Kapitaen Bykow
klickte mit dem Fotoapparat. Der Pilot schwieg eine Weile und rief dann ins Mikrofon: »Aljoscha, hörst du uns?«
»Ja, ich höre«, meldete sich Bykows Bassstimme.
»Also, bei uns ist alles in Ordnung«, berichtete Michail Antonowitsch schnell. »Ich wollt bloß mal eine Beschreibung geben. Es ist wunderschön hier, Aljoscha. Die Sonne spiegelt sich im Gestein ... silbriger Staub überall ... Bist ein Prachtkerl, dass du uns hast fliegen lassen. Ich könnte immerzu schauen ... Mein Gott, wenn du nur das Funkeln dieses einen Steins sehen könntest!« Von den Eindrücken überwältigt, verstummte er wieder.
Bykow wartete einen Augenblick, bevor er fragte: »Wollt ihr noch lange Richtung Saturn fliegen?«
»Allerdings!«, erwiderte Jurkowski verdrießlich. »Du solltest abschalten, Alexej, und dich mit irgendetwas beschäftigen. Uns wird schon nichts passieren.«
»Iwan hat mit der Durchsicht zu tun«, sagte Bykow und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Und ich auch.«
»Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um uns zu machen, Aljoscha«, sagte Michail Antonowitsch, »kein einziger Stein, der aus der Reihe tanzen würde. Alles ist ausgesprochen ruhig, keine Gefahr.«
»Na ausgezeichnet«, erwiderte Bykow. »Passt dennoch auf die Steine auf.«
»Drossle das Tempo«, sagte Jurkowski.
»Was gibt’s denn, Michail?«, erkundigte sich Bykow.
»Eine Turbulenzbewegung«, antwortete der Michail Antonowitsch.
»Ah so«, sagte Bykow und schwieg erneut.
Ungefähr eine Viertelstunde verging in Schweigen. Der Kosmoskaph hatte sich bereits an die dreihundert Kilometer vom Rand des Rings entfernt. Michail Antonowitsch betätigte sacht den Steuerknüppel und kämpfte gegen das Verlangen an, die Geschwindigkeit so zu erhöhen, dass die glitzernden Gesteinssplitter unter ihm zu einem dichten funkelnden Band verschmolzen. Das wäre gewiss ein herrlicher Anblick. Als er noch jünger war, hatte er sich in solchen Augenblicken nicht beherrschen können.
Unvermittelt sagte Jurkowski im Flüsterton: »Halt an!«
Michail Antonowitsch bremste ab.
»Du sollst anhalten, hab ich gesagt!«, knurrte Jurkowski. »Na mach schon.«
Der Kosmoskaph hing jetzt unbeweglich im Raum. Michail Antonowitsch drehte sich zu Jurkowski um. Der hatte sein Gesicht so fest gegen die Aussichtsluke gepresst, als wollte er, um besser nach draußen blicken zu können, jeden Augenblick die Verschalung des Fahrzeugs durchbrechen.
»Was gibt’s denn?«, fragte Michail Antonowitsch.
»Ist was?«, erkundigte sich auch Bykow.
Jurkowski gab keine Antwort.
»Michail!«, rief er plötzlich. »Sieh mal dort, der lange schwarze Splitter ... In der Umlaufrichtung. Halt dich genau über ihm, hörst du, genau über ihm, ohne ihn zu überholen.«
Michail Antonowitsch sah auf den Bildschirm, entdeckte den angegebenen schwarzen Brocken und steuerte auf ihn zu, bemüht, ihn nicht aus dem Fadenkreuz zu verlieren.
»Was gibt’s denn bei euch?«, fragte Bykow erneut.
»Irgendeinen Splitter«, sagte Michail Antonowitsch. »Lang und schwarz ist er.«
»Er bleibt zurück«, zischte Jurkowski. »Einen Meter langsamer!«, rief er.
Michail Antonowitsch verringerte das Tempo.
»Nein, so wird das nichts«, seufzte Jurkowski. »Schau hin, Mischa, den schwarzen Splitter siehst du doch, ja?« Er haspelte diese Worte förmlich herunter.
»Ja.«
»Gerade voraus in zwei Grad Entfernung von ihm befindet sich eine Gesteinsgruppe ...«
»Seh ich«, sagte Michail Antonowitsch. »Da glitzert etwas besonders schön.«
»Genau ... Auf dieses Gefunkel steuerst du zu. Aber verlier’s ja nicht aus den Augen ... Oder ist das alles nur Sinnestäuschung?«
Michail Antonowitsch fing den glitzernden Punkt im Fadenkreuz ein und brachte eine maximale Vergrößerung davon auf den Teleprojektor. Er erblickte fünf abgerundete, seltsam gleichförmige weiße Steine und zwischen ihnen – ein glänzendes Etwas, für das er keine Erklärung hatte, das aber an den silbrigen Schatten einer Spinne mit ausgespreizten Beinen erinnerte. Es sah so aus, als wollten die Steine auseinanderfliegen, würden aber von den nackten Spinnenbeinen zusammengehalten, die sie fest umklammerten.
»Das ist ein Ding!«, rief Michail Antonowitsch.
»Was ist denn um Himmels willen bei euch los?«, belferte Bykow ungeduldig.
»Augenblick, Alexej«, murmelte Jurkowski, »wir müssten uns das erst mal aus der Nähe ansehen.«
»Da haben wir’s«, sagte Bykow, »es geht los. Michail! Keinen einzigen Meter gehst du
Weitere Kostenlose Bücher