Kaperfahrt

Pig.«
    »Nett, dass ihr euch endlich meldet«, erwiderte Max. »Hier ist ganz schön die Hölle los, seit nichts mehr von euch zu hören war.«
    »Kann ich mir vorstellen. Bis du gerade im Operationszentrum?«
    »Klar.«
    »Jemand soll den Bildschirm für die Verfolgung der Bio-Chips einschalten.«
    »Eine Sekunde.« Für einen Moment herrschte Stille. Während sie warteten, klinkte Mark den Computer des Pig in das Videoüberwachungssystem der Oregon ein, und das Bild des futuristischen Kontrollraums erschien auf dem Bildschirm. Max stand neben der Kommunikationskonsole und sah dem Dienst habenden Techniker über die Schulter.
    »Das ist interessant«, murmelte Hanley. »Ich sehe drei von euch mit vierzig Meilen pro Stunde unterwegs nach Westen, vermutlich im Powered Investigator Ground, während der Chef mit einhundert Meilen pro Stunde Kurs nach Nordost nimmt. Was ist los, habt ihr euch gestritten?«
    »Sehr witzig. Sieh zu, dass ihr an ihm dranbleibt. Wir fahren zur tunesischen Grenze. Juan ist bei den Leuten, die die Maschine der Ministerin zum Absturz gebracht haben. Wir glauben nicht, dass sie tot ist.«
    »Sagtest du nicht, die Maschine sei vom Himmel geholt worden?«
    »Stimmt. Und ich glaube nicht, dass Fiona Katamora noch drin saß, als sie abstürzte.«
    »Wie zum Teufel haben sie das gemacht? Ach, erzähl’s mir später. Im Augenblick solltet ihr lieber zusehen, dass ihr schnellstens verschwindet. Vor zwanzig Minuten haben die Libyer erklärt, das Wrack gefunden zu haben, und ihre Regierung hat einem Team des NTSB die Erlaubnis erteilt, die Trümmer zu untersuchen. Die Experten haben sich in Kairo bereitgehalten und dürften bis Mittag in Tripolis sein. Aber ich bin sicher, dass es dort noch viel eher von Libyern wimmeln wird.«
    »Sie werden da nichts finden«, meinte Mark. »Ein Trupp Männer war mit einem Hubschrauber hier und hat alles demoliert, so dass eine Rekonstruktion der Ereignisse völlig unmöglich ist. Sie haben Wrackteile verschoben, das ein oder andere wegtransportiert und alles zertrümmert, was sie finden konnten. Sie haben sogar ein lahmes Kamel über die Absturzstelle geführt, um möglichst viele Hufspuren zu hinterlassen.«
    »Ein lahmes Kamel?«
    »Damit es so aussieht, als seien Nomaden vorbeigekommen«, erklärte Mark.
    »Offenbar gibt es jemanden, der einige Schritte vorausdenkt«, knurrte Max.
    »Ist eigentlich allgemein bekannt, dass das NTSB nach Libyen kommt?«, fragte Linda.
    »Nein. Langston hat berichtet, dass man sich in diesem Punkt auf höchster Ebene geeinigt hat und das Ganze unter Verschluss hält.«
    »Das bedeutet, dass die Soldaten irgendeine Quelle in der Regierung haben müssen, wenn sie zurückkamen und das Wrack manipuliert haben.«
    »Oder sie wurden sogar von der Regierung geschickt«, gab Max zu bedenken. »Mark, du sagtest, deiner Meinung nach sei Ministerin Katamora nicht in dem Flugzeug gewesen?«
    »Es gibt ziemlich klare Beweise, dass die Maschine vor dem Absturz irgendwo in der Wüste gelandet ist.«
    »Und du meinst, sie haben sie herausgeholt?«
    »Warum sollten sie sonst gelandet und dann wieder gestartet sein und die Maschine gegen den Berg prallen lassen? Sie wollen, dass die Welt sie für tot hält.«
    »Und welchen Nutzen hätten sie davon?«
    »Ich bitte dich, Max«, sagte Linda. »Sie ist die Außenministerin. Entweder dies ist ein einmaliger Geheimdienstcoup für diese Leute, oder sie würde das beste Unterpfand aller Zeiten abgeben. Vergiss nicht, dass sie dem letzten Präsidenten als Nationale Sicherheitsberaterin gedient hat. Wenn wir annehmen, dass sie tot ist, werden wir ganz sicher nicht nach ihr suchen. Sie könnten sämtliche Informationen aus ihr herausholen, ohne dass wir auch nur das Geringste ahnen.«
    Für einen kurzen Moment stockte ihre Unterhaltung, als sich jeder von ihnen bewusst machte, mit welchen Auswirkungen zu rechnen sei, wenn Lindas Theorie zutraf. Sollte sich Fiona Katamora in der Gewalt der Terroristen befinden, so hätte dies wahrscheinlich schlimmere Folgen, als wenn sie den Präsidenten selbst gekidnappt hätten. Als Politiker, der erst seit einem Jahr das hohe Amt bekleidete, war er von den organisatorischen Details, die im Krieg gegen den Terror beachtet werden mussten, weitgehend ferngehalten worden. Aufgrund der Posten, die sie im Laufe der Jahre innegehabt hatte, und der nicht nachlassenden Fähigkeit, sich Detailwissen anzueignen und in ihrem Gedächtnis auf Abruf bereitzuhalten, wusste Fiona sicherlich