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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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runter, verstanden?«
    Michail Antonowitsch, gefesselt von dem Anblick, führte den Kosmoskaph bereits in die Tiefe, ohne es zu merken. Diese fünf gleichartigen weißen Steinbrocken und der ungewöhnlich geformte silbrige Schatten zwischen ihnen waren unerklärlich faszinierend.
    »Michail!«, blaffte Bykow und verstummte.
    Michail besann sich und bremste scharf.
    »Was soll das, verdammt noch mal«, jaulte Jurkowski mit völlig entstellter Stimme auf, »so verlierst du sie doch!«
    Der lange schwarze Splitter schob sich langsam, kaum wahrnehmbar, über die seltsamen Steine.
    »Aljoscha«, sagte Michail Antonowitsch einschmeichelnd, »hier ist in der Tat etwas sehr Merkwürdiges. Soll ich nicht doch ein bisschen tiefer gehen? So können wir kaum was erkennen!«
    Bykow gab keine Antwort.
    »Du lässt sie entwischen, entwischen!«, tobte Jurkowski.
    »Aljoscha«, rief Michail Antonowitsch voller Verzweiflung, »ich geh jetzt tiefer! Auf fünf Kilometer, einverstanden?«
    Er fasste krampfhaft den Steuerknüppel, bemüht, den blitzenden Gegenstand nicht aus dem Visier zu verlieren. Der schwarze Splitter kam langsam, doch unerbittlich näher. Bykow gab noch immer keine Antwort.
    »Na, nun mach schon, geh tiefer«, sagte Jurkowski unerwartet ruhig.
    Michail Antonowitsch warf einen letzten verzweifelten Blick auf den Schirm des Meteoritenlokators, der ruhig vor sich hinflimmerte, und lenkte den Kosmoskaph in die Tiefe.
    »Aljoscha«, murmelte er, »nur ein kleines bisschen, ja? Nur so viel, dass ich ihn nicht aus dem Blick verliere. Ringsum ist alles still und leer.«
    Jurkowski betätigte hastig den Fotoapparat. Der schwarze Splitter kam näher, immer näher, hatte die weißen Steine schließlich erreicht und überdeckte sie mitsamt der glitzernden Spinne.
    »Ach du«, sagte Jurkowski, »du mit deinem Bykow ...«
    Michail Antonowitsch bremste. »Aljoscha«, rief er, »das war’s schon.«
    Bykow schwieg nach wie vor, und erst da warf Michail Antonowitsch einen Blick auf das Funkgerät. Es war abgeschaltet.
    »Ach du meine Güte«, rief Michail Antonowitsch aus, »wie ist das nur möglich! Ich muss wohl mit dem Ellenbogen ...«
    Er schaltete wieder auf Empfang.
    »... chail, zurück! Michail, zurück! Michail, zurück!«, wiederholte Bykow monoton ein ums andre Mal.
    »Ich hör dich ja, Aljoscha! Hab versehentlich das Gerät ausgeschaltet.«
    »Kommt unverzüglich zurück!«, befahl Bykow.
    »Gleich, Aljoscha, gleich«, erwiderte Michail Antonowitsch. »Wir sind hier fertig, und es ist auch alles in Ordnung ...« Er verstummte.
    Der längliche schwarze Splitter entfernte sich allmählich und gab wieder den Blick auf die weißen Steine frei. Erneut blitzte in der Sonne die silbrige Spinne auf.
    »Könntet ihr mir nun endlich erklären, was bei euch eigentlich los ist?«, fragte Bykow.
    Jurkowski stieß Michail Antonowitsch unsanft zurück und beugte sich übers Mikrofon.
    »Alexej«, rief er, »erinnerst du dich an die Geschichte von der gigantischen Fluktuation? Es sieht ganz so aus, als böte sie sich uns jetzt. Die einzige unter Milliarden von Chancen!«
    »Was für eine Chance?«
    »Wie’s scheint, haben wir etwas entdeckt.«
    »Sieh mal, Wolodja, sieh doch mal!«, murmelte da Michail Antonowitsch und starrte mit schreckgeweiteten Augen auf den Bildschirm. Eine Wolke kompakten grauen Staubs schob sich seitlich heran, schräg über ihr schwebten einige Dutzend gleißender kantiger Gesteinsbrocken. Jurkowski stöhnte vor Verdruss auf: Gleich würde dieser Himmelsstaub die seltsamen weißen Steine mitsamt der silbrigen Spinne einhüllen, überlagern, zusammenpressen und Gott weiß wohin entführen. Dann würde niemand je erfahren, was das eigentlich gewesen war ...
    »Runter!«, schrie er. »Michail, runter!«
    Der Kosmoskaph ruckte an.
    »Zurück!«, brüllte Bykow. »Michail, ich befehle dir: zurück!«
    Jurkowski streckte den Arm aus und schaltete kurzerhand das Gerät ab.
    »Tiefer, Mischa, sieh zu, dass du rankommst ... Los, Menschenskind, los!«
    »So hör doch, Wolodja! Ich darf es nicht, das ist ein Befehl! Komm zur Besinnung!« Michail Antonowitsch langte nach dem Funkgerät, doch Jurkowski hielt seinen Arm fest.
    »Schau auf den Bildschirm, Michail«, sagte er. »In zwanzig Minuten ist nichts mehr zu machen ...« Und als Michail Antonowitsch wortlos nach dem Funkgerät griff: »Michail, sei kein Dummkopf ... Uns bietet sich hier eine einmalige, unwiederbringliche Chance ... Man wird es uns niemals verzeihen ...

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