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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Schwanz gezogen. Dauge war nicht zu sehen, dafür hörte man ihn aber nicht weniger als Mollard; er jammerte: »Doch nicht alle auf einmal! Hört auf, Leute! Oje!« Ein wenig abseits stand ein sehr großer unbekannter Mann, der sehr gut aussah, neben den anderen aber ziemlich blass wirkte. Mit ihm unterhielten sich lebhaft mehrere Raumpiloten der Amalthea. Michail Antonowitsch Krutikow saß in dem Sessel vorm Schreibtisch des Direktors. Er erzählte. Dabei schlug er mehrmals die Hände zusammen und betupfte sich verstohlen mit dem geknüllten Taschentuch die Augen.
    Den Kommandanten erkannte der Direktor zuletzt. Bykow war weiß, beinahe bläulich im Gesicht, und sein Haar wirkte ganz kupferfarben; unter seinen Augen hingen, wie es nach langen, schweren Überbelastungen zu sein pflegt, blaue Säcke. Er sprach so leise, dass der Direktor nichts verstehen konnte; der Direktor sah nur, dass Bykow langsam sprach und die Lippen mühsam bewegte. Neben Bykow standen die Leiter der Abteilungen und der Chef des Raketenstartplatzes. Dies war die stillste Gruppe im Raum. Schließlich hob Bykow den Kopf und erblickte den Direktor. Er stand auf, und durch den Raum ging ein gedämpftes Flüstern. Alle verstummten.
    Laut dröhnten die Magnetschuhe auf dem metallischen Fußboden, als sie aufeinander zugingen. Mitten im Zimmer gaben sie einander die Hand. Regungslos verharrten sie eine Weile in Schweigen. Dann trat Bykow einen Schritt zurück und meldete: »Genosse Cungreen, Raumschiff Tachmasib mit Fracht gelandet.«

-
    Praktikanten
    Prolog
    Der gewaltige rot-weiße Autobus fuhr vor, und die Passagiere wurden aufgefordert, einzusteigen.
    »Na, nun geht schon«, sagte Dauge.
    »Wir haben noch genügend Zeit«, brummte Bykow. »Bis alle Platz genommen haben ...« Er beobachtete mit düsterer Miene, wie die Passagiere einer nach dem andern gemächlich in den Bus stiegen. Es waren an die hundert Leute. Als Begleitung mitgekommen waren seltsamerweise ganz wenig Leute.
    »Wenn das in dem Tempo weitergeht«, sagte Grischa, »schaffen wir es nicht bis zum Start.«
    Bykow bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Knöpf dir das Hemd zu«, sagte er.
    »Es ist aber heiß, Papa.«
    »Knöpf es trotzdem zu«, beharrte Bykow, »du sollst nicht so liederlich herumlaufen.«
    »Musst dir ja kein Beispiel an mir nehmen«, sagte Jurkowski. »Ich darf so rumlaufen, du noch nicht.«
    Dauge schaute ihn an und gleich wieder weg. Er hatte keine Lust, Jurkowski zu betrachten – sein selbstgefälliges, schwammiges Gesicht mit der abfällig herabhängenden Unterlippe, die schwere Aktenmappe mit dem Monogramm, den eleganten Anzug aus höchst seltenem Stereosynthetic. Da richtete er den Blick lieber in den hohen, durchsichtigen Himmel, der klar und blau war, ohne jedes Wölkchen, nicht mal Vögel konnte man entdecken – sie wurden über dem Gelände des Flugplatzes durch Ultraschallsirenen verjagt.
    Bykow junior knöpfte sich unter den aufmerksamen Blicken von Bykow senior den Hemdkragen zu. Jurkowski sagte sehnsüchtig: »Im Stratoplan lass ich mir ein Fläschchen Jessentuki kommen und einen Imbiss ...«
    »Wieder die Leber?«, fragte Bykow der Ältere argwöhnisch.
    »Wieso muss es denn immer die Leber sein?«, erwiderte Jurkowski. »Mir ist einfach heiß. Außerdem solltest du allmählich wissen, dass Jessentuki bei solchen Beschwerden nicht hilft.«
    »Hast du wenigstens deine Pillen genommen?«, fragte Bykow.
    »Was legst du dich mit ihm an?«, schaltete sich Dauge ein.
    Alle sahen ihn an. Dauge senkte den Blick und murmelte: »Also vergiss nicht, Wladimir – das Paket an Arnautow muss sofort übergeben werden, sobald ihr auf der Syrte eintrefft.«
    »Falls Arnautow auf dem Mars ist«, sagte Jurkowski.
    »Na gewiss doch. Ich bitte dich ja nur darum, es nicht zu vergessen.«
    »Ich werd ihn dran erinnern«, versprach Bykow.
    Sie schwiegen. Die Schlange vor dem Bus war kürzer geworden.
    »Ihr solltet jetzt gehen«, sagte Dauge, »bitte.«
    »Ja, es wird Zeit.« Bykow seufzte. Er trat auf Dauge zu und umarmte ihn. »Sei nicht traurig, Johannytsch«, sagte er leise. »Auf Wiedersehen. Und nimm’s dir nicht so zu Herzen.«
    Er schloss Dauge kräftig in seine langen knochigen Arme, doch der andere stieß ihn sanft zurück. »Ruhiges Plasma«, wünschte er.
    Danach drückte Dauge Jurkowski die Hand. Jurkowski begann heftig zu blinzeln, er wollte etwas sagen, leckte sich aber bloß die Lippen. Er bückte sich, nahm seine grandiose Aktenmappe vom Rasen auf,

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