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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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im Gegensatz zu vielen anderen überhaupt nicht um Diplome.«
    »Sollten sie aber. Mich zum Beispiel hat immer die Frage bewegt: Werden wir von Generation zu Generation besser? Deshalb habe ich auch von dem Kadetten angefangen. Die Alten sagen immer: ›Eine Jugend ist das heute. Wir dagegen seinerzeit!‹«
    »Das sagen sehr dumme Alte, Wladimir. Krajuchin hat so was nie gesagt.«
    »Krajuchin hat einfach die Theorie nicht gemocht. Er hat die Jungen genommen, ins Feuer geworfen und geschaut, was dabei herauskommt. Wenn sie nicht verbrannt sind, hat er sie als seinesgleichen anerkannt.«
    »Und wenn sie verbrannten?«
    »Wir sind in der Regel nicht verbrannt.«
    »Na also, da hast du deine Frage selbst beantwortet.« Bykow griff wieder nach der Zeitung. »Der Praktikant ist jetzt auf dem Wege ins Feuer, er wird wohl nicht drin verbrennen, in zehn Jahren triffst du ihn wieder, er nennt dich einen alten Sandstreuer, und du als ehrlicher Mensch wirst ihm zustimmen.«
    »Erlaube«, entgegnete Jurkowski, »wir haben schließlich auch ein Stück Verantwortung. Dem Jungen muss man etwas beibringen!«
    »Das erledigt das Leben«, sagte Bykow kurz angebunden hinter der Zeitung hervor.
    In die Messe kam Michail Antonowitsch im Schlafanzug, Pantoffeln an den bloßen Füßen und eine Thermosflasche in der Hand.
    »Guten Abend, Jungs«, sagte er. »Irgendwie brauch ich jetzt ein Teechen.«
    »Ein Teechen wär nicht übel«, stimmte Bykow lebhaft zu.
    »Dann eben ein Teechen«, sagte Jurkowski und begann, seine Papiere einzusammeln.
    Der Kapitän und der Navigator deckten den Tisch, Michail Antonowitsch verteilte Konfitüre in die Schälchen, und Bykow schenkte allen ein.
    »Und wo ist Jura?«, wollte Michail Antonowitsch wissen.
    »Er schläft«, antwortete Bykow.
    »Und Wanja?«
    »Hat Wache«, gab Bykow geduldig zur Antwort.
    »Na gut«, sagte Michail Antonowitsch. Er nahm einen Schluck Tee, blinzelte und fügte hinzu: »Lasst euch nie überreden, Jungs, Memoiren zu schreiben. Das ist so eine öde Beschäftigung, entsetzlich öde!«
    »Dann denk dir doch mehr aus«, riet Bykow.
    »Wie das?«
    »Na, wie in den Romanen. ›Die junge Marsianerin schloss die Augen und bot mir die halb geöffneten Lippen dar. Ich umarmte sie leidenschaftlich und lange.‹«
    »Vollständig«, ergänzte Jurkowski.
    Michail Antonowitsch war gekränkt.
    »He, er ist rot geworden, der alte Zausel«, sagte Jurkowski. »War da was, Mischa?«
    Bykow lachte los und bekleckerte sich mit Tee.
    »Pfui!«, sagte Michail Antonowitsch. »Pfui, ihr!« Er überlegte und verkündete plötzlich: »Wisst ihr was, Jungs? Ich pfeif auf diese Memoiren. Was können die mir schon anhaben?«
    »Erklär uns lieber eins«, sagte Bykow. »Wie sollen wir auf Jura Einfluss nehmen?«
    Michail Antonowitsch erschrak. »Was ist denn passiert? Hat er eine Dummheit gemacht?«
    »Bis jetzt nicht. Aber Wladimir meint, dass wir auf ihn Einfluss nehmen müssen.«
    »Ich denke, das tun wir sowieso. Wanja weicht er nicht von der Seite, und dich, Wolodja, vergöttert er geradezu. Er hat schon an die zwanzig Mal erzählt, wie du den Egeln in die Höhle gefolgt bist.«
    Bykow hob den Kopf. »Was denn für Egeln?«
    Michail Antonowitsch rutschte schuldbewusst hin und her.
    »Ach, das sind Märchen«, sagte Jurkowski, ohne mit der Wimper zu zucken. »Das war noch ... äh ... vor langer Zeit. Die Frage lautet also: Wie nehmen wir auf Jura Einfluss? Der Junge hat eine einmalige Gelegenheit, die Welt der besten Menschen zu sehen. Von unserer Seite wäre es einfach ... äh ...«
    »Siehst du, Wolodja«, sagte Michail Antonowitsch. »Jura ist doch ein ganz prima Kerl. In der Schule haben sie ihn sehr gut erzogen. In ihm ist das ... wie soll man sagen ... das Fundament für einen guten Menschen schon angelegt. Jura kann es schon nicht mehr passieren, dass er Gut und Böse verwechselt ...«
    »Einen richtigen Menschen«, erklärte Jurkowski gewichtig, »zeichnet ein weiter Horizont aus.«
    »Stimmt, Wolodja«, sagte Michail Antonowitsch. »Und Jura hat ja ...«
    »Einen richtigen Menschen können nur richtige Menschen formen, die etwas leisten, und nur das richtige Leben, ausgefüllt und schwierig.«
    »Aber unser Jura ist doch auch ...«
    »Wir müssen die Gelegenheit nutzen und ihm richtige Menschen mit einem richtigen, schwierigen Leben zeigen.«
    »Stimmt, Wolodja, und ich bin sicher, dass Jura ...«
    »Entschuldige, Michail, ich bin noch nicht fertig. Morgen kommen wir in geradezu lächerlich

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