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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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verdient!«
    Margo Combs hob eine Augenbraue und musterte mich. Ich zog mein Scheckbuch aus der Tasche und stellte einen Scheck aus. Die Differenz würde ich von meinen Ersparnissen abzweigen müssen. »Ich kann das übernehmen«, sagte ich.
    »Einen Scheiß kann der«, rief Moses.
    Edgar und Harold packten Moses bei den Armen und führten ihn ab.
    »Halt durch, Mose«, sagte ich.
    »Besorg’s doch der von einem Esel gefickten, toten, madigen Fotze deiner Mutter, Judas!«, schrie er.
    Die Doppeltür schloss sich hinter Moses und den Krankenpflegern. Zurück blieben Margo Combs und ich. Für einen Augenblick regierte eine peinliche Stille.
    »Das ist ja sonderbar«, sagte Margo Combs, erstaunlich gefasst angesichts der wüsten Flüche aus Moses’ Mund. »Hasst er seine eigene Mutter?«
    »Wir wurden adoptiert und hatten verschiedene Mütter. Er glaubt, dass unsere leiblichen Mütter Huren waren. Aber sicher ist das nicht. Ich möchte mich für die Ausdrucksweise meines Bruders entschuldigen, Mrs. Combs«, sagte ich.
    »Miss Combs«, erklärte sie. »Ich bin nicht verheiratet.«
    »Tut mir leid.«
    »Das muss es nicht«, sagte sie.
    Ich sah sie an und wusste, was sie meinte. Sie hatte genügend Einblick, wie Familien sich das Leben zur Hölle machen können, und keine Bedarf, sich dieser Narrenparade anzuschließen. Allein stehend und unabhängig, sich nur sich selbst gegenüber rechtfertigen müssen, das war Margo Combs’ Strategie, um in dieser IrrenhausWelt zu bestehen.

Sechsunddreißig
    Ich hockte in meinem Ford, auf dem Parkplatz von La Xanadu, und studierte im trüben Licht der Innenbeleuchtung meine Straßenkarte. Deming lag südlich von La Xanadu, eine Fahrt von siebzig Meilen durch die südlichen Ausläufer der Mimbres Mountains entfernt. Die Erkenntnis, dass ich mehr oder weniger unbewusst den Plan verfolgte, nach Deming zurückzufahren, löste ein kleines Erbeben in mir aus. Der Verstand ist ein durchtriebener Halunke. Er weiß, was du brauchst, auch wenn du dir darüber nicht im Klaren bist. Man kann da kaum mithalten. Er gibt die Richtung vor, du folgst, auch wenn dein Schritt nur schleppend ist. Und hast du erst mal eine Richtung eingeschlagen, gaukelt er dir vor, es sei alles auf deinem Mist gewachsen. Das kleine Erbeben brachte mich zum Lachen, ich lachte so lange, bis mir Tränen in die Augen traten.
    Ich fuhr zum Oasis. Ihr Mercedes war nicht da. Ich fragte den Nachtportier, ob das Zimmer, das wir gemietet hatten, noch belegt sei. War es nicht. Die Frau, erklärte er mir, habe vor ein paar Stunden ausgecheckt. Der Typ war ein in die Jahre gekommener Biker. Aufwändige, kunstvolle Tätowierungen schlängelten sich seine Arme hoch bis hin zu Schultern und Hals. Er sah aus, als gehöre er einer blauhäutigen Rasse an. Ich fragte ihn, ob er bemerkt habe, welche Autobahn-Auffahrt sie genommen hatte. Richtung Osten, sagte er. Normalerweise achte er nicht darauf, in welche Richtung die Autos führen, wenn sie vom Parkplatz rollten, aber die Frau sei beim Auschecken derart neben der Spur gewesen, dass er sie zwangsläufig habe beobachten müssen. Die Reifen ihres Wagens hätten buchstäblich gequalmt, als sie vom Parkplatz gefahren sei und auf der Nebenfahrbahn gewendet habe, um auf die Auffahrt nach Osten zu gelangen. Sie habe hier, am Tresen, vor ihm gestanden und geheult, berichtete der angegraute Biker, sei vor Nervosität kaum in der Lage gewesen, den Abschnitt für die Kreditkarte zu unterschreiben. Er zeigte mir den Beleg. Ihre Unterschrift sah aus wie der von einem Seismographen aufgezeichnete Kurvenverlauf eines schweren Erdbebens. An einigen Stellen war der Beleg durch inzwischen getrocknete Tränen gewellt.
    »Das war schon ’ne Süße«, sagte er. »Knackarsch hätte man damals gesagt, als ich und meine Jungs noch richtig Gummi gegeben haben. Eine richtig heiße Mutter.« Er grinste und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie war belegt und rissig. Gleichzeitig produzierte er einen kehligen Laut, eine Mischung aus Knurren und Schnurren. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, dann sah er mich noch mal an, diesmal direkter. »Hey, Mann, fass das nicht als Beleidigung auf. Hab mir nur gerade vorgestellt, wie es mit der so abgeht, ich meine, diese eins a Schnalle reibt sich hinten auf meinem Bock die Muschi, ihre Knie an meinen dünnen Arsch gepresst, während ich und die Jungs auf Choppern in San Jose oder Oakland einreiten. Ich spreche von den ganz frühen Sechzigern, als es noch was

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