Kapitaen Bykow
Verunglückten, sich in die Höhe zu recken und Jura am Bein zu packen, sodass der auf ihn niederplumpste und nun selbst bis zur Hüfte im Schlamm versank. Der Kerl unter ihm zappelte. Schließlich tauchte sein Kopf mit dem verklebten Helm aber wieder auf.
»Rette mich, lieber Mensch, lass mich nicht umkommen«, brabbelte der Mann und versuchte mit aller Macht, auf Juras Schultern zu gelangen.
So ein Dreckskerl, dachte Jura angewidert und rief: »Wassili!«
»Keine Sorge, ich halte dich!«
»Wirf ein zweites Seil runter, wenn du hast, und zieh diesen Dummkopf raus, der ersäuft mich sonst noch!«
»Praktikant«, dröhnte Bykow, »halten Sie durch?«
»Alles in Ordnung, Alexej Petrowitsch«, rief Jura so unbekümmert wie möglich. »Holt bloß diesen Kerl hoch!«
»Geht klar«, erwiderte Wassili. Kurz darauf klammerte sich der Unbekannte offenbar an der zweiten Leine fest und wurde nach oben gezogen, denn Jura verspürte auf einmal Erleichterung. Er hob den Kopf und gewahrte ein paar hektisch strampelnde Beine, die sich an der porösen Felswand abzustützen suchten. Während Juras Seilende nun von Michail Antonowitsch gehalten wurde, hievten Bykow und Wassili den Mann aus dem Loch.
»Geht’s noch, Jurik?«, erkundigte sich fürsorglich Michail Antonowitsch.
»Alles klar«, erwiderte Jura knapp.
Mit vor Anstrengung japsender Stimme deklamierte Wassili: »Schwer ist er, der faule Sack, lässt sich ziehn, der faule Sack, hilft kein bisschen mit, der Sack ...«
Dann zogen sie Jura hoch. Als er wieder festen Grund unter den Füßen hatte, saß der Unbekannte da, putzte emsig den Schlamm von seinem Helm und murmelte mit dünner, weinerlicher Stimme: »Mörder, Halunken ... diese elenden, verdammten Mörder.«
»Von welchem Abschnitt bist du?«, fragte wütend Wassili. »Was ist mit dir passiert?«
Bykow hatte sich wie ein Monument vor dem Unbekannten aufgebaut und schaute von oben auf ihn herab. Michail Antonowitsch aber hockte vor dem Mann und half ihm, den Dreck abzuwischen.
»Wir? ... Nun ja, wir gehören nicht zu euch, liebe Leute, Gott möge euch beschützen«, erklärte in seinem bizarren Stil der Fremde. »Wir kommen von dort ...« Woher genau, erklärte er nicht. »Sie haben mich verhöhnt, beraubt und in die Grube gestoßen ... ich wär um ein Haar ertrunken.«
»Wer bist du überhaupt?«, erkundigte sich Bykow ungehalten. »Wie bist du hierher gelangt?«
Der Unbekannte stand endlich auf, und Jura erblickte durch die Scheibe des zerbeulten Helms ein winziges Gesicht mit roten Augenlidern, eingefallenen Wangen und einem rötlichen, unansehnlichen Stoppelbart.
»Ich bitte gnädigst um Verzeihung«, krächzte der Fremde und verbeugte sich. »Es freut mich, einen Landsmann zu treffen.Wir selbst sind Molokanen, der Teufel hat uns geritten, im Weltraum auf Schatzsuche zu gehn. Wir graben nach kleinen Steinen, nach Steinchen.«
»Ein Angeworbener?«
»Nein, wir arbeiten auf eigene Faust. Sind also von niemandem abhängig.«
»Ein Outsider«, sagte Wassili verächtlich.
»Genau, wir sind als Outsider hier, schürfen selbständig.« Und zeternd: »O Gott, was soll ich jetzt bloß machen? Wie geht es jetzt weiter mit mir? Ach, wozu habt ihr mich bloß gerettet!«
Er wurde richtig hysterisch, und es bedurfte zweier kräftiger Ohrfeigen Wassilis, der ziemlich wütend war, sowie eines Schlucks Alkohol aus der kleinen Reiseapotheke im Fahrzeug, damit diese seltsame Kreatur sich fasste und ihre Geschichte zu erzählen begann.
Unter dem blutroten Himmel der Venus, auf dem schwarzen Sand der Urangolkonda, zwei Schritt von dem gigantischen Unternehmen entfernt, wo durch den Genius menschlichen Geistes die Reichtümer eines fremden Planeten gewonnen wurden, die für die Versorgung der Erde herhalten mussten, hörten sie sich den tristen und schäbigen Bericht des fremden Mannes an, ein Bericht, der an die schlimmsten Zeiten des »Goldfiebers« erinnerte. Es war eine Geschichte von Betrug und Verrat, von umsonst gelebten Jahren, vom Traum, reich zu werden und ein eigenes Geschäft aufzumachen.
»Dummkopf«, sagte Wassili mitleidlos.
»Nenn du mich keinen Dummkopf!«, begehrte der Mann plötzlich mit schriller Stimme auf. »Bist noch zu jung, um andere zu beleidigen, du Milchbart! Dann sag du mir doch, was ich tun soll. Ein halbes Jahr lang hab ich mich hier krumm gemacht, und nun ... Sie haben mich beraubt, diese Halunken, und mich meinem Schicksal überlassen! Mit den Schätzen, für die ich bis zum Umfallen
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