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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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sie. »Ich hab gar nicht gewusst, dass Disteln blühen. Wie hübsch das aussieht – rot und blau ...«
    »Diese Disteln blühen ganz selten«, sagte Rybkin bedächtig. »Wie bekannt ist, nur einmal im Laufe von fünf Marsjahren.«
    »Da haben wir ja Glück«, sagte Natascha.
    »Jedes Mal, wenn eine Blüte abfällt, entsteht an derselben Stelle ein neuer Trieb, dort jedoch, wo die Blüte saß, bleibt ein kleiner glänzender Ring zurück. So wie hier, sehen Sie?«
    »Das ist interessant«, sagte Natascha, »da kann man ja das Alter der Pflanze ausrechnen. Eins ... zwei ... drei ... vier.« Sie hielt inne, sah Rybkin an. »Hier sind acht solcher kleinen Ringe«, sagte sie zögernd.
    »Stimmt genau«, erwiderte Felix. »Es sind acht. Das hier ist die neunte Blüte. Die Spalte im Zement ist achtzig Erdenjahre alt.«
    »Das begreife ich nicht«, sagte Natascha – und begriff plötzlich doch. »Heißt das etwa, dies hier ist nicht unsere Basis?«, fragte sie flüsternd.
    »Genau das heißt es.« Rybkin richtete sich auf.
    »Und Sie haben es gewusst!«
    »Ja, wir haben es gewusst«, bestätigte Felix. »Dieses Bauwerk wurde nicht von Menschen errichtet. Das hier ist kein Zement. Und auch kein einfacher Hügel. Die Flugegel fallen also nicht von ungefähr über uns Zweibeiner her.«
    Natascha musterte Rybkin ein paar Sekunden lang, dann drehte sie sich um und rief aus voller Kehle: »Hierher, kommt alle her, los, beeilt euch! Seht euch an, was wir gefunden haben, so kommt doch endlich!«
    Das Arbeitszimmer des Leiters vom System Warme Syrte war knüppeldickevoll. Der Direktor wischte sich mit einem Tuch über die Glatze und schüttelte fassungslos den Kopf. Der Areologe Liwanow, von dessen Zurückhaltung und Korrektheit nichts übrig geblieben war, rief mit angespannter Stimme, bemüht, den Lärm zu übertönen: »Also das ist einfach unbegreiflich! Die Warme Syrte existiert jetzt seit sechs Jahren. Und sechs Jahre lang haben wir nicht herausgefunden, was hier zu uns gehört und was nicht. Niemandem ist es auch nur im Traum eingefallen, sich für die Alte Basis zu interessieren ...!«
    »Was sollte uns daran denn interessieren!«, schrie Asisbek. »Ich bin an die zwanzig Mal dort vorbeigefahren. Es waren ganz gewöhnliche Ruinen. Als ob die Erstsiedler nicht genug solcher Ruinen hinterlassen hätten!«
    »Und ich bin vor zwei Jahren vorbeigekommen«, rief ein anderer. »Ich sah eine rostige Raupenkette von einem Crawler herumliegen. Ich hab das zur Kenntnis genommen und bin weitergefahren.«
    »Liegt sie etwa jetzt noch dort?«
    »Was regen wir uns eigentlich so auf! Im Zentrum der Basis existiert seit Urzeiten ein trigonometrischer Punkt. Haben den etwa auch die Marsianer errichtet?«
    »Also wirklich, die Fährtensucher haben sich bis auf die Knochen blamiert! Eine Schande ist das!«
    »Wieso denn, sie waren es doch, die alles entdeckt haben!«
    Der Leiter der Fährtensucher Opanassenko, erst vor wenigen Minuten von der Exkursion zurückgekehrt, ein großgewachsener, breitschultriger Mann mit leutseligem Gesicht, fächelte sich mit einer zusammengelegten Karte Luft zu und sprach auf den Direktor ein. Der jedoch schüttelte den Kopf.
    Dann arbeitete sich, allen auf die Füße tretend, Putschko zum Tisch vor. Sein Bart war zerzaust, die Brille hielt er hoch über dem Kopf. »Was macht sich hier im System bloß für ein Durcheinander breit!«, rief er mit Fistelstimme. »Bald werden die Marsianer zu mir kommen und mich bitten, ihre Panzer, Crawler oder sonst was zu reparieren, und ich bin gezwungen, es zu tun! Es ist schon vorgekommen, dass wildfremde Menschen zu mir kamen und mich um eine Reparatur baten. Ich sehe ja dauernd irgendwelche fremden Leute durch die Stadt streifen! Ich habe keine Ahnung, woher sie kommen, ebenso wenig weiß ich, wohin sie gehen. Durchaus möglich, dass sie von der Alten Basis stammen und wieder dorthin zurückkehren!«
    Der Lärm im Zimmer legte sich augenblicklich.
    »Falls Sie ein Beispiel wollen – bitte sehr! Ein solcher Bürger sitzt schon seit dem Morgen unter uns. Ich spreche von Ihnen, Genosse!« Putschko deutete mit der Brille auf Rybkin.
    Das Zimmer explodierte vor Gelächter. Opanassenko aber sagte mit dröhnender Bassstimme: »Nun mal schön langsam, Sachar, das ist doch Felix Rybkin.«
    Felix selbst schüttelte den Kopf, kratzte sich den Nacken und sah Natascha von der Seite her an.
    »Ja und, was bedeutet das schon?«, belferte Putschko. »Woher soll ich wissen, dass es Rybkin

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