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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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spürte ein leichtes Würgen im Hals. Er war jetzt das Zünglein an der Waage, er musste entscheiden – ein Unterfangen, bei dem er sich auf jeden Fall den Hass eines der beiden Spieler zuziehen würde.
    »Du hast ja nur schon wieder ein viel zu dünnes Nervenkostüm«, meldete sich jetzt Georg Fellner zu Wort, der die Situation zu genießen schien. »Ich habe bloß meine Niederlage besiegelt gesehen, da ist mir dieses Lied durch den Kopf gegangen und mir sind ein paar Töne herausgerutscht. Aber das war keinesfalls mit Absicht und schon während deines Stoßes.«
    »Es war vorher«, protestierte Sykora, jetzt lauter werdend. »Darf ich den Stoß nun wiederholen oder nicht?«
    »Nein«, stellte Herr Heller klar. »Herr Fellner kommt dran. Ich bitte nun beide Kontrahenten, sich zu beruhigen und die Partie fair zu Ende zu führen.«
    Er hätte sich diese Worte sparen können, denn der aufgebrachte Sykora wollte Fellner den Weg versperren. Der aber machte nur zwei Schritte nach rechts und stieß seinen Ball scheinbar blind übers Brett. Zur Verwunderung aller traf er zuerst die weiße Kugel, lief dann über die vorgeschriebenen drei Banden und landete schließlich auf der roten Kugel, als ob es die selbstverständlichste Sache auf der Welt wäre.
    Tosender Applaus. »Très bon«, Gleichstand.
    »Siehst du, mir macht es nichts aus, wenn du mit unfairen Mitteln arbeiten willst, Egon«, stichelte Fellner. »Wo soll denn der Ball auch hinlaufen auf dem kleinen Brett? So, und jetzt schau dir bitte den Letzten an!«
    Beinahe gleichgültig nahm Fellner noch einmal Maß, setzte kurz zu seinem letzten Stoß an, und schon lief sein Ball wie auf Schienen ums Brett, traf, wie von einem Magnet angezogen, erst Rot, dann Weiß, vollendete den Punkt. Frenetischer Applaus und Jubel unter den Anhängern Fellners, Anerkennung vom Rest des Publikums. Georg Fellner war der Sieger, und zum äußeren Zeichen der Championswürde hob Herr Heller seine Hand empor.
    Nur Sykora wollte sich in dem allgemeinen Trubel nicht beruhigen. »Das ist unfair, wenn er mich nicht behindert hätte, hätte ich gewonnen«, pfauchte er. »Das war glatter Betrug, ich akzeptiere das Ergebnis nicht.«
    »Brauchst du auch nicht, ist nicht nötig«, kam es boshaft von den Rängen. »Wir haben es alle gesehen, da kannst du dich beschweren, so viel du willst.«
    »So seien Sie doch jetzt einmal friedlich«, versuchte Herr Heller einzulenken. »Sie haben ja auch eine großartige Leistung geboten und bekommen dafür einen wunderschönen Pokal. Das Schicksal war eben gegen Sie.«
    »Das Schicksal? Eine Saubande hat meinen Sieg verhindert.«
    »Nimm den Mund nur nicht so voll, du«, tönte es erneut aus dem Lager Fellners.
    »Kannst gleich eine haben, wenn du willst«, brüllte Sykora in voller Erregung. Er war jetzt wirklich nicht mehr zu halten und schien gewillt, eine Schlägerei vom Zaun zu brechen. Eine Drängerei entstand, Hände fuhren drohend in die Höhe. Einige Besonnene versuchten, Ärgeres zu verhindern. Trotzdem gelang es Sykora, Fellner mit dem Ellenbogen einen Rempler zu versetzen und dazu laut »Wart nur, du Arschloch, ich krieg dich schon!« zu schreien. Kurz sah es so aus, als würde Fellner zurückschlagen, aber schließlich lächelte er nur provokant und sagte: »Kannst ja nicht anders, Tschapperl [6] . Hast noch nie anders können.«
    Sykora drohte nun völlig auszurasten. Glücklicherweise hatte Herr Heller es geschafft, sich eine Gasse zu ihm zu bahnen und ihn unsanft am Arm zu packen. »Wir gehen jetzt«, sagte er mit Nachdruck. »Den Pokal können Sie sich später abholen, wenn Sie den heutigen Abend überschlafen haben.«
    »Ich geh schon, ich geh schon«, prustete Sykora aus sich heraus. »Aber ohne Begleitung. Den Pokal könnt ihr euch in den Hintern schieben, den brauche ich nicht. Gewonnen habe ich, versteht ihr, und nicht dieser aufgeblasene Geck da, auch wenn gewisse Leute alles darangesetzt haben, es zu verhindern. Ich bin der wahre Sieger, das genügt mir.«
    »Weißt du, Egon, ich möchte dich ja nicht ärgern«, mischte sich Fellner mit süffisantem Lächeln noch einmal ein. »Nur eines lasse ich mir hier, vor meinen Freunden, nicht nehmen: Gewonnen habe ich , das kannst du drehen und wenden, wie du willst. Hättest der Sieger sein können, bist es aber nicht, egal, warum und wieso. Musst dich halt wieder einmal mit deiner Niederlage abfinden.« Und, nach einer Pause: »Kannst mich höchstens umbringen, dann ist der erste Platz vakant,

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