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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Jurkowski vorwurfsvoll.
    »Weil sie sich ... äh ... nicht aufhalten lassen wollten«, erwiderte jemand.
    »Man hätte sie aber ... äh ... aufhalten müssen!« Er nahm den Karabiner ab. »Ich seh mal nach.«
    Bevor noch jemand dazu kam, auch nur ein Wort zu entgegnen, bückte er sich bereits und tauchte mit unverhoffter Behändigkeit ins Dunkel ein. Wie ein Schatten glitt Rybkin hinterher. Jura überlegte nicht lange, er sagte: »Gestatten Sie, Genosse« und nahm seinem Nachbarn den Karabiner ab. Der Mann, überrumpelt, leistete keinerlei Widerstand.
    »Wo willst du hin?«, fragte Shilin verblüfft vom Eingang der Höhle her. Jura steuerte entschlossen die Kaverne an. »Kommt nicht infrage«, sagte Shilin hastig, »du hast dort nichts zu suchen.« Der Praktikant trat ihm, den Kopf angriffslustig vorgeschoben, entgegen. »Kommt nicht infrage, hab ich gesagt!«, bellte Shilin und versetzte ihm einen Stoß vor die Brust. Jura setzte sich schwungvoll aufs Hinterteil, wobei er eine Staubwolke aufwirbelte. In der Menge wurde gelacht, an ihm vorbei aber liefen die Fährtensucher und verschwanden einer nach dem andern in der Höhle.
    Jura sprang auf, er war wütend. »Lassen Sie mich durch!«, rief er und stürmte los, prallte jedoch bei Shilin wie gegen eine Wand.
    »Du musst schon entschuldigen, Jura«, sagte Shilin bittend, »aber du hast dort wirklich nichts zu suchen.«
    Jura versuchte schweigend an ihm vorbeizukommen.
    »Weshalb bist du denn so erpicht darauf? Du siehst doch, ich bleibe auch hier.«
    In der Höhle hörte man dumpfe Schüsse.
    »Na bitte, sie kommen auch ohne uns zwei zurecht.«
    Jura biss die Zähne zusammen und ließ von seinem Vorhaben ab. Ohne ein Wort gab er dem Fährtensucher, der sich mittlerweile gefasst hatte, den Karabiner zurück und mischte sich niedergeschlagen unter die Menge. Er hatte den Eindruck, dass alle ihn anstarrten. Eine Schande, dachte er, was für eine Schande. Fehlte bloß noch, dass man ihn bei den Ohren packte. Wenn sie das wenigstens unter sich ausgemacht hätten – einem Mann wie Shilin hätte er sich letztlich gefügt –, doch so, vor aller Augen ... Er erinnerte sich, wie er vor zehn Jahren das Zimmer seines älteren Bruders betreten und ein paar Skizzen mit Buntstiften ausgemalt hatte ... Er hatte sie verschönern wollen. Der Bruder jedoch hatte ihn beim Ohr gepackt und auf die Straße gezerrt – das war genau so eine Blamage gewesen!
    »Sei mir nicht böse, Jura«, sagte Shilin unverhofft. »Es war nicht so gemeint. Ich hatte völlig vergessen, wie gering hier die Schwerkraft ist.«
    Jura schwieg beharrlich.
    »Was aber Jurkowski betrifft«, fuhr Shilin sanft fort und rückte die Kapuze des Burschen zurecht, »so brauchst du dir um den keine Sorgen zu machen, ihm wird nicht das Geringste passieren. Rybkin und auch die anderen Fährtensucher sind bei ihm. Im ersten Eifer glaubte ich ja selber, es wäre für den Alten das Ende, und wollte hinterher, doch dann hab ich mich dank dir besonnen ...«
    Shilin redete weiter, doch Jura hörte schon nicht mehr hin. Es wäre besser, er hätte mir die Ohren langgezogen, dachte er zerknirscht, oder in aller Öffentlichkeit eine Backpfeife verpasst. Ein grüner Junge bin ich, ein Milchbart, ein elender Egoist! Iwan hatte ganz recht mit seinem Stoß. Er hätte mich noch heftiger hinstoßen müssen. Jura zischte wütend durch die Zähne, so schämte er sich. Shilin, ja, der hatte sich sowohl um ihn als um Jurkowski gesorgt, und er hatte kein bisschen daran gezweifelt, dass auch er, Jura, aus den gleichen Motiven heraus handeln wollte. In Wirklichkeit jedoch war Jurkowskis Sprung in die Höhle für ihn bloß eine Aufforderung zu Heldentaten gewesen. Nicht für eine Sekunde war ihm in den Sinn gekommen, dem Alten könnte tatsächlich Gefahr drohen. Dämlich wie ich bin, dachte Jura, war ich nur darauf aus, mir eine Schlacht mit den Flugegeln zu liefern und Ruhm zu ernten ... Ein Glück, dass Iwan nichts davon ahnt ...
    »Achtuuung!«, brüllte jemand hinter ihm.
    Jura trat automatisch beiseite. Ein Crawler arbeitete sich durch die Menge nach oben zur Höhle; er zog einen Anhänger mit einem riesigen silbrigen Behälter hinter sich her. Von diesem Behälter ging ein Metallschlauch ab, der in ein langes, seltsames Endstück mündete. Auf dem Beifahrersitz des Crawlers saß ein Mann, der dieses Endstück unter die Achsel geklemmt hielt.
    »Hier?«, erkundigte sich der Mann geschäftig und richtete das Endstück, ohne erst eine Antwort

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