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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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Zufriedenheit aus. Ihr gefiel es, wenn ich mir ihretwegen Sorgen machte. Sie küsste mich. »Ich bin fast von der Straße abgekommen«, sagte sie. »Ich musste einfach etwas schlafen. Ich habe kein Auge zugemacht, seit wir miteinander im Bett waren. Du vollbringst wahre Wunder, was mich betrifft, Mr. Universum.« Sie strich sich das Haar nach hinten. Auf ihrer Wange sah man den Abdruck des genarbten Leders ihrer Handtasche, die sie als Unterlage für den Kopf benutzt hatte. »Wieso hast du eine Waffe dabei?«
    »Na rate mal! Wegen der Typen, die mich umbringen wollen.«
    »Nein, nicht mehr. Das hab ich dir doch erklärt. Es gibt keinen Grund mehr für sie, dich zu töten.«
    »Ich glaube nicht, dass die dazu ’nen Grund brauchen.«
    »Was hast du dann hier zu suchen? Wenn du von dem überzeugt bist, was du sagst, solltest du mich meiden wie der Teufel das Weihwasser.«
    »Ich habe niemals behauptet, die Vernunft gepachtet zu haben«, sagte ich und zog sie an mich. »Ich will mit dir zusammen sein, Jillian. Ich glaube, wir könnten es schaffen.«
    »Es?«
    »Es. Wie auch immer du es nennen willst. Liebe. Nenn es Liebe.«
    Ihre Fingerspitzen berührten mein Gesicht. Sie lächelte. Es war ein trauriges, fatalistisches Lächeln. Ich mochte es nicht. »Du hattest Recht«, sagte sie. »Ich habe dich belogen. Ich habe die Bilder nicht an die Presse gegeben, um dein Leben zu retten – obwohl das so eine Art Bonus sein könnte. Ich habe es aus Rache getan.«
    Meine Lippen fuhren über ihren Hals. Ihr beschleunigter warmer Atem streifte mein Ohr. Nur das wollte ich hören, dieses sanfte Raunen ihres Atems.
    »Dieser verdammte Fernie«, sagte sie und machte sich von mir los. »Er hat alles kassiert. Das Haus, die Bankkonten, die Abfindung. Ich wollte ihn ein wenig rotieren lassen. Wollte ihm einen Hieb versetzen.«
    »Wie kann er dir das Haus wegnehmen?«
    »Clive und mir gehört überhaupt nichts, nicht mal die Möbel. Ich habe dir doch erzählt, dass Clive nur ein Strohmann war. Wir hatten nicht mal unser eigenes Bankkonto. Fernie gestattete uns, das, was wir brauchten, von einem Sonderkonto abzuheben, bis zu einer Million jährlich, aber das Geld blieb Eigentum der Bank. Wir hatten eine Art Abfindung vereinbart, und zwar eine, die sich sehen lassen konnte, nur war ich im Falle von Clives Tod nicht als Begünstigte eingetragen. Wir haben unsere Rollen gut gespielt und hätten einen Haufen Geld verdienen können, wenn Clive sich mit seiner Vorliebe für Perverses nicht selbst den Saft abgedreht hätte.« Sie verlor fast die Beherrschung, hielt inne, um ihre Fassung zurückzugewinnen. »Diese Mistkerle haben mir alles weggenommen, Uri«, sagte sie. »Alles.«
    »Clive und Fernie.«
    »Ich geb dir gern die vollständige Liste. Hast du einige Stunden Zeit?« Ich dachte darüber nach. Ihre Liste begann sicher in Coos Bay, mit Caleb Brisbane, dem Fischer, und ihren Brüdern. Dann waren da noch ihre Exmänner und andere, von denen ich gar nichts wissen wollte.
    »Deshalb hast du die Fotos an das Boulevardmagazin geschickt«, sagte ich.
    Sie lächelte und kniff dabei die Augen zusammen. »Unterschätz mich nicht, Tiger. Ich sorge immer für Gleichstand.«
    »Warum willst du dann zurückfahren? Was hat Forbes dir erzählt?«
    »Fernie will die Wogen glätten. Keine Ahnung, warum. Weil ich der Bankenaufsicht nichts über den Cibola-Waschsalon gesteckt habe vielleicht. Ich weiß es nicht. Er hat mir angeboten, mich als alleinig Begünstigte für Clives Abfindung einzusetzen, unter der Bedingung, dass ich nach Oregon zurückkehre. Es handelt sich dabei um eine halbe Million. Deshalb will ich zurück. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Ich will nicht wieder arm sein.«
    »Du hast geweint, als du ausgecheckt hast«, warf ich ein.
    »Das hat dir dieser geile Bock von der Rezeption erzählt, stimmt’s? Ich hab vor Freude geheult, Uri. Zuerst bin ich pleite, weiß nicht, wohin, und in der nächsten Minute bin ich um eine halbe Million reicher. Meine Güte, das waren Tränen der Erleichterung. Natürlich war ich erst mal fertig. Aber kannst du das nicht nachvollziehen?«
    Sie ging etwas auf Tuchfühlung, doch ich reagierte nicht darauf. Wir stiegen aus dem Wagen, streckten uns und atmeten die kühle Morgenluft ein.
    »Warum überweist Solís das Geld nicht einfach per Post?«, fragte ich.
    »Erstens habe ich keine Postadresse. Offiziell habe ich keinen festen Wohnsitz. Zweitens hasst Fernie alles Unpersönliche. Er ist noch von der

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