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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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mehr Stil als der alte Name, finden Sie nicht?«
    »Sie haben was gekauft?«
    »Diese Bar hier. Und zwar für das Zweifache ihres Wertes. Aber ich wollte unbedingt eine eigene Bar.«
    Zum ersten Mal sah ich mir die Bar genauer an. Güeros Sammlung grammatikalischer Stilblüten war verschwunden. Dafür hing ein Union Jack an der Wand, zusammen mit Bildern des Buckingham Palace und anderen Londoner Sehenswürdigkeiten.
    Neben dem Eingang zur Herrentoilette befand sich sogar eine Dartscheibe. Zwei adrett frisierte Männer in grauen Anzügen warfen Dartpfeile. Den Dartpfeil in der einen, den Gibson in der anderen Hand. Die Stammkunden des DMZ tranken nie Gibsons. Hätte man ihnen Dartpfeile gegeben, hätten sie sich damit die Augen ausgestochen.
    »Güero würde das DMZ niemals verkaufen«, sagte ich.
    »Ich habe dem Gentleman ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.«
    Rule Britannia dröhnte aus neuen Lautsprechern. Die Dart spielenden Gibson-Trinker erhoben ihre Gläser.
    Wie vor den Kopf gestoßen trat ich hinaus ins Sonnenlicht. Wenigstens war die Sonne bei ihrer alten Geschäftspolitik geblieben.

Dreißig
    Gewohnheiten sind die Bausteine des Lebens. Entfernt man nur einen Stein, verändert sich die Statik und es wird nie mehr so sein wie vordem. Das DMZ war ein wichtiger Baustein in meinem Leben. Es war mein Zuhause. Wie konnte mir Güero das nur antun?
    Es musste etwas passiert sein, ein Unglück in der Familie, etwas in der Art. Ich ging zurück ins Apartment und suchte im Telefonbuch nach seiner Nummer.
    Kein Odonaju. Er hatte mir nie erzählt, wo er wohne. Ich hatte immer gedacht hier, in der Stadt, unweit der Bar.
    Ich durchforstete die wesentlich zahlreicheren Einträge auf mexikanischer Seite. Da war er: G. Odonaju, der einzige Odonaju im Verzeichnis. Es war eine Adresse auf der anderen Seite des Flusses, in Juárez: Calle Vicente Zamora. Ich wählte die angegebene Nummer.
    »¡Bueno?«, meldete er sich.
    »Güero? Hier ist Uri. Mann, was hast du bloß angestellt, verdammt noch mal?«
    »Wovon sprichst du?«
    »Du weißt, wovon ich spreche. Die Bar, was sonst. Hinterm Tresen steht eine Gehirnamputierte, die behauptet, dass ihr der Laden gehört.«
    »Beatrice Westfall. Sie hat meine unverschämt hohe Forderung akzeptiert. Was soll ich dazu sagen?«
    »Du könntest sagen, dass es nicht wahr ist. Du könntest sagen, es handelt sich um einen Fehler, den man wieder gutmachen kann. Ich kann da nicht mehr hingehen, Güero. Sie hat den Laden ruiniert. Piccadilly on the fucking Rio! Wie kannst du nur zulassen, dass sie dem DMZ einen so bescheuerten Namen gibt? Mein Gott, neben dem Klo hängt sogar eine Dartscheibe.«
    »Tut mir leid, Mann. Ich brauchte das Geld. Ich mache im Ostteil von Juárez etwas Neues auf. Ein Fischrestaurant, eins von der gehobenen Sorte. La Paloma. Da wird es eine sehr schöne Bar geben. Komm rüber und trinke deine Margaritas hier.«
    »Wie soll das gehen, Güero? Um in meine Bar zu gehen, will ich nur die Straße überqueren, nicht den beschissenen Rio Grande. Du hast nie erwähnt, dass der Laden zu verkaufen ist. Wie konntest du mir das nur antun, Mann. Ich dachte, wir wären compas?«
    »Es ist rein geschäftlich, Uri. Nimm’s nicht persönlich.«
    »Wie könnte ich es nicht persönlich nehmen? Mann, ich nehm’s persönlich. Und komm mir nicht mit es ist geschäftlich – geschäftlich, auch so ein Begriff, mit dem man alle Scheiße der Welt rechtfertigen kann. Genauso gut könntest du sagen, es ist Gottes Wille.«
    »Was auch passiert, es ist immer Gottes Wille.«
    »Dann muss Gott nicht mehr richtig ticken. Man läuft Gefahr, einen Dartpfeil ins Auge zu bekommen, wenn man vom Klo kommt.«
    »Bleib auf dem Teppich, Mann. Es ist Monsun-Zeit. Du könntest auch vom Blitz erschlagen werden.«
    »Es war eine tolle Bar, Güero. Sie hat was abgeworfen und versuch nicht, mir weiszumachen, dass dem nicht so war. Du hattest eine zahlende Kundschaft. Und ich hab dazugehört, Scheiße noch eins.«
    »Ich musste verkaufen«, sagte er. »Kannst du dich an den pendejo erinnern, dem ich an der Uni eine runtergehauen habe? Seine Klage nimmt Fahrt auf. Er will fünf Millionen von mir. Ich hab mir gedacht, ich bringe mein Vermögen in Mexiko unter, wo es schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich für sie ist, darauf zuzugreifen. Wozu habe ich meine doppelte Staatsbürgerschaft? Ich will diesem kleinlichen Wichser nicht einen centavo in den Rachen schmeißen. Das ist doch wohl verständlich,

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