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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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machen.«
    »Das tut mir auch sehr leid. Aber ich hab versucht, dich zu warnen. Du hast versprochen, sie einzulösen. Das musst du unbedingt machen, Uri. Warum stellst du dich nur so quer?« Sie schmiegte sich an mich und küsste mich. Ihre agile, gingetränkte Zunge schmeckte kalt und bitter.
    Völlig unvermittelt beendete sie den Kuss. »Willst du kein Geld? Jeder will Geld. Was ist bloß los mit dir?«
    »Ich habe Forbes und Victor gesagt, dass ich die Schecks einlöse.«
    »Du hast mir versprochen, sie einzulösen, und hast es nicht getan. Du hast mich angelogen.«
    Ihre Hand schlüpfte in meine Hose. »Du hast mir ganz schön den Kopf verdreht, Lügner.«
    »Wer ist der Matador?«, fragte ich.
    »Fernando Solís Davila.« Sie unterlegte die einzelnen Silben mit einem Singsang, während ihre Hand sich tiefer tastete.
    »Oh, Mann«, sagte sie, als sie Holz berührte. »Zu dumm, dass ich Gäste habe.«
    »Was ist … macht Fernando Solís Davila so?« Ich hatte Artikulationsschwierigkeiten. Ihre Hand bewegte sich.
    »Er ist Geld und er macht Geld.«
    Ich packte sie am Unterarm und zog ihre Hand aus meiner Hose.
    »Was ist eigentlich hier los, Jillian? Bezahlst du mich fürs Ficken?«
    Sie versetzte mir eine Ohrfeige. Als ich nicht reagierte, schlug sie ein zweites Mal zu, diesmal heftiger. Als ich wieder nicht reagierte, fing sie an zu weinen.
    »Gibt’s Ärger?«, fragte der Tennisprofi. Er war unbemerkt in den Raum getreten, die Stirn gerunzelt, das braun gebrannte Kinn brutal nach vorn gereckt, was seiner GQ-Visage etwas Einschüchterndes verleihen sollte. Ich gab mir redlich Mühe, beeindruckt zu sein.
    »Wir sprechen gerade über Geld«, sagte sie und wischte sich mit dem Handballen die Tränen von der Wange.
    »Wie, hast du ihm nicht genug gegeben?«, fragte er. »Er will mehr, geht’s darum, ja?«
    »Ich will kein Geld«, sagte ich. »Ich will wissen, wofür ich bezahlt werde.«
    »Es war keine gute Idee«, sagte er, ging zu Jillian und legte ihr den Arm um die Schulter. »Was hast du ihm erzählt, Jilly?«
    »Nichts. Ich habe ihn nur inständig gebeten, die Schecks einzulösen.«
    Sie schien leicht durcheinander, nachdem ihr die muntere Gin-Laune abhanden gekommen war. Sie und der Tennisprofi standen auf eine vertraute Weise beieinander, die mir nicht gefiel. Das sah ein Blinder, dass sie und Lenny Trebeaux ein Verhältnis miteinander gehabt hatten oder immer noch hatten. Unwahrscheinlich, dass es für Clive ein Problem gewesen war, Trebeaux war in mehr als einer Hinsicht seine rechte Hand gewesen. Jillian hatte Clive sich austoben lassen, umgekehrt war es genauso gelaufen. Ich verspürte den Drang, etwas in Stücke zu hauen. Der Tennisprofi bot sich dafür geradezu an.
    »Wir hatten viel Geduld mit Ihnen, Walkinghorse.« Er löste sich von Jillian und zeigte mit einem manikürten Finger auf mich. »Sie haben keine Ahnung, worauf Sie sich hier einlassen.«
    Ich packte seinen schönen Finger und bog ihn zurück. Trebeaux ging in die Knie, bleckte die Zähne und kniff vor Schmerzen die Augen zusammen. »Dann klären Sie mich auf, Trebeaux. Worauf lasse ich mich hier ein?«
    »Auf etwas, was für einen Mann in Ihrer Position nicht unbedingt erstrebenswert ist«, sagte Fernando Solís Davila.
    Er hatte in Begleitung der Blonden das Zimmer betreten. Ich ließ Lenny los. Irgendwie nötigte Solís einem Respekt ab. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper oder ließ eine innere Unruhe erkennen. Es fiel nicht schwer, ihn sich mitten in einer sonnigen Plaza de Toros vorzustellen, das rote Tuch in der Hand, mit dem er einer gereizten, mehrere Zentner schweren Killermaschine vor der Nase herumfuchtelte.
    »Darf ich Ihnen Clara Howler vorstellen«, sagte Solís und deutete mit dem Kopf auf die Blonde. »Clara ist mein Bodyguard, wenn ich in el norte unterwegs bin. Ihr gelegentlicher Griff zum coca stört mich nicht. Wenn überhaupt, dann macht es sie … mas vigilante … aufmerksamer.« Der Ton seiner Stimme war distinguiert, in gewisser Hinsicht hypnotisierend, seine Aussprache sehr präzise.
    »El jefe«, murmelte ich vor mich hin.
    Als Zeichen, dass ich ihre wichtige Rolle anerkannte, nickte ich Clara Howler zu. Sie lächelte und kam auf mich zu. Wie ein auf Etikette bedachter Idiot wollte ich ihr die Hand geben. Sie nutzte die Gelegenheit und trat mir so hart in die Eier, dass meine Zähne aufeinander schlugen. »Zu spät, Cowboy. Du hättest das Geld nehmen sollen.«
    Ich klappte zusammen wie ein Campingstuhl und

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