Kapitän Singleton
daß sich das Schiff tatsächlich überhaupt nicht mehr steuern ließ, wenigstens nicht so, daß wir uns darauf verlassen konnten, und wir beeilten uns, alle Segel zu beschlagen, außer dem Fock- und dem Großmarssegel, und mit ihnen hielten wir Kurs nach Osten, auf der Suche nach einer Flußmündung oder einem Hafen, wo wir das Schiff an Land bringen und unser Ruder ausbessern konnten; außerdem stellten wir auch fest, daß das Fahrzeug selbst Schaden erlitten hatte, denn in der Nähe des Achterstevens war ein kleines Leck entstanden, jedoch tief unter Wasser.
Durch dieses Mißgeschick verloren wir den Gewinn, wie groß er auch gewesen sein mochte, den uns die drei Segelschiffe gebracht hätten, und später hörten wir, daß es drei kleine holländische Fahrzeuge aus Batavia waren, die nach Banda und Ambon fuhren, um Gewürze zu laden, und zweifellos eine gehörige Geldsumme an Bord hatten.
Nach dem Unfall, von dem ich eben berichtete, mag der Leser sich wohl vorstellen, daß wir, sobald wir konnten, vor Anker gingen, und zwar bei einer kleinen Insel nicht weit von Banda, wo die Holländer, obgleich sie dort keine Faktorei unterhalten, doch während der Saison anlaufen, um Muskatnüsse und -blüten zu kaufen. Hier blieben wir dreizehn Tage; da es aber keine Stelle gab, wo wir das Schiff an Land bringen konnten, sandten wir die Schaluppe zu einer Fahrt zwischen den Inseln aus, um einen für uns geeigneten Platz ausfindig zu machen. Inzw ischen übernahmen wir hier ausgezeichnetes Trinkwasser, einige Vorräte, wie Wurzeln, Gemüse und Früchte, sowie eine beträchtliche Menge Muskatnüsse und blüten, die wir bei den Eingeborenen einzuhandeln vermoc hten, ohne daß ihre Herren, die Holländer, es bemerkten.
Endlich kehrte unsere Schaluppe zurück, nachdem sie auf einer anderen Insel einen sehr geeigneten Hafen gefunden hatte; wir liefen ihn an und gingen dort vor Anker. Wir schlugen sogleich alle unsere Segel ab, transportierten sie auf die Insel und errichteten damit sieben oder acht Zelte; dann takelten wir die Stengen ab und kappten sie, hievten alle unsere Kanonen, Vorräte und die Ladung von Bord und brachten sie an Land in den Zelten unter. Mit den Kanonen bildeten wir zwei kleine Batterien, aus Furcht vor einer Überraschung, und stellten eine Wache auf den Hügel. Als alles bereit war, ließen wir das Schiff am oberen Ende des Hafens auf harten Sand auflaufen und steiften es auf beiden Seiten ab. Bei Ebbe lag es fast trocken, und so reparierten wir den Boden und dichteten das Leck, das durch eine Verformung einiger Rudereisen infolge des Stoßes entstanden war, als das Fahrzeug gegen den Felsen lief.
Nachdem wir dies erledigt hatten, benutzten wir die Gelegenheit, den Schiffsboden zu reinigen, der nach so langer Seefahrt sehr stark bewachsen war. Auch die Schaluppe wurde gewaschen und verschmiert; sie war aber schon vor unserem Fahrzeug fertig und kreuzte noch acht bis zehn Tage zwischen den Inseln umher; sie begegnete jedoch keiner Beute, so daß wir der Gegend müde zu werden begannen, da es dort wenig gab, was zu unserer Zerstreuung beigetragen hätte, außer den fürchterlichsten Gewittern, von denen wir jemals gehört und gelesen hatten.
Wir hofften, hier bei den Chinesen, die, wie man uns gesagt hatte, auf Ternate Nelken und auf den Bandainseln Muskatnüsse einkauften, einige Beute zu machen; wir hätten unsere Galeone oder unser großes Schiff sehr gern mit diesen beiden Gewürzarten beladen, und die Fahrt wäre uns sehr lohnend erschienen, wir sahen jedoch neben dem schon Erwähnten nichts, was sich bewegte, außer Holländern, die (wodurch, vermochte ich nicht zu erraten) entweder argwöhnten oder wußten, wer wir waren, und in ihren Häfen blieben.
Einmal war ich entschlossen, auf die Insel Dumas einzufa llen, die als Ort mit den besten Muskatnüssen am berühmtesten war, aber Freund William, der immer vorzog, unsere Geschäfte ohne Kampf abzuwickeln, brachte mich davon ab, indem er so überzeugende Argumente aufzählte, daß wir uns ihnen nicht verschließen konnten – vor allem die große Hitze, die zu dieser Jahreszeit in jener Gegend herrschte, denn wir befanden uns jetzt bei nur einem halben Grad südlicher Breite. Während wir noch darüber diskutierten, brachte uns folgender Zwischenfall bald zu einem Entschluß: Wir hatten Sturm aus Westsüdwest, und das Schiff machte rasche Fahrt; von Nordosten rollten uns jedoch hohe Wogen entgegen, und später stellten wir fest, daß es die
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