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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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kurzen Beinen trippelnd, ein dicker, elegant gekleideter Mann mit Tropenhelm entgegen. Sein Gesicht war gedunsen, gedunsen waren auch die kleinen Schweinsäuglein; unter dem linken prangte dunkel ein stark überpuderter blauer Fleck. Keine zehn Schritt von Iwan entfernt riss der Mann den Helm vom Kopf und schlüpfte hastig, den Körper in der Mitte fast abgeknickt, an ihm vorbei ins Café. Iwan verbeugte sich spöttisch.
    »Was hat er denn?«, fragte Jura verwundert.
    »Komm jetzt, komm«, erwiderte Iwan, »wir haben den gleichen Weg.«
    »Augenblick«, sagte Jura, »ich muss erst noch bezahlen.«
    »Das ist bereits erledigt. Komm jetzt.«
    »Aber nein, wieso denn«, wandte Jura würdevoll ein, »ich hab selber Geld ... Wir haben alle welches bekommen.«
    Iwan schaute sich zum Café um. »Lass nur. Und was diesen Speichellecker von eben angeht, das ist ein lieber Bekannter von mir. Die Freude und der Stolz des internationalen Raumhafens Mirsa-Tscharle.« Jura schaute sich gleichfalls um. »Die Freude und der Stolz von Mirsa-Tscharle« hatte sich bereits auf den hohen Barhocker vor dem Tresen geschwungen. »Er ist der König unter den Stinkern. Ein illegaler Werber. Der größte Halunke in der Stadt. Vor zwei Tagen hat er besoffen wie ein Schwein auf der Straße ein Mädchen belästigt. Da musste ich ihn mir mal kurz vornehmen. Seither ist er überaus liebenswürdig zu mir.«
    Sie schlenderten durch das schattige, grünbestandene Gässchen; es war inzwischen kühler geworden. Vom »Prospekt der Freundschaft« drang ununterbrochen Motorenlärm herüber.
    »Und wen wirbt er an?«, fragte Jura.
    »Na wen schon, Arbeiter. Übrigens, wer hat dich für die Rhea empfohlen?«
    »Wir wurden vom Betrieb empfohlen«, erwiderte Jura. »Aber was sind das für Arbeiter? Doch wohl keine von uns, die sich abwerben lassen?«
    »Nein, wieso denn von uns?«, sagte Iwan erstaunt. »Es sind Jungs aus dem Westen. Alles arme Schlucker, die von klein auf ans Alter denken und davon träumen, irgendwelche Chefs zu werden. Von solchen Schluckern gibt’s dort eine ganze Menge ... Aber mal was anderes, Jura, was ist eigentlich, wenn du es nicht schaffst, auf die Rhea zu kommen?«
    »Wo denken Sie hin«, sagte Jura, »ich schaffe es unbedingt. Es wäre einfach unfair den Kumpels gegenüber, wenn ich es nicht schaffte. Wir waren hundertfünfzig Freiwillige, und genommen haben sie nur elf. Da ist es einfach unmöglich, nicht auf die Rhea zu fliegen!«
    Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.
    »Nun gut«, sagte Jura schließlich, »die Leute werden angeworben, und wo geht’s dann hin?«
    »Man verfrachtet sie in die Schiffe und fliegt sie zu den Asteroiden. Die Werber bekommen Kopfgeld für jeden, den sie an Bord bringen. Deshalb drücken sie sich auch, als Handelsvertreter getarnt, in Mirsa-Tscharle herum. Und auf anderen internationalen Raumhäfen.«
    Sie waren auf dem »Prospekt der Freundschaft« angelangt und schlugen die Richtung zum Hotel ein. Vor einem großen weißen Haus blieb Iwan stehen. »Ich muss hier rein«, sagte er. »Also dann, auf Wiedersehen, Jura Borodin.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte Jura, »und vielen Dank. Entschuldigen Sie, dass ich im Café so viel Unsinn geredet habe.«
    »Das macht nichts«, erwiderte Iwan. »Hauptsache, es kam von Herzen.«
    Sie gaben sich die Hände.
    »Hör mal, Jura«, sagte Iwan und verstummte.
    »Ja?«
    »Was die Rhea betrifft ...« Er verstummte erneut, schaute zur Seite. Jura wartete. »Nun ja, was also die Rhea betrifft – such mal heute Abend so gegen neun das Zimmer Nummer 306 in deinem Hotel auf.«
    »Und was weiter?«
    »Tja, was sich weiter ergibt, weiß ich nicht«, sagte Iwan. »In diesem Zimmer wirst du einen Mann vorfinden, der einen sehr grimmigen Eindruck macht. Versuch ihn davon zu überzeugen, dass du um jeden Preis auf die Rhea musst.«
    »Wer ist dieser Mann?«, fragte Jura.
    »Auf Wiedersehn«, sagte Iwan. »Und vergiss nicht: Nummer 306, heute Abend nach neun.«
    Er machte kehrt und verschwand in dem weißen Gebäude. Am Eingang hing eine schwarze Plasttafel, auf der mit weißen Buchstaben stand: »Stab der Ordnungspatrouille. Mirsa-Tscharle«.
    »Nummer 306« wiederholte Jura. »Heute Abend nach neun.«

2. Mirsa-Tscharle. Hotel, Zimmer 306
    Jura schlug die Zeit tot. In nur wenigen Stunden hatte er fast die ganze Stadt durchlaufen. Er mochte es, durch fremde Städte zu streifen und sie zu erkunden. In Mirsa-Tscharle zum Beispiel gab es das ESKS. Der Raum unter der

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