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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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schnell, über den Lagergebäuden flammten Scheinwerfer auf. Jura folgte einer Kolonne von Wagen, die sich auf breiten, elastischen Raupenketten fortbewegten, und fand sich plötzlich auf der Chaussee wieder.
    Nun wusste Jura zwar, dass die Stadt rechter Hand liegen musste, doch links von ihm, wohin sich die Kolonne bewegte, blinkten in nicht allzu großer Entfernung verschiedenfarbige Lichter, und so bog er in diese Richtung ab. Zu beiden Seiten der Chaussee breitete sich die Wüste. Hier gab es weder Bäume noch Bewässerungsgräben, nur den glatten schwarzen Horizont. Die Sonne war längst untergegangen, die Luft freilich noch immer heiß und trocken.
    Die verschiedenfarbigen Lichter blinkten hinter einem Schlagbaum. Neben dem Schlagbaum befand sich ein kleines Häuschen in der Form eines Pilzes, daneben saß unter einer Laterne auf einer Bank ein Polizist; sein blauer Helm lag auf den Knien. Ein zweiter Polizist ging vor dem Schlagbaum auf und ab. Als er Jura sah, blieb er stehen und trat dann auf ihn zu. Jura wurde es gleich flau. Der Polizist stand jetzt vor ihm, streckte die Hand aus: »Papers!«, bellte er.
    Da bin ich offenbar reingerasselt, dachte Jura. Wenn sie mich hier festhalten, bis sie alles geklärt haben ... Was, zum Teufel, hab ich an diesem Ort auch verloren! ... Er griff hastig in die Jackentasche. Der Polizist wartete mit ausgestreckter Hand. Der zweite Polizist setzte seinen Helm auf und erhob sich.
    »Wait a minute«, murmelte Jura, und dann auf Russisch: »Gleich hab ich sie ... Augenblick ... Ach, verdammt, wo ist sie bloß hin?«
    Der Polizist ließ die Hand sinken. »Du bist Russe?«, fragte er.
    »Ja«, bestätigte Jura. »Kleinen Moment ... Sie müssen wissen, ich hab nämlich nur die Empfehlung meines Betriebes ... Es ist der Metallkonstruktionsbetrieb in Wjasma ...« Er fingerte das Schreiben schließlich aus der Tasche.
    »Schon gut«, sagte der Polizist auf einmal wohlwollend.
    Der zweite Uniformierte trat hinzu, fragte: »What’s the matter? The chap hasn’t got his papers?«
    »Nein«, erwiderte der Polizist, »er ist Russe.«
    »Ach so«, sagte der andere gleichgültig, machte kehrt und ging zurück zu seiner Bank.
    »Ich wollte nur mal sehen, was das hier ist«, erklärte Jura.
    »Das ist der Raumhafen«, erwiderte der Polizist bereitwillig. »Das ganze Gelände gehört dazu.« Er wies mit der Hand hinter den Schlagbaum. »Aber da darf niemand hin.«
    »Nein, nein«, beeilte sich Jura zu versichern, »ich wollte bloß einen Blick drauf werfen.«
    »Das kannst du gern«, erwiderte der Polizist. Er ging zum Schlagbaum, und Jura folgte ihm. »Wie gesagt, das da ist er, der Raumhafen.«
    Unter den hellen Sternen Mittelasiens schimmerte sanft eine flache Niederung, bizarr, fast wie aus Glas. Weit vorn, dort, wo die Chaussee verlief, flammten matte Lichter auf, kreuzten sich Scheinwerferstrahlen, wobei sie gigantische verschwommene Silhouetten aus dem Dunkel holten. Von Zeit zu Zeit war ein schwaches Grollen über der Niederung zu vernehmen.
    Das sind die Raumschiffe, dachte Jura voller Behagen. Er wusste natürlich, dass Mirsa-Tscharle – wie auch alle anderen Raumhäfen der Erde – nur für die erdnahen Routen bestimmt war und dass die richtigen Planetenliner, etwa die Photonenraketen vom Typ »Chius«, »John Brown« oder »Yangtse«, viel zu groß und zu gewaltig waren, um direkt von der Erde aus starten zu können. Aber schon diese dunklen Silhouetten am Horizont wirkten recht beeindruckend.
    »Raketen, nichts als Raketen«, fuhr der Polizist fort. »So viele Leute, die dort hinfliegen.« Er deutete mit dem blauen Leuchtstab zum schwarzen Himmel. »Jeder verbindet Hoffnungen damit. Doch wie viele von ihnen kehren in verlöteten Bleisärgen zurück! Hier, an diesem Schlagbaum, zieht immer die Totenwache auf. Einfach erstaunlich, wie hartnäckig die Leute sind. Und doch scheint es dort oben«, er hob erneut seinen Leuchtstab, »jemanden zu geben, dem solche Hartnäckigkeit ganz und gar nicht gefällt ...«
    Plötzlich flammte es am Horizont gleißend auf, ein langer Feuerstrahl durchschnitt den Himmel und zerfiel in einer Funkenkaskade. Der Beton unter den Füßen erzitterte. Der Polizist führte die Uhr an die Augen. »Zwölf nach acht«, sagte er, »der Abendliner zum Mond.«
    Gedröhn stand am Himmel. Allmählich aber ebbte das Donnergrollen ab, entfernte sich und verstummte schließlich ganz.
    »Für mich wird es Zeit«, sagte Jura. »Wie komme ich am schnellsten in die

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