durchaus im Klaren.« Moon wollte zwar protestieren, doch der Libyer schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Bitte, Sir, Sie brauchen das nicht zu kommentieren.«
Moon lächelte zum ersten Mal, seit der Transponder von Fiona Katamoras Flugzeug vor zwölf Stunden verstummt war. »Ich wollte nur erwähnen, dass wir Ihnen eine solche Information sicherlich zur Verfügung stellen werden.«
»Da ist nur noch ein Punkt, über den wir sprechen müssen«, sagte Ghami. »Zu diesem Zeitpunkt – und Ihre Einwilligung vorausgesetzt – sehe ich keinen Grund, die bevorstehende Friedenskonferenz abzusagen oder auch nur zu verschieben.«
»Ich habe heute Morgen mit dem Präsidenten gesprochen«, setzte Moon ihn ins Bild, »und er hat sich ganz in der gleichen Weise geäußert. Wenn, was Gott verhüten möge, das Schlimmste geschehen sein sollte, dann würde man Ministerin Katamoras Andenken einen Bärendienst erweisen, wenn man ungenutzt verstreichen ließe, was sie als die erfolgversprechendste Gelegenheit betrachtete, in dieser Region eine gewisse Stabilität zu erreichen. Ich glaube, dass vor allem sie den Wunsch gehabt hätte, dass wir unsere Pläne weiterverfolgen.«
»Für den Fall, dass – nun, ich darf Sie zitieren – der schlimmste Fall eingetreten ist, wissen Sie denn schon, wer Ihre Regierung bei der Konferenz vertreten wird?«
»Offen gesagt, nein. Der Präsident weigert sich, auch nur daran zu denken.«
»Ich kann es gut verstehen«, sagte Ghami.
»Er und Ministerin Katamora standen sich sehr nahe.«
»Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Nach allem, was ich über sie gelesen und in den Nachrichten gehört und gesehen habe, war sie eine bemerkenswerte Frau. Verzeihen Sie, ist sie eine bemerkenswerte Frau.« Ghami erhob sich, offensichtlich verärgert über seinen verbalen Fauxpas. »Sir, ich möchte Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen. Ich wollte Sie nur persönlich unserer großen Sorge versichern. Sie haben mein Wort, dass ich Sie sofort – ganz gleich um welche Uhrzeit – in Kenntnis setzen werde, sobald ich irgendwelche Neuigkeiten erfahre.«
»Das weiß ich zu schätzen.«
»Einmal persönlich gesprochen, Charles« – Ghami verwendete seinen Vornamen mit Bedacht – »wenn dies Allahs Wille ist, dann kann ich es in keiner Weise verstehen.«
Moon erkannte, dass nur ein tief empfundenes Mitgefühl Ghami dazu bringen konnte, auch nur anzudeuten, dass er die Absichten und Entscheidungen seines Gottes in Frage stellte. »Vielen Dank.«
Der Botschafter der Vereinigten Staaten geleitete den libyschen Außenminister zu den Fahrstühlen. Als fiele es ihm jetzt erst ein, wollte Moon von Ghami noch etwas wissen. »Ich frage mich, wie wir weiter verfahren sollen, falls es wirklich zu einem Unglück gekommen ist.«
»Ich verstehe nicht.«
»Wenn das Flugzeug abgestürzt ist, wird meine Regierung höchstwahrscheinlich darum bitten, dass ein Team amerikanischer Ermittler die Erlaubnis erhält, die Trümmer an Ort und Stelle zu untersuchen. Die Angehörigen des National Transportation Safety Board sind Experten, wenn es darum geht festzustellen, welche Ursachen zum Absturz eines Flugzeugs geführt haben.«
»Ich verstehe. Sicher.« Ghami massierte sein Kinn. »Wir verfügen auch über Spezialisten, die ähnliche Aufgaben erfüllen. Ich sehe darin kein Problem. Ich muss mich allerdings zuvor mit dem Präsidenten beraten.«
»Sehr gut. Ich danke Ihnen.«
Kurz nachdem Moon in sein Büro zurückgekehrt war, klopfte es an der Tür. »Herein.«
»Was denken Sie?«, fragte Jim Kublicki, der CIA-Stationschef in der amerikanischen Botschaft. Er war ein ehemaliger Footballstar und arbeitete seit fünfzehn Jahren bei der Agentur. Mit seiner Körpergröße sprengte er beinahe den Türrahmen, was zur Folge hatte, dass er niemals an verdeckten Operationen teilnehmen konnte, weil er in jeder Menschenansammlung sofort aufgefallen wäre. Jedoch war er ein fähiger Administrator – und die vier Agenten, die der Botschaft zugeteilt waren, schätzten und respektierten ihn sehr.
»Falls sie auf irgendeine Art und Weise in die Sache verwickelt sind, war und ist Ali Ghami jedenfalls nicht eingeweiht«, erwiderte Moon.
»Soweit ich gehört habe, ist Ghami Gaddafis
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