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Kapitalismus Forever

Kapitalismus Forever

Titel: Kapitalismus Forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Pohrt
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Spezialgott. Und den will er mit keinem teilen, der nicht zum eigenen Stamm gehört.
    Für die Universalreligionen ist jeder Mensch potentielles Mitglied. Man bringt ihn nach Möglichkeit nicht um, sondern man bekehrt ihn. Für den Kapitalismus ist jeder Mensch ein potentieller Kunde. Deshalb schont man nach Möglichkeit sein Leben. Denn tote Kunden sind schlechte Kunden. Massenmord ist geschäftsschädigend und wird deshalb vom internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verfolgt.
    Man sollte nicht vergessen, dass Nazideutschland den Krieg verloren hat. Der Massenmord war ineffizient. Mit zum Skelett abgemagerten KZ-Häftlingen in den Rüstungsfabriken gewinnt man keinen Krieg. Die Sklavenarbeit wurde ja nicht aus Humanitätsduselei von der Lohnarbeit abgelöst. Letztere funktioniert einfach besser.
    Und Nazi-Deutschland hat nicht nur den Krieg verloren und dergestalt unabsichtlich den Gegnern geholfen, der Welt zu zeigen, wo der Hammer hängt, nämlich nicht bei deutschen Blut- und Bodenspekulanten.
    Deutschland hat unter den Nationalsozialisten sich generell große Verdienste um die Entrassifizierung der Welt erworben. Die fing nämlich im Zweiten Weltkrieg an, als Amerika seine Schwarzen und England seine Gurkha, Inder und Malaien an die Front schicken mussten. Die Farbigen merkten natürlich, wie gut sie waren und wie wichtig, und danach war es mit der weißen Vorherrschaft bald vorbei, das Empire ging flöten. Auch die Franzosen wurden nach ihrer Blamage in Zweiten Weltkrieg nicht mehr ernst genommen. Sie verloren jeden Kolonialkrieg, egal ob in Indochina oder Nordafrika.
    Wenn man das NS-System nach dem Kriterium »rassenhygienische Effizienz« beurteilt, dann haben sich die Nazis selbst in den Hintern geschossen und für die Emanzipation der Schwarzen mehr geleistet als Martin Luther King. Nicht mal mehr in Südafrika kann ein deutscher Kaffer seiner Hautfarbe wegen den Herrenmenschen spielen. Aus der Traum. Und wer hat die rassistischen Pogrome in der Zone nach dem Mauerfall gestoppt? Die Linke? Die hat damals »Häschen in der Grube« gespielt. Was ein Glück für die Ausländer, dass sie nicht auf diese Duckmäuser angewiesen waren. Sie hatten einen viel besseren Verbündeten, nämlich das deutsche Großkapital. Bild , Stern , ARD, ZDF, Deutsche Bank, Siemens etc. haben volle Breitseite gefeuert. Topmanager mögen es nämlich gar nicht gern, auf Geschäftsreise in Indien einen Großauftrag an Land ziehen zu müssen, während in Cott­bus gerade fünf Inder halb tot geprügelt worden sind. Das ist Gift für die Verhandlungsposition.
    Zurück zum Krieg: Man stutzt manchmal, wenn man liest, mit welchen hymnischen Tönen sich Marx über ihn auslässt, ich zitiere kurz aus dem »Rohentwurf« Seite 378:
    »Der Krieg ist daher die große Gesamtaufgabe, die große gemeinschaftliche Arbeit, die erheischt ist, sei es um die objektiven Bedingungen des lebendigen Daseins zu okkupieren, sei es um die Okkupation derselben zu beschützen und zu verewigen.«
    Aber der Krieg leistet ja noch viel mehr. Nicht nur, dass wir ihm, wie eben skizziert, die Emanzipation der Kolonialvölker von imperialistischer Herrschaft verdanken.
    Die Frauenemanzipation ist nur der Legende zufolge von Alice Schwarzer erfunden worden, in Wahrheit geht sie auf eine Initiative von Kaiser Wilhelm zurück, auf seinen Entschluss, einen Krieg gegen den Rest der Welt anzufangen. Weil die Männer sich alle – allgemeine Wehrpflicht! – auf den Schlachtfeldern wechselseitig umbrachten, zogen an der Heimatfront, in den Fabriken und Büros, die Frauen die Hosen an. Und die haben viele nicht mehr ausgezogen. So wurde aus dem Sekretär die Sekretärin, ein typischer Frauenberuf in der Zwischenkriegszeit und danach.
    Was ich damit sagen will: Geschichte ist ein dermaßen verzwicktes und verrücktes Spiel, dass niemand wissen kann, was er womit erreicht.
    »Der erste Weltkrieg als Vorkämpfer der Frauenemanzipation, der zweite Weltkrieg als Wegbereiter der Entkolonisierung – bist du noch zu retten?« Auf diesen Vorwurf kann man sich verlassen.
    Man frage nicht mich, man frage die Menschheit, warum sie Kriege braucht, um voranzukommen. Oder man frage den lieben Gott. Der soll die Menschen ja gemacht haben. Ich war es jedenfalls nicht.
    Auch der Industriekapitalismus ist gewissermaßen ein Kriegskind. Wer installierte den Massenmarkt als Voraussetzung für die industrielle Massenproduktion? Nein, nicht die Werbung. Das Militär natürlich. Allgemeine

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