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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Stimme und zog ein Blatt Papier aus der Maschine. »Auf der Ceres haben sie mal wieder das Programm nicht erfüllt.«
    Shilin packte den Praktikanten kräftig am Arm und schleppte ihn mit in die Steuerzentrale. In ihrem Rücken aber ertönte, nun wieder erstarkt, die Stimme Jurkowskis: »Den Kerl dort sollte man absetzen, verdammt noch mal, und auf die Erde zurückschicken! Da kann er als Museumswächter herumhocken ...«
    Jura stand hinter Shilin und schaute zu, wie ein Phasenregler repariert wurde. Ich kapiere nichts, dachte er betrübt, und werd’s auch nie kapieren. Der Phasenregler war ein Bestandteil des Reflektorkontrollkomplexes und diente dazu, im Wirkungsbereich des Reflektors die Strahlungsdichte zu messen. Das Regulieren des Phasenreglers musste auf zwei Bildschirmen verfolgt werden. Dort flammten ständig bläuliche Funken und Schlangenlinien auf und verloschen langsam wieder, mitunter verschmolzen sie zu einer einzigen leuchtenden Wolke, dann dachte Jura jedes Mal, alles sei umsonst gewesen und die Regulierung müsse von vorn beginnen. Shilin jedoch murmelte entzückt: »Hervorragend. Jetzt nur noch ein halbes Grad ...« Danach aber begann in der Tat alles von vorn. Auf einem Podest saß, zwei Schritt hinter Jura, Michail Antonowitsch am Rechnerpult und schrieb an seinen Memoiren. Der Schweiß floss ihm in Strömen übers Gesicht. Jura wusste bereits, dass es die Archivabteilung der Internationalen Kosmoskontrollkommission gewesen war, die Michail Antonowitsch zu diesen Memoiren veranlasst hatte. Und so kratzte Krutikow emsig mit der Feder übers Papier, hob von Zeit zu Zeit ergeben den Blick zum Himmel, zählte etwas an den Fingern ab und sang mit trauriger Stimme fröhliche Lieder. Michail Antonowitsch war ein gutmütiger Mensch, wie es nur wenige gab. Schon am ersten Tag hatte er Jura eine Tafel Schokolade geschenkt und ihn gebeten, den bereits geschriebenen Teil der Memoiren durchzulesen. Die jugendlich unbekümmerte Kritik hatte er zwar äußerst empfindsam aufgenommen, doch seither hielt er Jura für eine unantastbare Autorität auf dem Gebiet der Memoirenliteratur.
    »Hör doch mal her, Jura«, rief er plötzlich, »und du, Wanja, hör auch zu!«
    »Wir hören, Michail Antonowitsch«, sagte Jura bereitwillig.
    Krutikow hüstelte und begann zu lesen: »Mit Kapitän Stepan Afanassjewitsch Warschawski traf ich erstmals an den sonnigen und azurblauen Stränden Tahitis zusammen. Hell leuchteten die Sterne über dem grenzenlosen Pazifik, genannt auch der Stille Ozean. Er trat auf mich zu und bat um eine Zigarette, weil er seine Pfeife im Hotel vergessen hatte. Leider war ich Nichtraucher, doch das hinderte uns nicht, miteinander ins Gespräch zu kommen und uns kennenzulernen. Stepan Afanassjewitsch machte einen überaus angenehmen Eindruck auf mich. Er erwies sich als äußerst liebenswürdiger Mensch, der über beste Charaktereigenschaften verfügte. Er war sehr gütig, intelligent, besaß einen weiten Horizont. Mich faszinierte seine Beschlagenheit auf allen Gebieten. Die Freundlichkeit, mit der er anderen Menschen begegnete, war geradezu ungewöhnlich ...«
    »Nicht übel«, sagte Shilin, als Michail Antonowitsch verstummt war und die beiden verlegen ansah.
    »Ich hab ja nur versucht, das Porträt dieses außergewöhnlichen Mannes zu zeichnen«, sagte Krutikow.
    »Wie gesagt, nicht übel«, wiederholte Shilin, den Blick aufmerksam auf seine Bildschirme gerichtet. »Wie heißt es doch bei Ihnen? ›Über den sonnigen, azurblauen Stränden leuchteten hell die Sterne ...‹ Klingt wirklich originell.«
    »Was denn, das hab ich geschrieben?!« Michail Antonowitsch geriet sofort in Aufregung. »Wirklich, Wanja, das war bloß ein Verschreiber. Da brauchst du nicht gleich deine Witze darüber zu machen.«
    Jura überlegte indessen angestrengt, woran er sich festhaken könnte; er wollte sein Renommee verteidigen.
    »Ich habe Ihr Manuskript ja schon vorher gelesen, Michail Antonowitsch«, begann er schließlich. »Und ich will jetzt nicht auf die literarische Seite der Angelegenheit zu sprechen kommen. Doch wieso sind Ihre Helden allesamt so überaus liebe und hervorragende Menschen? Wahrscheinlich sind es in der Tat gute Menschen, doch man kann sie absolut nicht auseinanderhalten.«
    »Also nein, was Recht ist, muss Recht bleiben«, entgegnete Shilin. »Kapitän Warschawski zum Beispiel könnte ich von jedem x-beliebigen unterscheiden. Wie pflegt er doch immer zu sagen? ›Ihr elenden Dinosaurier, Halunken

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