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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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vage die Umrisse der Leute und das breite Heck des Panzers erkennen, das vom Reaktor erwärmt wurde. Man war dabei, die Munitionskisten zu verladen. Jura legte zunächst mit Hand an, doch dann sagte er sich, dass die Plätze im Panzer knapp werden könnten und man ihn dann unter Garantie im Observatorium zurücklassen würde. Deshalb schlich er unauffällig zu dem Gefährt und kletterte aufs Heck. Dort nahmen zwei Männer, deren Kapuzen bis auf die Nasenspitze reichten, die Kisten entgegen.
    »Wen weht’s denn da heran?«, fragte gutmütig der eine.
    »Ich bin’s«, erwiderte Jura.
    »Ach, unsre Hauptstadtperle«, sagte der andere. »Na dann komm mal rein und schieb die Kisten unter die Sitze.«
    Den Namen »Hauptstadtperle« hatte Jura von den hiesigen Schweißern bekommen, denen er am Vorabend beim Ausrüsten der Panzer mit Drehkränzen für die Raketenwaffen behilflich gewesen war; auch hatte er ihnen die neuesten Methoden des Vakuumschweißens vorgeführt.
    Im Panzerinnern herrschten die gleichen dreiundachtzig Grad unter null, und die Thermobrille half da gar nichts. Jura schleppte voller Enthusiasmus die Kisten über den dröhnenden Fußboden und stopfte sie blindlings unter die Sitze, wobei er sich an irgendwelchen spitzen und harten Kanten stieß, die überall hervortraten. Dann gab es nichts mehr zu schleppen. Die Fährtensucher kletterten schweigsam über die hohen Bordwände und nahmen, mit den Karabinern polternd, ihre Plätze ein. Man trat Jura mehrfach empfindlich auf die Zehen, und jemand schob ihm versehentlich die Kapuze über die Augen. Im vorderen Teil des Panzers war ein widerliches Quietschen zu hören – anscheinend probierte Felix den Drehkranz aus. Plötzlich sagte jemand: »Sie kommen.«
    Jura steckte vorsichtig den Kopf über die Bordwand. Er erblickte die graue Mauer des Observatoriums und Scheinwerferstrahlen, die über den Beobachtungspunkt glitten. Die letzten drei Panzer der zentralen Gruppe näherten sich.
    Dann ertönte die leise Stimme von Felix: »Malinin!«
    »Hier«, meldete sich der Fährtensucher neben Jura.
    »Petrowski!«
    »Hier.«
    »Homeriki!«
    Nachdem alle aufgerufen waren (die Namen von Jura und Shilin waren aus irgendeinem Grund nicht gefallen), sagte Felix: »Es geht los.«
    Der Wüstenpanzer »Mimikrodon« ließ sein Motorengebrumm ertönen, kroch klirrend und sich schwer zur Seite neigend aus dem Stand heraus irgendwohin hügelan. Jura schaute in die Höhe – von den Sternen war vor lauter Staub nichts zu sehen. Überhaupt gab es nichts mehr zu betrachten. Im Panzer wurde man unbarmherzig durchgerüttelt, und Jura flog alle naselang von seinem harten Sitz. Dabei stieß er sich jedes Mal an den erwähnten Kanten. Schließlich fragte der Fährtensucher neben ihm: »Was springst du denn die ganze Zeit hier herum?«
    »Woher soll ich das wissen!«, knurrte Jura wütend. Er griff nach einer Strebe, die aus der Bordwand ragte, und hatte es nun leichter. Von Zeit zu Zeit flammte in den Staubwolken, die über dem Panzer hingen, Scheinwerferlicht auf, und dann konnte Jura vor dem hellen Hintergrund den schwarzen Ring des Drehkranzes erkennen und den langen Lauf der Raketenwaffe, der zum Himmel aufragte. Die Fährtensucher unterhielten sich.
    »Ich war gestern bei diesen Ruinen.«
    »Ja und, hast du was entdeckt?«
    »Also um ehrlich zu sein – ich war enttäuscht.«
    »Stimmt, die Architektur mutet nur im ersten Moment fremdartig an, doch dann meint man, das Ganze schon mal gesehen zu haben.«
    »Ja, die Kuppeln und Parallelepipeden ...«
    »So ist es. Genau wie auf der Warmen Syrte.«
    »Deshalb kam ja auch niemand auf die Idee, es könnte nicht von uns stammen.«
    »Na sicher! Nach den Wundern von Phobos und Deimos ...«
    »Mir dagegen kommt gerade diese Ähnlichkeit sehr merkwürdig vor.«
    »Habt ihr das Material schon analysiert?«
    Jura saß hart und unbequem, und er kam sich verlassen vor. Niemand beachtete ihn. Die Männer um ihn her wirkten fremd und gleichgültig. Höllische Kälte versengte ihm das Gesicht. Gegen den Panzergrund unter seinen Füßen schleuderten die Raupenketten mit furchtbarer Kraft Fontänen aus Sand. Ganz in seiner Nähe musste sich Shilin befinden, doch war von ihm weder etwas zu hören noch zu sehen, und Jura empfand sogar einen gewissen Groll auf ihn. Er wünschte sich möglichst bald den Sonnenaufgang herbei, damit es warm und hell würde. Auch das Gerüttel sollte endlich aufhören.
    Bykow hatte Jura nur ungern auf dem Mars Station

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