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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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rechte Handfläche an einer grünen Glasscherbe aufgerissen. Weinflasche. Ich zog die Glasscherbe raus. Blut quoll durch den Dreck. Ich wischte den Dreck ab und saugte die Wunde aus. Als ich das nächste Mal umfiel, wälzte ich mich auf den Rücken, brüllte vor Schmerz auf, und dann sah ich in den Morgenhimmel rauf. Ich war zurück in meiner Heimatstadt. Los Angeles. Kleine Mükken tanzten vor meinem Gesicht herum. Ich machte die Augen zu.

Die Goldgräber von Los Angeles
    Harry und Duke. Die Flasche saß zwischen ihnen in ein em billigen Hotel in downtown Los Angeles. Es war Samstagabend in einer der grausamsten Städte der Welt. Harry's Gesicht war ziemlich rund und dämlich, als Nase hatte er nur eine winzige Beule, und seine Augen konnte man hassen; in der Tat, man haßte den ganzen Kerl, sobald man ihn nur ansah; deshalb sah man gar nicht erst hin. Duke war ein bißchen jünger, ein guter Zuhörer, er hatte gerade so einen leichten Hauch von einem Lächeln im Gesicht, wenn er zuhörte. Er hörte gerne zu; Menschen waren für ihn die größte Schau, und der Eintritt war frei. Harry war arbeitslos, und Duke war irgendwo Hausmeister. Beide hatten Knast hinter sich und würden auch wieder im Knast landen. Sie wußten es. Es war ihnen egal. Das obere Drittel der Whiskyflasche enthielt nur noch Luft, und auf dem Fußboden lagen leere Bierdosen herum. Sie saßen da und drehten sich Zigaretten mit der unerschütterlichen Gelassenheit von Männern, die mit 35 bereits ein unmöglich hartes Leben hinter sich hatten und dennoch weiterlebten. Sie wußten, es war alles ein Eimer voll Scheiße, aber sie weigerten sich, das Handtuch zu werfen.
»Sieh mal«, sagte Harry und zog an seiner Zigarette, »ich hab mich für dich entschieden, Mann. Dir kann ich trauen. Du wirst nicht die Nerven verlieren. Deine Karre wirds auch schaffen, denke ich. Wir machen halbe-halbe.« »Laß hören«, sagte Duke. »Du wirst es nicht glauben.« »Na sag schon.« »Well, es gibt Gold da draußen. Liegt auf dem Boden rum. Echtes Gold. Brauchst bloß rauslatschen und es aufheben. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es ist da. Ich habs gesehen.«
»Was ist der Haken dabei?«
»Naja, es liegt auf nem Schießplatz von der Artillerie. Sie ballern den ganzen Tag, manchmal auch bei Nacht, das ist der Haken. Man braucht Mut. Aber das Gold ist da. Ist vielleicht durch die Granateinschläge rausgekommen, was weiß ich. Aber in der Regel wird nachts nicht geschossen.« »Dann gehn wir bei Nacht raus.«
»Eben. Und sammeln das Zeug einfach auf. Wir werden reich sein. Und uns soviel Mösen leisten können, wie wir wollen. Stell dir das mal vor - jede Menge Mösen.« »Klingt gut.«
»Falls sie mit dem Ballern wieder anfangen, hechten wir einfach ins nächste Granatloch. Sie treffen nie zweimal ins gleiche Loch. Wenn sie mal ein Ziel getroffen haben, sind sie zufrieden. Wenn nicht, dann setzen sie den nächsten Schuß woanders hin.« »Das klingt logisch.«
Harry goß Whisky nach. »Aber es gibt noch einen Haken.« »Yeah?«
»Da draußen gibts Schlangen. Deshalb müssen wir zu zweit sein. Ich weiß, du kannst gut mit ner Knarre umgehen. Während ich das Gold einsammle, behältst du die Schlangen im Auge und knallst sie ab. Klapperschlangen. Ich denke, du bist der richtige Mann dafür.« »Hm, warum nicht. Scheiß drauf.«
Sie saßen da, rauchten und tranken, dachten darüber nach. »All das Gold«, sagte Harry, »all die Mösen.« »Weißt du«, sagte Duke, »könnte sein, daß sie mit ihren Granaten ne alte Schatzkiste getroffen haben.« »Was es auch ist, jedenfalls ist Gold da draußen.« Sie schwiegen und dachten wieder nach. »Woher willst du wissen«, fragte Duke, »daß ich dich nicht umlege, wenn du mit dem Einsammeln fertig bist?« »Well, das Risiko muß ich einfach in Kauf nehmen.« »Traust du mir nicht?« »Ich traue keinem.«
Duke machte eine Bierdose auf und schenkte die Gläser voll.
»Shit, ist wohl nicht nötig, daß ich Montag zur Arbeit gehe, was?«
»Jetzt nicht mehr.«
»Ich komm mir schon richtig reich vor.«
»Ich irgendwie auch.«
»Man braucht einfach irgend einen Break«, sagte Duke, »dann wird man als Gentleman behandelt.« »Yeah.« »Wo ist denn die Stelle?« fragte Duke. »Das wirst du sehen, wenn wir dort sind.« »Und wir machen halbe-halbe?« »Wir machen halbe-halbe.« »Du hast keine Angst, daß ich dich umlege?« »Wieso fängst du immer wieder davon an, Duke? Vielleicht leg ich dich um.«
»Jessas, daran hab ich nie

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