Kaputt in El Paso
und Forbes her und somit auch zu Fernando Solís Davila.
Aber es gab noch ein loses Ende. Ich rief die Farnsworths an. Jerry hob ab.
»Walkinghorse hier. Ich muss mit euch reden«, sagte ich.
»Uri? Im Moment geht’s nicht. Wir haben gerade eine Sitzung. Mona hat dich schon angerufen. Hörst du deine Nachrichten nicht ab?«
»Ich war nicht in der Stadt.«
»Hör zu, Mona ist gleich mit einem wichtigen Kunden zugange und ich assistiere ihr. Es ist das erste Mal für mich und ich bin etwas nervös. Ich soll die Grandma geben. Dieser Typ will von Oma mit einem Bratenwender versohlt werden, während er Mama aus der Hand frisst. Mona spielt die Mama. Hier ist das Zentrum des Wahnsinns. Ist Amerika nicht wunderbar? Was wolltest du eigentlich?«
»Ist vor kurzem bei euch eingebrochen worden?«
»Woher weißt du das?«
»Sie haben nur die Renseller-Videos mitgenommen, stimmt’s?«
Ich hörte, wie er tief Luft holte. »Du Mistkerl«, sagte er, »du bist es gewesen, richtig? Oder jemand in deinem Auftrag. Wir haben dir doch gesagt, dass du dir keine Gedanken machen musst. Die ganze Sache ist sowieso längst Geschichte.«
»Ich war es nicht. Es war einer von Jillians Freunden. Sie wollen sicher sein, dass Clive Rensellers stilloser Abgang nirgendwo dokumentiert ist.«
Er erwiderte nichts darauf. Ich sah es direkt vor mir, wie hektisch die kleinen Rädchen unter seinem Iro rotierten.
»Ich bin Teil dieser Dokumentation«, sagte ich. »Mit euch aber haben sie überhaupt nichts am Hut. Mona wird wohl kaum jemandem erzählen, wie Renseller gestorben ist. Sie verdient viel zu viel Geld mit dem Ganzen, um Interesse an einer Enthüllung zu haben. Denn was Mind me! absolut nicht gebrauchen kann, ist eine Veröffentlichung der Liste eurer Kunden. Der Einzige, der Grund hätte, sich an die Presse zu wenden, bin ich.«
»Um Gottes Willen, Uri, mach das bloß nicht!« Jerry war alles andere als gelassen, seine Emotionen spielten verrückt. Das machte ihn glaubwürdig und dafür mochte ich ihn.
»Keine Sorge. Zwar würden mir die Boulevardblätter sicherlich einen Riesen zahlen, aber der zweite Versuch von el jefe, mich in Samalayuca zu begraben, würde nicht fehlschlagen.«
»El wer? Will dich wo begraben?«
»Das willst du gar nicht wissen. Warum hat Mona mich angerufen?«
Er seufzte. »Ein Jobangebot. Mona will dich im Team, und zwar ganztags. Sie zahlt dir einen Tausender pro Woche.«
»Diese Arbeit liegt mir nicht, Jerry.«
»Nicht so voreilig. Denk erst mal drüber nach.«
Ich legte auf.
Erst jetzt registrierte ich das rote Lämpchen an meinem Anrufbeantworter. Es blinkte hastig, was bedeutete, dass ich mehr als eine halbe Stunde an Nachrichten hatte. Ich spielte sie ab, während ich in meinen besten – und einzigen – Anzug stieg.
Zwanzig
Für den Anzug hatte ich vor fünf Jahren vierhundert Dollar hingeblättert. Er war aus Schurwolle und von einem gedeckten Grau mit feinen schwarzen Nadelstreifen. Gert hatte ihn ausgesucht. Es gehörte sogar eine Weste dazu. Er saß wie angegossen und ich sah mehr als nur gut darin aus – ich suggerierte Erfolg, Souveränität und Selbstbewusstsein. Meine Schuhe waren Oxfords von Florsheim, Schuhe, die ich seit unserer Hochzeit nicht mehr getragen hatte. Das Gefühl, wieder in diesem Anzug und den Schuhen zu stecken, weckte Erinnerungen, die ich momentan am liebsten verdrängte. No problema. Gerts letzte Nachricht auf dem Anrufbeantworter hatte jeden unwillkommenen Anflug von Nostalgie im Keim erstickt.
Sie habe Rechtsanwälte auf mich angesetzt. Trey habe es nicht ins Starterfeld der Gatorade 125 geschafft und sei stinksauer. Das nächste Rennen finde in North Carolina statt und wenn er bis dahin keinen guten Mechaniker hätte, könne er das auch vergessen. Ich hätte kein Recht, Geld einzubehalten, das Trey brauche, um einen guten Mechaniker anzuheuern. Ob ich das nicht nachvollziehen könne. Diese Motoren liefen den ganzen Nachmittag bei achttausend Umdrehungen und müssten auf den Punkt eingestellt werden. Ihr Tonfall war schrill, die Stimme eines rasenden Geldeintreibers. Dann wechselte sie in eine sanftere Tonlage. »Aber eins stellt alles in den Schatten«, sagte sie. »Wir sind schwanger! Wir brauchen das Geld ganz, ganz dringend, Schatz. Das verstehst du doch, nicht wahr? Gynäkologen und Geburtshelfer sind nicht gerade billig, genau wie Pillen gegen Übelkeit, ganz zu schweigen von Anwälten. Du wirst demnächst von Rooney & Vesco hören.«
Während unserer
Weitere Kostenlose Bücher