Kapitän Singleton
Schaluppe mit soviel Vorräten zu beladen, wie sie nur fassen konnte, besonders mit Brot, Schweinefleisch und etwa sechzig lebenden Schweinen; unter den übrigen Vorräten, die William erwarb, befanden sich achtzig Fässer gutes Schießpulver, die uns sehr gelegen kamen, und er übernahm auch alle Vorräte, die sich auf dem französischen Schiff befunden hatten.
Dies war ein sehr angenehmer Bericht für uns, um so mehr, als wir sahen, daß William Gold in Münzform sowie auch nach Gewicht und dazu einige spanische Silbermünzen, sechzigtau-send Pesos zu acht Realen, nebst einer neuen Schaluppe und einer großen Anzahl von Vorräten erhalten hatte.
Wir freuten uns besonders über die Schaluppe und berieten, was wir tun sollten, ob wir nicht lieber unser großes portugiesisches Schiff abstoßen und uns an unser erstes Fahrzeug und die Schaluppe halten sollten, da wir kaum genug Leute für alle drei Schiffe hatten und das größte davon für unsere Zwecke auch zu groß war. Eine andere Streitfrage, die wir jetzt entschieden, beendete aber diese Diskussion. Es war die Frage, wohin wir uns wenden sollten. Mein Kamerad, wie ich ihn jetzt nannte, der mein Kapitän gewesen war, bevor wir das portugiesische Kriegsschiff aufbrachten, war dafür, Kurs auf die Südsee zu nehmen und längs der Westküste Amerikas nordwärts zu segeln, wo wir mit Gewißheit bei den Spaniern einige gute Prisen machen mußten; danach könnten wir, wenn es die Umstände erforderten, über die Südsee und Ostindien heimkehren und so rund um die Welt segeln, wie andere es schon vor uns getan hatten.
Ich aber hatte anderes im Sinn. Ich war in Ostindien gewesen und hatte seitdem stets die Vorstellung gehabt, daß wir, wenn 213
wir uns dorthin begaben, ganz gewiß gute Arbeit leisten und bei meinen alten Freunden, den Eingeborenen von Sansibar, an der Küste von Mozambique oder der Insel St. Lorenz, einen sicheren Unterschlupf sowie gutes Rindfleisch als Proviant für unser Schiff finden würden. Das also war meine Absicht, und ich hielt allen so viele Vorträge darüber, wie vorteilhaft sie ihre Stärke zum Erwerb von Beute nutzen könnten, die sie mit Gewißheit im Golf von Mokka oder dem Roten Meer und an der Malabarküste oder im Golf von Bengalen machen würden, daß ich sie in Erstaunen versetzte.
Mit diesen Argumenten überredete ich sie, und wir beschlossen alle, Kurs nach Südost zum Kap der Guten Hoffnung zu nehmen; infolge dieses Beschlusses entschieden wir, die Schaluppe zu behalten und mit allen drei Schiffen zu segeln, da wir zweifellos, wie ich ihnen versicherte, genügend Leute fänden, um die nötige Anzahl voll zu machen, und wenn nicht, waren wir immer noch in der Lage, eins der Fahrzeuge abzustoßen, sobald wir wollten.
Wir konnten nicht umhin, unseren Freund William zum Kapitän der Schaluppe zu machen, die er uns durch so große Geschäftstüchtigkeit eingebracht hatte. Er erklärte uns, wenn auch sehr höflich, er werde sie nicht als Fregatte befehligen; wollten wir sie ihm jedoch als seinen Anteil an dem Schiff aus Guinea geben, das wir auf sehr ehrliche Weise erworben hätten, solle sie uns als Proviantschiff begleiten, wenn wir es ihm befahlen, solange er derselben Gewalt unterliege, die ihn fortgeschleppt habe.
Wir verstanden ihn und übergaben ihm also die Schaluppe, aber unter der Bedingung, daß er uns nicht verließe und gänzlich unter unserem Kommando führe. William fühlte sich jedoch nicht so unbeschwert wie zuvor, und da wir später wollten, daß die Schaluppe zu Raubfahrten mit einem ausgemachten Piraten darauf umherkreuzte, fehlte mir William so, daß ich ihn nicht entbehren konnte, denn er war mein persönli-214
cher Ratgeber und Gesellschafter bei allen Gelegenheiten, und deshalb ernannte ich einen Schotten, einen kühnen, unterne h-mungslustigen, tapferen Menschen namens Gordon, zu ihrem Befehlshaber und ließ sie mit zwölf Kanonen und vier Kano-nieren versehen, obwohl es uns tatsächlich an Leuten mangelte, denn keins unserer Schiffe war voll bemannt.
Anfang Oktober 1706 nahmen wir Kurs auf das Kap der Guten Hoffnung und sege lten am 12. des kommenden Nove mber in Sichtweite am Kap vorbei, nachdem wir viel ungünstiges Wetter gehabt hatten. Wir sahen dort mehrere Handelsschiffe auf Reede liegen, englische wie auch holländische – ob sie nun auf der Aus- oder auf der Heimreise begr iffen waren, vermochten wir nicht zu sagen; aber sei dem, wie ihm wolle, wir hielten es nicht für angebracht, dort vor
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