Kaputt in Hollywood. Stories.
den anderen VERPFLEGUNG. »Bist du Bukowski?«, fragte er. »Ja«, sagte ich.
Er gab mir meine Heftchen. Und schrieb »12.80« in meine Spalte »U« und »6.00« in meine Spalte »V«. Als ich aus der Union Station rauskam und über den Platz ging, überholten mich zwei kleine Kerle, die mit mir im Zug gewesen waren. Sie kamen in einem kleinen Bogen vor mir rum und schwenkten nach rechts ab. Ich sah sie an. Beide hatten ein breites Grinsen im Gesicht und sagten: »Hü Wie laufts denn so?«
»Kann nicht klagen.«
Die beiden legten einen Zahn zu und rannten in Richtung Main Street . . .
Im Cafe setzten die Jungs ihre Essensmarken in Bier um. Ich setzte meine auch in Bier um. Das Glas Bier kostete nur zehn Cents. Die meisten hatten ziemlich schnell einen sitzen. Ich stand am unteren Ende der Bar. Sie redeten jetzt nicht mehr über mich.
Ich vertrank meine ganzen Marken, und dann verkauf te ich einem Penner meine Übernachtungsgutscheine für 50 Cents. Ich trank noch 5 Biere und ging raus.
Ich latschte drauflos. Nach Norden. Dann nach Osten. Dann wieder nach Norden. Dann kam ich zu den Auto friedhöfen, wo sich all die kaputten Autos stapelten. Ein Typ hatte mir mal erzählt: »Ich penne jede Nacht in nem anderen Wagen. Letzte Nacht hab ich in nem Ford gepennt, die Nacht davor in nem Chevrolet. Heute nacht werd ich in nem Cadillac pennen.«
Ich fand einen Schrottplatz, der zwar eine Kette am Tor hatte, aber das Tor war verbogen, und ich war dünn genug, um mich durchzuwinden. Ich suchte, bis ich einen Cadillac fand. Das Baujahr konnte man nicht mehr erkennen. Ich legte mich auf den Rücksitz und pennte. Es muß ungefähr sechs Uhr früh gewesen sein, als ich diesen Jungen brüllen hörte. Er war etwa 15 Jahre alt und hatte einen
Baseballschläger in der Hand: »Komm da raus! Komm aus unserem Wagen raus, dreckiger Penner!«
Der Junge sah verängstigt aus. Er hatte ein weißes T-Shirt und Tennisschuhe an, und vorne fehlte ihm ein Zahn. Ich kletterte raus.
»Bleib stehn!« schrie er. »Bleib stehn, bleib stehn!« Er hielt mir den Baseballschläger entgegen.
Ich ging langsam auf das Tor zu, das jetzt einen Spalt offenstand.
Ein älterer Kerl, etwa 50, feist und verschlafen, kam jetzt aus einem Verschlag aus Teerpappe.
»Dad!« brüllte der Junge, »der Kerl hier war in einem von unseren Wagen! Ich hab ihn entdeckt, er hat auf dem Rücksitz gepennt!«
»Ist das wahr?«
»Yeah, es ist wahr, Dad! Ich hab ihn gefunden, wie er auf dem Rücksitz gepennt hat, in einem von unseren Wagen!« »Was ham Sie in unserem Wagen zu suchen, Mister?« Der alte Kerl war dem Tor näher als ich, aber ich ging trotzdem weiter darauf zu.
»Ich hab gefragt, was Sie in unserem Wagen zu suchen haben.«
Ich verdrückte mich weiter in Richtung Ausgang. Der Alte nahm dem Jungen den Baseballschläger aus der Hand, rannte zu mir her und rammte mir das Ding mit voller Wucht in den Bauch. »Uuf!« machte ich. »Meine Güte!« Ich konnte mich nicht mehr aufrichten. Ich stolperte rückwärts. Der Junge bekam Mut, als er das sah. »Ich gebs ihm, Dad! Ich gebs ihm!«
Der Junge schnappte sich den Baseballschläger und fing an, mich damit zu bearbeiten. Er schlug mich beinahe überall. Auf den Rücken, auf die Seiten, die Beine, die Knie, die Knöchel. Alles was ich tun konnte, war, meinen Kopf abzuschirmen. Ich nahm die Arme hoch und legte sie um meinen Kopf, und er drosch auf meine Arme und Ellbogen. Ich stolperte gegen den Drahtzaun. »Ich gebs ihm, Dad! Ich gebs ihm!«
Der Junge hörte nicht mehr auf. Hin und wieder kam er mit seinem Schläger bis zu meinem Kopf durch. Schließlich sagte der Alte: »OK, das reicht, Sohn.« Der Junge drosch weiter. »Sohn, ich hab gesagt, das reicht.«
Ich drehte mich um und hielt mich am Maschendraht fest. Einen Augenblick lang war ich unfähig, mich zu rühren. Dann ließ ich los und konnte immerhin stehen. Sie beobachteten mich. Ich humpelte auf den Ausgang zu. »Laß mich nochmal, Dad!« »Nein, Sohn.«
Ich schaffte es durchs Tor und ging Richtung Norden. Während ich ging, wurde alles in mir steif. Alles fing an zu schwellen. Meine Schritte wurden kürzer. Ich wußte, weit würde ich nicht mehr kommen. Ein Schrottplatz nach dem anderen. Zwischen zweien von ihnen sah ich endlich ein Stück offenes Gelände. Ich ging hin, und prompt trat ich in ein Loch und verstauchte mir den Knöchel. Ich lachte. Der Boden war abschüssig. Dann fiel ich über einen Ast, der nicht nachgeben wollte. Als ich wieder hochkam, hatte ich mir die
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