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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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beschlossen, damit ein für allemal Schluss zu machen. Jurkowski als Generalinspektor der IKKK besaß offenbar unbeschränkte Vollmachten. Er hatte das Recht, die Leute zu degradieren, Verweise auszusprechen, ihnen den Kopf zu waschen, sie zu entlassen, zu versetzen, zu ernennen, ja wie es schien, sogar Gewalt anzuwenden, und es sah ganz so aus, als sei er zu alledem bereit. Dabei ging es darum, wie ein Blitz aus heiterem Himmel über die Schuldigen zu kommen, weshalb der »Sonderflug 17« auch streng geheim war. Aus Gesprächsfetzen und aus dem, was Jurkowski laut äußerte, konnte man entnehmen, dass der Photonenfrachter Tachmasib nach kurzem Aufenthalt in Marsnähe den Asteroidengürtel passieren, sich im System des Saturn aufhalten, danach im Oversun den Jupiter ansteuern und wieder durch den Asteroidengürtel zur Erde zurückkehren würde. Über welchen Himmelskörpern der drohende Schatten des Generalinspektors nun genau hing, war Jura dennoch unklar. Shilin hatte nur gesagt, dass die Tachmasib ihn, den Praktikanten, auf dem Japetus absetzen würde, von dort brächte ihn dann ein Liner zur Rhea.
    Jurkowski hielt erneut im Maschineschreiben inne. »Also diese Hilfsgelehrten beim Saturn bringen mich noch um den Verstand«, sagte er sorgenvoll.
    »Hmm«, ertönte es hinter der Zeitung hervor.
    »Die kommen und kommen nicht in Schwung, schaffen’s einfach nicht ... äh ... das Programm zum Laufen zu bringen.«
    »Hmm.«
    »Bilde dir bitte nicht ein, dass ich mich nur aufrege, weil es hier um mein eigenes Programm geht ...«
    »Ich bin weit davon entfernt.«
    »Ich denke, die brauchen mal einen kräftigen Schubs«, verkündete Jurkowski.
    »Na dann viel Glück«, sagte Bykow und blätterte die Zeitung um.
    Jura spürte, dass dieses ganze Gespräch – sowohl die seltsame Nervosität Jurkowskis als auch die betonte Gleichgültigkeit Bykows – irgendeinen Hintersinn haben musste. Es sah ganz so aus, als hielten sich die unübersehbaren Vollmachten des Generalinspektors trotz allem in Grenzen. Und es sah auch so aus, als wüssten Jurkowski und Bykow sehr wohl um diese Grenzen.
    »Sag mal, wird es nicht langsam Zeit fürs Mittagessen?«, ließ sich Jurkowski unvermittelt vernehmen. »Sie sollten mal was zusammenschweißen, Kadett.«
    »Stör ihn nicht bei der Arbeit«, sagte Bykow hinter seiner Zeitung hervor.
    »Ich hab aber Hunger«, erwiderte Jurkowski.
    »Du wirst es schon noch aushalten.«

6. Mars. Die Treibjagd
    Um vier Uhr morgens sagte Felix Rybkin: »Es wird Zeit«, und alle machten sich fertig. Draußen herrschten dreiundachtzig Grad minus. Jura zog zwei Paar Daunensocken übereinander, die Natascha ihm geliehen hatte, schwere Fellhosen, von Matti ausgeborgt, er hängte sich den Akkugürtel um und stieg in die Pelzstiefel. Die Fährtensucher um Felix, unausgeschlafen und ein bisschen düster, tranken hastig ihren heißen Kaffee. Natascha lief immer wieder in die Küche, schaffte belegte Brote herbei, neuen Kaffee und Thermosflaschen. Jemand bat um Brühe – Natascha rannte los und brachte sie. Rybkin und Shilin hockten in einer Zimmerecke über einem flachen geöffneten Kasten, aus dem die glänzenden Enden der Raketengeschosse ragten. Jurkowski hatte die Raketenwaffen auf die Warme Syrte mitgebracht. Matti überprüfte ein letztes Mal die Elektroheizung der für Jura bestimmten Jacke.
    Als die Fährtensucher ihren Kaffee getrunken hatten, steuerten sie schweigend dem Ausgang zu und zogen mit geübtem Griff die Sauerstoffmasken vors Gesicht. Felix und Shilin nahmen den Kasten mit den Granaten, dann begaben sie sich gleichfalls zur Tür.
    »Bist du so weit, Jura?«, fragte Shilin.
    »Gleich«, antwortete Jura, »sofort.«
    Matti half ihm beim Anziehn der Jacke und schloss eigenhändig die Elektroheizer an die Akkumulatoren. »Und jetzt schnell raus mit dir«, sagte er, »sonst kommst du ins Schwitzen.«
    Jura streifte die Handschuhe über und folgte eilig Shilin.
    Draußen war es stockfinster. Jura überquerte den Beobachtungsplatz und stieg zum Panzer hinunter. Im Dunkeln hörte er leise Stimmen, Metall klirrte gegen Metall. Jura stolperte über jemanden. Aus der Dunkelheit kam der Rat, die Brille aufzusetzen. Jura seinerseits empfahl, nicht im Weg herumzustehen.
    »Komischer Kauz«, hörte er jemanden in der Finsternis sagen, »setz die Thermobrille auf.«
    Jura erinnerte sich an die Infrarotbrille und schob sie vor die Augen. Wesentlich besser wurde es dadurch zwar nicht, doch konnte er nun wenigstens

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