Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
irre.«
    Er hob eine Hand, um sie zu schlagen, hielt dann jedoch inne. »Das nächste Mal, wenn du wieder zu reden wagst, bekommst du meine Faust zu spüren.«
    Die Wachen holten sie aus der Zelle und führten sie aus dem Gefängnisgebäude hinaus. Sie war für das Spitzengitter dankbar, weil es ihre Augen vor dem grellen Schein der Sonne schützte, die den Wüstenboden unbarmherzig durchglühte. Am Stand der Sonne konnte sie erkennen, dass es später Vormittag war, allerdings längst nicht so warm, wie es eigentlich hätte sein müssen. Daraus schloss sie, dass sie sich irgendwo in den Bergen befanden.
    Sich solche Details zu merken und in Gedanken klassische Musik zu spielen hielt Fiona davon ab, allzu intensiv über ihre Notlage und das Schicksal ihrer Freunde und Mitarbeiter nachzudenken.
    Das Terroristencamp sah genauso aus wie Hunderte anderer, die sie auf Satellitenfotos schon gesehen hatte. Ein paar im Wind flatternde Zelte drängten sich an eine steile Felswand, die mit zahllosen Höhlen übersät war. Sie wusste, dass die größte ihre letzte Zuflucht wäre, wenn das Lager angegriffen würde, und sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass sie mit ausreichend Sprengstoff präpariert war, um den Berg mindestens zur Hälfte zu zertrümmern.
    Ein Ausbilder veranstaltete mit einer Gruppe Männer Freiübungen auf dem Exerzierplatz. Ihren zackigen Bewegungen nach zu urteilen, standen sie kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung. Ein Stück entfernt, im Windschatten des Berges, der das Lager überragte, hatte sich eine andere Gruppe zu Schießübungen mit den obligatorischen AK-47er Kalaschnikows versammelt. Die Ziele waren zu weit entfernt, als dass Fiona ihre Schießleistungen hätte beurteilen können. Doch angesichts der Geldströme, die zu Terroristengruppen wie der Al-Jamas geleitet wurden, konnten sie es sich erlauben, Munition zu verschwenden, indem sie auch noch die unfähigsten Rekruten ausbildeten.
    Jenseits des Schießstandes konnte sie eine halbe Meile weit in ein seichtes Tal hineinblicken, das an seinem Ende von einem noch wuchtigeren Bergmassiv abgeschlossen wurde. In diesem Tal waren gerade Ausschachtungsarbeiten im Gange. Außerdem befand sich dort ein Eisenbahngleis. Sie konnte mehrere geschlossene Güterwagen auf einem Abstellgleis unweit einer Reihe verfallener Holzbauten erkennen. Auf der anderen Seite der Gebäude türmte sich eine riesige Diesellokomotive auf, die eine kleinere Lok, die im Wesentlichen dem Lastwagen ähnelte, der sie hierhergebracht hatte, regelrecht zu erdrücken schien. Die Burka machte es ihr jedoch unmöglich, weitere Einzelheiten zu erkennen.
    Auch diesmal besaß sie keinerlei Informationen über den Ort. In keinem der Berichte der CIA, der NASA und des FBI, die sie bis zum Überdruss gelesen hatte, war von einem Terroristenlager in der Nähe eines Endbahnhofs die Rede gewesen. Nach so vielen Jahren des Krieges gegen den Terrorismus hinkten sie dem Feind immer noch kläglich hinterher.
    Die Wachen brachten sie in eine Kammer, ein kurzes Stück von der Haupthöhle entfernt. Stromkabel und alle drei Meter eine Glühbirne waren an der Decke befestigt. Die Luft war spürbar kälter, dabei roch es wie in dem alten Kellergewölbe eines lange Zeit unbenutzten Gebäudes. Sie kamen zu einer Trennwand aus Holz, mit einer Tür darin. Der Wächter, der ihr gedroht hatte, sie zu schlagen, klopfte an und wartete, bis er von drinnen eine Antwort erhielt.
    Dann öffnete er die Tür. Sie befanden sich im hinteren Teil der Höhle. Drei Seiten des Raums bestanden aus rohem, weitgehend unbehauenem Stein. Dicke persische Teppiche bedeckten den Boden, und eine mit Glut gefüllte Kohlewanne stand in einer Ecke und war durch ein Ofenrohr, das parallel zu den Stromkabeln verlief, mit der Außenwelt verbunden.
    Ein Mann saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in der Mitte des Raumes. Er trug ein strahlend weißes Gewand. Sein Kopf war mit einer schwarzweißen Kufiya bedeckt. Er las bei dem gedämpften Licht in einem Buch – im Koran, vermutete sie. Er blickte nicht auf oder nahm anderweitig Notiz von ihrer Anwesenheit.
    Die Art und Weise, wie er sich in Szene setzte, war Fiona nicht fremd. Wäre dies ihr Büro gewesen, hätte sie an ihrem Schreibtisch gesessen, einen Schreibstift in der Hand und in ein wichtig wirkendes Dokument vertieft. Sie ließ Besucher stets bis zu dreißig Sekunden lang warten – doch dieser Mann ließ sich eine ganze Minute Zeit, ehe er aufblickte. Seine Taktik,

Weitere Kostenlose Bücher