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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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und Tagediebe!‹«
    »Du musst schon entschuldigen, Wanja«, erwiderte Krutikow würdevoll, »mir gegenüber hat er sich nie so geäußert. Er ist ein einmalig höflicher und kulturvoller Mensch.«
    »Mal was anderes, Michail Antonowitsch«, sagte Shilin, »was werden Sie eigentlich über mich schreiben?« Krutikow geriet aus dem Konzept, Shilin aber löste den Blick von seinen Apparaturen und sah ihn interessiert an.
    »Weißt du, Wanja, ich hatte eigentlich nicht vor ...«
    Michail Antonowitsch lebte urplötzlich auf. »Aber das ist ein Gedanke, Jungs! Ihr habt recht, ich werde noch ein Kapitel anfügen, das Abschlusskapitel gewissermaßen. Die Überschrift: ›Mein letzter Flug‹. Oder nein, nicht ›mein‹ – das klingt unbescheiden. Einfach: ›Der letzte Flug‹. Und darin werde ich schildern, wie wir jetzt alle gemeinsam unterwegs sind: Aljoscha, Wolodja und auch ihr beide ... Ja, das ist eine gute Idee – ›Der letzte Flug‹.«
    Und Michail Antonowitsch wandte sich erneut seinen Memoiren zu.
    Nachdem Shilin die Regulierung des ungedoubelten Phasenreglers erfolgreich beendet hatte, lud er Jura ein, mit ihm zum Herzstück des Raumschiffes hinunterzusteigen, in den Maschinenraum – zur Basis, zum Photonenreaktor. Hier, am Photonenreaktor, war es kalt und ungemütlich. Shilin nahm gemächlich den täglichen Check-up in Angriff. Jura ging langsam hinter ihm her, die Hände tief in den Taschen vergraben und bemüht, nicht mit der raureifbedeckten Oberfläche der Apparaturen in Berührung zu kommen.
    »Das ist alles ganz toll«, sagte er neiderfüllt.
    »Und was konkret?«, fragte Shilin.
    Er klappte mit tönendem Geräusch irgendwelche Gehäusedeckel auf und wieder zu, bewegte halb durchsichtige Schieber, hinter denen magisch ein Gewirr von Schaltsystemen flirrte, ließ kleine Bildschirme aufleuchten, auf denen augenblicklich grelle Impulspunkte aufflammten und übers Koordinatennetz sprangen, er versenkte seine kräftigen, geschickten Finger in ein unvorstellbar kompliziertes, vielfarbiges, flackerndes Gebilde, und all das tat er lässig, leichthin, ohne groß zu überlegen, in einem Maße gekonnt und elegant, dass Jura die größte Lust verspürte, auf der Stelle den Beruf zu wechseln, um genauso ungezwungen Herr über den gigantischen, die Phantasie beflügelnden Organismus dieses Photonenwunders zu werden.
    »Ich bekomme richtig Lust auf das alles«, sagte Jura.
    Shilin lachte.
    »Doch, es stimmt«, fuhr Jura fort. »Für Sie ist das wahrscheinlich ganz normaler Alltag, hängt Ihnen vielleicht sogar zum Hals heraus, trotzdem ist es großartig. Ich mag so etwas: ein gewaltiger, komplizierter Mechanismus – und ein Mensch ... als Gebieter. Der Mensch als Gebieter – das imponiert mir.«
    Shilin klickte mit einem der Schalter, und auf der rauen, grauen Wand flammten regenbogenförmig gleichzeitig sechs Bildschirme auf.
    »Der Mensch ist schon seit Langem solch ein Gebieter«, erwiderte er und betrachtete aufmerksam die Bildschirme.
    »Sie sind gewiss stolz, dazuzugehören ...«
    »Na sicher doch«, fiel ihm Shilin ins Wort. »Ich bin froh, stolz und so weiter.« Er setzte seinen Rundgang inmitten der raureifbedeckten Schaltpulte fort. »Weißt du, Jura, ich gehöre nun schon an die zehn Jahre zu diesen Gebietern.« Er sagte es mit einer seltsamen Betonung.
    »Und Sie sind dessen ...« Jura wollte sagen »überdrüssig«, schwieg aber.
    Shilin machte sich nachdenklich daran, einen schweren Deckel abzuschrauben. »Es geht um das, was wichtig ist!«, sagte er unvermittelt. »Im Leben, bei jeder beliebigen Sache geht es darum zu entscheiden, was wichtig ist.« Und mit einem Blick auf Jura: »Wir wollen heute nicht darüber sprechen, einverstanden?«
    Jura nickte schweigend. Meine Güte, dachte er, Iwan hat’s doch nicht etwa satt? Es muss einfach grauenhaft sein, sich zehn Jahre mit Dingen zu befassen, die einem am Herzen liegen, und plötzlich festzustellen, dass man sie nicht mehr mag. Sicher wird einem ganz flau von solch einer Erkenntnis! Andererseits sah es nicht so aus, als ob Shilin sich flau fühlte ... Jura schaute in die Runde und sagte, um das Thema zu wechseln: »Hier müsste es eigentlich Gespenster geben ...«
    »Pssst!«, flüsterte Shilin entsetzt und blickte gleichfalls in die Runde. »Hier wimmelt es nur so davon. Dort zum Beispiel«, er deutete auf den dunklen Gang zwischen zwei Schaltpulten, »habe ich ... aber verrat es niemandem ... ein Kindermützchen gefunden!«
    Jura lachte.
    »Du

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