Kapitaen Bykow
recht ... Was?«
Die Tür des Duschraums ging auf, und heraus kam, sich noch immer abtrocknend, rosig und munter Michail Antonowitsch Krutikow, der Navigator der Tachmasib .
»Hast du irgendwas gesagt, Wolodja?«, fragte er gutmütig. »Ich hab da drin nicht das Geringste gehört, das Wasser rauscht zu stark.«
Jurkowski bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick, betrat die Duschkabine und schloss die Tür hinter sich.
»Ist er wütend, Jungs?«, fragte Michail Antonowitsch erschrocken. »Ich hatte fast den Eindruck.«
Shilin zuckte die Achseln, Jura aber sagte unsicher: »Ich glaube nicht.«
Plötzlich rief Michail Antonowitsch: »Ach herrje, der Brei brennt an!« Dann rannte er durch den Korridor zur Kombüse.
»Stimmt es, dass wir heute auf dem Mars landen?«, fragte Jura.
»Ich hab so was gehört«, erwiderte Shilin. »Allerdings ist bei Position dreißig/dreißig ein Schiff mit wehender Piratenflagge geortet worden. Ich denke aber, wir kommen durch.« Er stockte plötzlich und lauschte. Jura lauschte ebenfalls. In der Dusche rauschte kräftig das Wasser. Shilin schnupperte mit seiner kurzen Nase. »Mir schwant was«, sagte er.
Nun schnupperte auch Jura. »Der Brei?«, fragte er zögernd.
»Nein«, sagte Shilin, »der ungedoubelte Phasenregler macht Sperenzchen. Einmalig undiszipliniert, dieser ungedoubelte Phasenregler. Mir schwant, dass ich ihn heute neu einstellen muss.«
Jura sah ihn zweifelnd an. Das konnte ein Scherz sein, ebenso gut aber auch die Wahrheit. Shilin verfügte über ein erstaunliches Gespür für Defekte.
Jurkowski kam aus der Dusche. Er sah Shilin hoheitsvoll an, noch hoheitsvoller allerdings war der Blick, den er Jura zuwarf.
»Äh ...«, sagte er, »der Kadett und der Leutnant. Wer hat denn heute Küchendienst?«
»Michail Antonowitsch«, antwortete Jura verlegen.
»Also gibt es wieder mal Haferbrei«, konstatierte Jurkowski und ging in seine Kajüte.
Jura verfolgte ihn mit begeisterten Blicken. An Jurkowski entzündete sich seine Phantasie.
»Toll, was?«, sagte Shilin. »Einer, der Blitz und Donner schleudert! Ein Zeus! Na los, jetzt bist du mit Waschen dran.«
»Nein, nein, zuerst Sie, Wanja«, erwiderte Jura.
»Dann duschen wir eben zu zweit, warum sollst du allein hier rumstehn. Irgendwie zwängen wir uns schon rein.«
Nach dem Duschen zogen sie sich an und gingen in die Messe.
Alle saßen bereits bei Tisch, und Michail Antonowitsch teilte den Haferbrei aus. Als Jura eintrat, schaute Bykow zur Uhr und danach zu ihm. Das machte er jeden Morgen so. Heute freilich blieb ein Verweis aus.
»Setzt euch«, sagte Bykow.
Jura nahm seinen Platz ein – neben Shilin und dem Kapitän gegenüber –, und Michail Antonowitsch, der ihm einen freundlichen Blick zuwarf, füllte seinen Teller mit Brei. Jurkowski aß seine Portion mit sichtlichem Widerwillen und las dabei in einem dicken, maschinegeschriebenen und gebundenen Bericht, den er vor sich auf den Brotkorb gelegt hatte.
»Iwan«, sagte Bykow, »der ungedoubelte Phasenregler gerät aus dem Tuning. Nimm ihn dir vor.«
»Das mach ich, Alexej Petrowitsch«, erwiderte Iwan, »hab ja während der gesamten letzten Flüge nichts anderes getan. Wir müssen entweder die Schaltung ändern oder einen Doublierer einsetzen.«
»Die Schaltung muss geändert werden, Aljoscha«, sagte Michail Antonowitsch. »Es ist alles veraltet – sowohl die Phasenregler als auch die Vertikalevolute und die Teletaktoren ... Ich weiß noch, als wir mit der ›Chius 8‹ zum Uranus flogen ... im Jahre zweitausendeins ...«
»Das war nicht zweitausendeins, sondern neunundneunzig«, widersprach Jurkowski, ohne sich von seinem Bericht loszureißen. »Du bist vielleicht ein Memoirenschreiber.«
»Nach meiner Meinung ...«, begann Michail Antonowitsch und verfiel in Nachdenken.
»Hör nicht auf ihn, Michail«, schaltete sich Bykow ein. »Wen interessieren schon die zwei Jahre. Wichtig ist, wer geflogen ist. Mit welchem Schiff und wie.«
Jura begann unruhig auf dem Stuhl hin und her zu rutschen, denn es entspann sich das übliche Morgengespräch. Die Streitenden schwelgten in den Erinnerungen vergangener Tage. Michail Antonowitsch, der bald in den Ruhestand gehen würde, schrieb seine Memoiren.
»Was soll denn das heißen?«, sagte Jurkowski und löste den Blick vom Manuskript. »Wo bleibt hier der Vorrang?«
»Was denn für ein Vorrang?«, sagte Bykow.
»Na zum Beispiel meiner.«
»Wozu brauchst du einen Vorrang?«
»Nun ... weil es einfach
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