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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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So begreif das doch endlich, alter Starrkopf!«
    Michail Antonowitsch hatte es dennoch geschafft, den Empfang wiederherzustellen. Sie vernahmen Bykow, der schwer atmend sagte: »Nein, sie hören uns nicht.«
    »Mischa«, flüsterte Jurkowski heiser, »das werd ich dir mein Lebtag nicht verzeihen ... Hör zu, Mischa, du bist die längste Zeit mein Freund gewesen ... Nichts zählt künftig mehr, auch nicht, dass wir zusammen auf der Golkonda waren ... Verstehst du denn nicht, Mischa, darin liegt der Sinn meines Lebens. All die Jahre hab ich auf so eine Gelegenheit gewartet ... Hab dran geglaubt ... Das sind die Außerirdischen, Mischa ...«
    Michail Antonowitsch sah dem Freund ins Gesicht und erschrak: Er kannte Jurkowski nicht wieder.
    »Die Staubwolke kommt immer näher, Mischa ... lass uns drunter durchtauchen, ich bitte dich, ich flehe dich an ... Wir bringen nur schnell eine Funkbake an und kehren sofort wieder zurück. Es ist ganz einfach und ungefährlich, niemand wird etwas davon erfahren ...«
    »Was soll man bloß mit denen machen!«, tobte Bykow.
    »Sie scheinen etwas entdeckt zu haben«, hörten sie die Stimme Iwan Shilins.
    »Ich darf es nicht, nimm doch endlich Vernunft an. Ich darf’s einfach nicht, ich musste es ihm versprechen. Er wird verrückt vor Sorge um uns. So hör doch endlich auf, mich zu nerven!«
    Der graue Wolkenschleier rückte immer dichter heran. »Lass mich das machen«, sagte Jurkowski, »ich steure selber!«
    Ohne ein weiteres Wort begann er Michail Antonowitsch aus dem Sessel zu verdrängen. Sein Verhalten wirkte geradezu furchteinflößend und mutete dermaßen irre an, dass Michail Antonowitsch ganz aus der Fassung geriet.
    »Also gut«, murmelte er. »Wie du willst ... Wart einen Augenblick ...« Noch immer wirkte Jurkowskis Gesicht total entstellt – die Szene erinnerte an einen makabren Traum.
    »Michail Antonowitsch!«, rief Shilin.
    »Hier«, gab Michail Antonowitsch vage zur Antwort, doch da hieb Jurkowski mit der ganzen Wucht seiner panzergeschützten Faust auf den Hebel, sodass der, von dem Metallhandschuh wie von einer Rasierklinge abgetrennt, zur Seite flog.
    »Runter jetzt!«, heulte Jurkowski auf.
    Michail Antonowitsch stürzte den Kosmoskaph voller Entsetzen in den zwanzig Kilometer tiefen Abgrund. Er war von Mitleid geschüttelt und von schlimmen Vorahnungen erfüllt. Eine Minute verging, die zweite ...
    Unvermittelt sagte Jurkowski mit klarer Stimme: »Ich versteh dich ja, Mischa ...«
    Die porigen Gesteinsbrocken auf dem Bildschirm wuchsen, sie kreisten langsam um die eigene Achse. Mit geübter Geste stülpte sich Jurkowski den durchsichtigen Helm des Skaphanders über den Kopf.
    »Ich versteh dich ja, Mischa ...«, vernahm Shilin die Stimme Jurkowskis.
    Bykow saß in angespannter Haltung vor dem Funkgerät, die beiden Hände um das Mikrofon gekrallt, das nun keinerlei Nutzen mehr hatte. Er konnte nur zuhören und zu begreifen versuchen, was eigentlich vorging, konnte nur warten und hoffen. Wenn sie wieder zurück sind, dachte er, prügle ich sie windelweich, diesen Musterknaben von einem Navigator und diesen Banditen von Generalinspektor. Ach was, den Teufel werd ich. Wenn sie nur, um Himmels willen, überhaupt zurückkommen! – Neben ihm stand, die Hände in den Taschen, schweigsam und bedrückt Shilin.
    »Steine«, sagte Michail Antonowitsch klagend, »Steine ...«
    Bykow schloss die Augen. Steine im Ring. Spitzkantige, schwere Steine. Sie flogen, schwebten, kreisten, gruppierten sich um das Fahrzeug. Versetzten ihm Stöße, schabten widerlich übers Metall. Ein Stoß erfolgte und noch ein Stoß, diesmal nur stärker. Aber das alles waren zunächst Lappalien, die keine ernsthafte Gefahr darstellten. Die Steine, in erbsengroße Stücke zersplittert, prallten an der Verschalung ab. Nein, das war noch nicht der Rede wert. So lange nicht, bis sich in ihrem Rücken, wie von einem gigantischen Katapult abgefeuert, schnell jener eine große Brocken auf sie zubewegte, den die Lokatoren nicht ausmachen konnten, weil er hinter einer Schicht von Gesteinsstaub verborgen war. Hatten sie ihn aber endlich angepeilt, würde es bereits zu spät sein. Der Kosmoskaph würde bersten, seine Trennwände harmonikaförmig zusammengepresst werden. Für Bruchteile von Sekunden würden sie den Himmel voller Steine sehen. Die Luft würde mit durchdringendem Pfeifen entweichen, und die Männer würden in Sekundenschnelle weiß und zerbrechlich sein wie Eis ... Aber nein, sie trugen ja

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