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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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»Alle Passagiere in die Messe!«
    »Was?«, fragte Michail Antonowitsch auffahrend. »Was denn – jetzt schon?«
    »Jetzt schon«, antwortete Bykow. »Kommt mit!«
    Aber er blieb noch stehen und beobachtete nachdenklich, wie sich Michail Antonowitsch stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Sessel erhob. Dann sagte er, als besänne er sich plötzlich: »Gehen wir!«
    In der Messe schleppte sich Michail Antonowitsch sogleich zu einer Couch, setzte sich und verschränkte die Hände vorm Bauch. Shilin setzte sich ebenfalls, damit ihm die Knie nicht mehr zitterten, und blickte vor sich auf den Tisch. Auf dem Tisch stand noch der Stoß Teller, die nicht abgewaschen waren. Dann öffnete sich die Tür zum Korridor, und es kamen die Passagiere herein. Mollard wurde von den Planetologen halb getragen, er hatte ihnen die Arme um die Schultern gelegt, und seine Beine schleiften auf dem Fußboden. In der rechten Hand knüllte er sein Taschentuch, das voller roter Flecke war.
    Schweigend ließen Dauge und Jurkowski Mollard auf eine Couch nieder und setzten sich neben ihn. Shilin musterte sie und dachte: Um Gottes willen, habe ich etwa auch so eine Visage? Verstohlen befühlte er sein Gesicht. Seine Wangen schienen sehr knochig und das Kinn sehr dick zu sein – wie bei Michail Antonowitsch. Im ganzen Gesicht hatte er ein Gefühl wie manchmal in den Beinen, wenn sie eingeschlafen sind. Hm, die Visage ist eingeschlafen, dachte er.
    »Folgendes«, begann Bykow. Er hatte auf einem Stuhl in der Ecke gesessen. Jetzt stand er auf, trat an einen Tisch und stützte sich mit beiden Armen darauf. Da zwinkerte Mollard auf einmal Shilin zu und bedeckte sein Gesicht mit dem fleckigen Taschentuch. Der Kommandant maß ihn mit einem eisigen Blick, dann sah er zur Wand.
    »Folgendes ... Wir haben eine Re-kon-struk-tion der Tachmasib vorgenommen. Wir haben die Re-kon-struk-tion abgeschlossen.« Obwohl es ihm Schwierigkeiten bereitete, dieses Wort auszusprechen, gebrauchte er es hartnäckig zweimal und sprach es silbenweise. »Jetzt können wir das Photonentriebwerk benutzen, und ich habe beschlossen, es zu benutzen. Aber vorher möchte ich Sie über die möglichen Folgen in Kenntnis setzen. Ausdrücklich mache ich darauf aufmerksam: Der Beschluss ist gefasst, und ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen zu beraten und Sie nach Ihrer Meinung zu fragen ...«
    »Mach’s kurz, Alexej«, warf Dauge ein.
    »Der Beschluss ist also gefasst«, erklärte Bykow. »Aber ich bin der Ansicht, dass Sie ein Recht darauf haben zu erfahren, was dadurch eintreten kann. Erstens kann das Einschalten des Photonenreaktors in dem komprimierten Wasserstoff, der uns umgibt, eine Detonation auslösen; dadurch würde die Tachmasib total zerstört werden. Zweitens kann das erste Aufflammen des Plasmas den Reaktor zerstören; die äußere Oberfläche des Spiegels ist möglicherweise durch Korrosion dünner geworden. Dann müssten wir hierbleiben, und ... das dürfte im Allgemeinen verständlich sein. Drittens könnte sich die Tachmasib wohlbehalten vom Jupiter lösen, und ...«
    »Klar.« Dauge winkte ab.
    »... und der Proviant wird zur Amalthea angeliefert«, schloss Bykow.
    »Und der P-proviant wird B-bykow bis in alle Ewigkeit dankbar s-sein«, ergänzte Jurkowski.
    Michail Antonowitsch lächelte zaghaft. Ihm war nicht zum Lachen zumute.
    Bykow sah zur Wand. »Ich beabsichtige, sofort zu starten. Den Passagieren empfehle ich, die Druckkammern aufzusuchen. Alle gehen in die Druckkammern. Und verkneift euch eure Extravaganzen!« Er streifte die Planetologen mit einem flüchtigen Blick. »Die Überbelastung wird mindestens das Achtfache betragen. Deshalb bitte ich, die Weisung zu befolgen. Bordingenieur Shilin, kontrollieren Sie das, und erstatten Sie mir darüber Meldung!« Stirnrunzelnd sah er alle an, machte kehrt und ging mit durchgedrückten Knien in die Steuerzentrale.
    »Mon dieu«, stieß Mollard hervor. »Was ein Lebben.« Seine Nase fing wieder an zu bluten, er schnäuzte sich behutsam.
    Dauge sah sich um. »Wir könnten einen Glückspilz gebrauchen. Ist unter uns kein Sonntagskind? Unbedingt brauchen wir jetzt einen Liebling des Glücks.«
    Shilin stand auf. »Es wird Zeit, Genossen.« Er wollte, dass alles schnell zu Ende ginge. Brennend verlangte ihm danach, dass alles bald überstanden wäre. Aber alle blieben sitzen. Verstört sagte er noch einmal: »Es wird Zeit, Genossen!«
    »Z-zehn Prozent W-wahrscheinlichkeit, dass wir hier davonkommen«,

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