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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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Verhältnis zum Gouverneur und spielte sogar eine Partie Golf mit dem Präsidenten.
    Das Foto in ¡Sabelotodo! war das gleiche, aber von besserer Druckqualität und somit schärfer. Zumindest scharf genug, um dem muskulösen Arm des kopflosen Axtmannes Rechnung zu tragen. Das zielte auf meine Eitelkeit. Ich sah einigermaßen gut aus. Ich war konkurrenzfähig, doch ich hatte seitdem Fett angesetzt. Das Foto motivierte mich – ich musste wieder ins Gym. Ich musste zurück zu meiner Ernährung mit wenig Fett und viel Eiweiß.
    Ich fuhr mit dem Taxi zum Baron Arms und ging in mein neues Apartment im zweiten Stock. Mich beschäftigte die Frage, ob Jillian selbstmordgefährdet sei. Welche Erklärung sollte es sonst für ihr Handeln geben? Doch sie war nicht selbstmordgefährdet. Sie hing am Leben. Selbst wenn die Welt um sie herum in Flammen stünde, Jillian fände immer einen grünen Hügel. Da gab es ein anderes Motiv, dessen war ich mir sicher. Man wirft nicht so ohne weiteres sein Leben in den Ring. Etwas war geschehen. Etwas, was sie vor mir geheim hielt. Was immer es auch war, es würde Konsequenzen haben. Solís würde das nicht auf sich beruhen lassen. Vorausgesetzt, es gab keinen anderen Hintergrund, hatte Jillian ihr Todesurteil unterzeichnet. Sollte es darum gehen, mich aus der Schusslinie zu bekommen, war das ähnlich viel versprechend wie seinerzeit Lenny Trebeaux’ Jobofferte.
    Mein Anrufbeantworter war voll mit Beschwerden. Das war nun das Letzte, womit ich mich jetzt beschäftigen wollte. Ich legte mich ins Bett und schlief eine Stunde, einen unruhigen Schlaf voller paranoider Träume. Nachdem ich aufgestanden war, mich geduscht und angezogen hatte, fuhr ich in die Innenstadt, zur Yarborough Street, zum größten Waffenanbieter, dem Maximum Firepower Gun Shop. Ich wollte eine Schrotflinte.
    »Für die Wachteljagd?«, fragte der Verkäufer mit einem leichten Grinsen. Sein Kopf war schmal, mit eng beieinander stehenden großen Augen und einer Hakennase. Der Typ sah aus wie ein Vogel. Dessen schien er sich bewusst zu sein, und um den Eindruck zu zerstreuen, verschränkte er die Arme vor der Brust, damit man sie nicht für Flügel hielte.
    »Nein. Ich brauche eine Waffe für zu Hause, zur Selbstverteidigung.«
    Das Grinsen des Verkäufers wurde breiter. Er drehte sich um, öffnete eine Glasvitrine und nahm eine kurze Schrotflinte Kaliber 12 heraus. »Eine Mossberg-Jungle-Gun«, sagte er. »Halbautomatik mit einem 18”-Lauf. Angenehm und leicht – nur drei Kilo. Ideal für den Einsatz in geschlossenen Räumen. Mit diesem Baby kann man eine Armee von Einbrechern aufhalten.«
    Wenn sie auch mehr kostete, als ich ausgeben wollte, war sie doch genau das, was ich benötigte. Ich gab dem Verkäufer meinen Führerschein. Er tippte meinen Namen und meine Sozialversicherungsnummer in den Computer. Es dauerte nur wenige Sekunden. »Bei der NCIC liegt nichts gegen Sie vor«, sagte er. »Keine Vorstrafen, keine Haftstrafen. Scheint so, als wären Sie ein verantwortungsbewusster, gesetzestreuer Staatsbürger, was immer das heutzutage auch heißen mag.«
    Ich verspürte das Verlangen, meine Hände um seinen dürren Truthahnschlund zu legen, sah mich stattdessen aber nach Munition um und entschied mich für Grobschrot. Ich stellte einen Scheck aus und fuhr nach Hause. Dort lud ich die Mossberg und versteckte sie unter dem Bett. Ich machte mich auf den Weg ins DMZ, kaufte zuvor eine Zeitung und setzte mich dann auf meinen Stammplatz an der Bar. Weder Güero noch Mando Ojara waren da. Hinter dem Tresen stand eine Frau, offensichtlich frisch eingestellt. Sie war um die vierzig, wasserstoffblond und verfügte über ein ausladendes Chassis, das mit einem Seitenaufprallschutz aus wulstigem, in Farbe und Beschaffenheit an rosa Kaugummi erinnerndes Fleisch dauerhaft gepolstert war.
    »Welches Gift bevorzugen Sie?«
    Ich blickte sie an, unsicher, ob das ein Scherz sein sollte. Es war keiner. »Welches Gift ich bevorzuge? Ich dachte, Barkeeper hätten diesen Spruch um 1939 aufgegeben.«
    »Wen haben wir denn da? Einen Geschichtsfan? Verraten Sie mir nun, was Sie trinken möchten?«
    »Eine Margarita on the rocks, ohne Salz.«
    »Der Erste geht aufs Haus, Tarzan.«
    Nachdem sie ewig dafür gebraucht hatte, brachte sie die Margarita. Sie war zu dünn. Zu viel Eis, zu viel Triple Sec, nicht annähernd genug Tequila. Vier Limonenspalten trieben vor sich hin wie Halbmonde, am Glasrand klebte eine Salzkruste.
    »Normalerweise«, erklärte

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